⚠️▫Kapitel 셋▫⚠️

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Wer gute Manieren hat, beweist das dadurch, dass er schlechte ertragen kann. Jüdisches Sprichwort

Jungkook

2. September, Freitag

Der nächste Morgen ist extrem unangenehm. Nicht nur, dass ich kaum geschlafen habe, mein Zimmernachbar sitz hier und versucht, mich in ein Gespräch zu verwickeln. Ich weiß ja nicht, aber wie ich ihn bereits erlebt habe, ist das nicht allzu typisch für ihn. Das merkt man spätestens dann, wenn er nicht das kleinste soziale Talent aufbringt.

"Musst du nicht die Schule ankucken?", forsche ich ein wenig nach. Seit ich auf diesem Internat bin, läuft es am Schuljahresanfang immer gleich ab. Am Donnerstag vor Schulbeginn kommt man an und richtet sich ein, am Freitag wird den Neuen alles Mögliche gezeigt und erklärt, die, die schon länger hier sind, organisieren eine kleine Fete für den Abend. Das Wochenende darf dann jeder so verbringen, wie er will, Schüler die bis dahin aufgefallen sind, räumen Samstagfrüh alles von der Willkommensparty am Abend davor auf.

Yoongi merkt, worauf ich hinauswill und zuckt nur desinteressiert mit den Schultern, bis ihm ein einleuchtendes Lächeln über die Lippen huscht: "Ich habe bis Montag noch genug Zeit, mich hier ein wenig umzusehen. Sag mal, kann es sein das du mich loshaben willst?" Er dreht sich mit dem Schreibtischstuhl von mir weg und kann mich deshalb nicht erwischen, wie meine Wange eine rosane Farbe annehmen.

Nervös ziehe ich meine Beine weiter in meinen Schneidersitz und versinke tiefer in der Matratze. Er hat es erfasst, seine Anwesenheit stinkt mir ein wenig.

Mitten in der Drehung stoppt er den Stuhl und kommt auf mich zu. Vor der Bettkante bleibt er stehen, stämmt seine Arme links und rechts neben meine Beine und beugt sich gefährlich nah an mein Gesicht. Ich schrecke ein wenig zurück und muss ihn mit großen Augen ansehen. Er soll so etwas lassen, er macht mir Angst!

Innerlich verfluche ich mich, dass ich ihm meine Fäuste nicht gegen die Brust hämmere und ihn anschreie, er soll sich gefälligst eine andere Schule suchen, aber der Moment zieht mich viel zu sehr in seinen schaudernden Bann.

Min starrt mir emotionslos in die Augen und sein gespenstisch ernster Blick bohrt sich in meine zitternden Pupillen, die verzweifelt nach einem Punkt suchen, den sie fixieren können, um nicht mehr in dieses dunkle Pechschwarz sehen zu müssen.

Doch plötzlich ziert ein schelmisches Grinsen sein zartes Gesicht, in dem man bei Gott nichts Böses vermutet. "Kooks, wenn du willst, dass wir miteinander klarkommen, muss du dich damit abfinden, was ich getan habe. Ich kann es jetzt auch nicht mehr ändern und es bringt nichts, der Vergangenheit nachzuhängen, vielleicht bin ich ja ein ganz anderer wie damals und du gibst mir nicht einmal eine Chance."

Um seine Worte zu unterstreichen zeigt er auf den Teller mit Essen, den er mir gestern mitgebracht hat. Ich war hungrig, aber zu stolz, diese unterwürfige Geste anzunehmen. Nicht dass er denkt, ich verzeihe ihm so einfach. Nein, so leicht mache ich es ihm nicht.

Dann wird er wieder etwas ernster: "Ich will dir ja nicht drohen, aber du weißt, wie ich Leute behandle, die ich nicht ausstehen kann..." "Nenn mich nicht Kooks." ist das einzige, was mir daraufhin einfällt. Und das war es dann auch mit Kommunikation für heute. Das einzige, was ich aber von ihm zu hören kriege, ist es nicht. Er scheint meine Sensibilität in dieser Sache zu kennen und es schamlos auszunutzen, um mich zu ärgern.

Denn Yoongi ist laut! Ohne Grund und unnötig!

Den angebrochenen Tag verbringen wir damit, stumm im Zimmer zu sitzen und nicht zu wissen, was wir anstellen sollen. Als er vom Mittagessen wiederkommt, breche ich schnell zur Mensa auf, um auch noch etwas abzubekommen, ohne diese Zeit mit ihm verbringen zu müssen.

Ich glaube, er nimmt mir das übel oder er ist einfach wirklich so ungehobelt. Ich habe noch nie einen Menschen so viel Husten, Niesen oder Gähnen gehört. Er dreht sich nicht weg, nimmt sich ein Taschentuch oder den Ellenbogen zur Hand. Er entschuldigt sich nicht dafür, oder hält sich die Hand vor den Mund und wenn ich ihm Gesundheit wünsche, bedankt er sich nicht dafür. Min Yoongi macht mich wahnsinnig!

Ich lege viel Wert auf gute Manieren, er nicht. Ich befürchte, dass sich das in einen Interessenkonflikt verwandelt, den ich nicht haben möchte, denn um so einen zu lösen, muss man auf den anderen eingehen, sodass jeder einen persönlichen Vorteil aus dem Kompromiss ziehen kann, auf den man sich einlässt.

Während ich mir noch überlege, was ich dagegen unternehmen könnte, erhebt sich Yoongi und greift nach seiner Jacke über der Stuhllehne. "Ich gehe jetzt zu diesem Schulfest, wenn du mitkommen willst, dann komm. Außer natürlich du bist zu beschäftigt damit aufzustöhnen oder -seufzen, wenn irgendjemand auch nur einen Mucks von sich gibt!" Mit diesen Worten schlendert er aus der Tür und versenkt die Schlüssel in seiner Hosentasche.

Ich brauche einen Moment, bis ich realisiere, was der Typ, der mit über die Schulter geworfener Jacke lässig den Raum verlässt, gesagt hat. "Warte Min!", rufe ich und haste ihm hinterher. Also hat er doch gemerkt, dass es mich stört, sich aber nichts dabei gedacht.

poı§on, vənom, toxıc  ~yoonkook ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt