⚠️▫Kapitel 열네/3▫⚠️

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Das Benehmen eines Menschen sollte wie seine Kleidung sein, nicht steif und peinlich akkurat, sondern frei genug, um sich zu bewegen und sich zu bestätigen. Sir Francis Bacon, (1561-1626), englischer Philosoph, Essayist und Staatsmann

Jungkook

3. Oktober, Freitag

Noch eine ganze Weile dösen wir einfach noch vor uns hin. Das heißt, Yoongi döst und ich starre überfordert ins Leere. Den Nachmittagsunterricht haben wir kurzerhand ausfallen lassen, keiner von uns beiden konnte sich irgendwie für Koreanistik aufraffen. Und so kommt es, dass Yoongi sich auf den Bauch gelegt hat, sein Kopf auf meinem, in den Schneidersitz gepressten, Oberschenkel niedergelassen hat und sich von mir die Kopfhaut verwöhnen lässt.

Und immer wieder wenn ich mir sicher bin, er sei längst eingeschlafen, fängt er wieder an, wohlig aufzuseufzen und seinen Kopf tiefer in meinen Schoß zu graben. Meine Bewegungen hingegen fühlen sich stumpf und mechanisch an. Krampfhaft zwinge ich mich, nicht völlig auszurasten, was sich aber als schwierig entpuppt, seit mir die Handlung meines Lieblingsbuches wie im Zeitraffer durch den Kopf spukt. Inklusive mir als Yakashi und Yoongi als Mitzuro Daro in den Hauptrollen.

Ich halte die Luft an, um meinem Herz die Resourcen zum schnellen Schlagen zu klauen, doch es will einfach nicht funktionieren, weshalb ich frustriert wieder ausatme. Mensch Jungkook, das waren ein bisschen deep talk und ein Küsschen auf die Wange, du willst dich jetzt nicht wirklich zu deinem Mitbewohner hingezogen fühlen?!

Yoongi schaubt genießerisch auf: "Ich bin süchtig." Und ich bin weniger begeistert davon, wie sich die Situation hier entwickelt! Hör auf so zu sein! Stell wieder irgendeinen Mist an!

Weniger enthusiastisch ziehe ich meinen Schenkel unter seinem Kopf weg und springe vom Bett auf. "Komm schon, um fünf fängt die letzte Vorstellung an, die uns erlaubt, wieder pünktlich hier zu sein."

Zwar murrt er ein wenig, krabbelt dann aber auf allen Vieren vom Bett und tauscht sein gemütliches, türkisgraues T-Shirt gegen ein etwas alltagstauglicheres Oberteil aus. Yoongi hat echte Fortschritte gemacht in seinem Verhalten und seinem Umgang mit den Lehrern. Nur den Gammellook für den Unterricht habe ich ihm noch nicht abgewöhnen können.

Yoongi

3. Oktober, Dienstag

Seit einer Viertelstunde läuft ununterbrochen Werbung über die 700 Zoll breite Kinoleinwand. Leckermäulchen Jungkook hat sich seither schon über die Popcorn, unsere Süßkramtüte und die Nachos sowie unsere gemeinsame XL-Cola hergemacht, bevor der Film überhaupt angefangen hat.

"Gib das her!", meckere ich beleidigt und entreiße ihm den zwei Liter fassenden Plastikbecher mit Strohhalm. "Eyy!", boxt er mich mit seinem spitzen Ellenbogen in die Seite und versucht mit seinen Händen nach der Cola zu greifen.

Dann aber verdunkelt sich der Saal noch ein wenig mehr und das Bild auf der Leinwand wird schwarz. Die wenigen Leute, die an einem Dienstagabend Zeit für eine Kinovorführung finden, verstummen nach und nach und auch Jungkook konzentriert sich nur noch, wie eine Motte vom Licht angezogen, auf den Vorspann, der den Titel des Films preisgibt.

Nach knappen zwanzig Minuten erfahre ich den wahren Grund für die wenigen Besucher: Dieser Film ist scheiße nochmal gruselig. Immer wieder tauchen Monster aus dem Dunklen aus und die ständigen Jumpscares habe bereits eine Gruppe aus dem Kinosaal vertrieben.

So viel zu "toller Streifen"! Mein mutiger Kamerade quiekt alle paar Minuten verdächtig hoch und versteckt sein Gesicht immer wieder hinter meiner Schulter, bis es einmal soweit kommt, dass er mich vor lauter Spannung in den Arm beißt.

poı§on, vənom, toxıc  ~yoonkook ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt