⚠️▫Kapitel 다섯▫⚠️

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Höflichkeit ist Klugheit. Folglich ist Unhöflichkeit Dummheit. Sich mittels ihrer unnötiger- und mutwilligerweise Feinde machen ist Raserei. Arthur Schopenhauer, (1788-1869), Philosoph

Jungkook

5. September, Montag

Am Morgen war ich spät dran, da ich noch nach Yoongi gesucht habe. Er hat sich kurzerhand in ein anderes Zimmer verflüchtigt, als ich gerade dabei war, meine Wut im Stadtpark auszulassen.

Bis mir eingefallen war, dass Sonntag war und er um diese Zeit geschlossen hatte. Darum musste ich umkehren. Was für eine Zeitverschwendung.

So wie es aussieht hat er sich von seiner Schlafgelegenheit direkt auf in die Schule gemacht und ich habe umsonst den halben Campus abgeklappert.

Wenigstens haben wir jetzt Fräulein Son, sie ist noch ziemlich jung und nicht besonders streng, weil sie nicht sehr geübt darin ist, sich Gehör oder Respekt zu verschaffen. Dazu ist sie viel zu verängstigt und schüchtern.

Als ich in meinen Klassenraum für diesen Kurs stürzen will, kommt sie gerade um die andere Ecke des Ganges gebogen. "Hallo Mr Jeon, breit für den ersten Schultag?" horcht sie verlegen nach. Natürlich bin ich bereit, ich bin mir eher nicht schlüssig, ob sie es wirklich ist.

Mit einer höflichen Verbeugung beantworte ich ihre Frage und husche dann vor ihr ins Zimmer. Mein Blick schweift umher auf der Suche nach einem neuen Platz, während Fräulein Son bereits die Klasse begrüßt. Ein paar stehen auf, andere bleiben einfach sitzen.

So wie Min Yoongi, der auf einem Stuhl in der Mitte ganz hinten im Raum thront, umgeben von ein paar Unruhestiftern. Er kaut Kaugummi, hat sich weder Jacke noch Cap entledigt und redet einfach weiter mit seinem neuen Nebensitzer, als wäre kein Lehrkörper im Raum.

Mit hochgezogenen Augenbrauen pfeife ich verunsichert über sein Verhalten durch meine Zähne und lasse mich auf einen freien Platz an der Wand in der zweiten Reihe sinken. Sobald ich meine Tasche von der Schulter habe gleiten lassen und sie neben den Tischbeinen verschwinden lasse, startet Fräulein Son ihre Ansprache.

"Da ich eure erste Lehrerin dieses Schuljahr bin, habe ich die Ehre euch recht herzlich im neuen Schuljahr zu begrüßen. Ich hoffe ihr hattet über die letzten vier Tage genug Zeit, euch etwas einzuleben, vor allem die Neulinge, von den wir drei heute hier haben. Nim Hanbi, Jung Jaelin und Min Yoongi haben dieses Jahr in unseren Musikkurs gewechselt und ich hoffe ihr nehmt sie recht freundlich in eurer Gemeinschaft auf.", erzählt die Son.

Während die Mädchen sich kurz erheben und verbeugen, nickt Yoongi einfach nur ein paar hübschen Mädchen zu, die sich kichernd zu ihren Freundinnen wenden. Eine Mischung aus Raunen und Lachen geht durch die Klasse.

Fräulein Son versucht gar nicht erst, Kontrolle über die Klasse zu erlangen, sondern redet einfach, wenn auch etwas lauter, aber einen Ticken verunsicherter als bisher weiter: "Wie ihr wisst ist unser Schulabschluss sehr angesehen, weshalb sich viele Schüler dazu entscheiden, uns auch noch im Senior Year zu bereichern. Meldet euch ruhig, wenn ihr mit dem Stoff nicht hinterherkommt, dann kann ich euch Lernaufschub geben. Aber jetzt zum Unterricht, keine Sorge, es ist die erste Stunde, ich habe mir nichts zu Anspruchsvolles überlegt, führt allerdings trotzdem Mitschrift, damit ihr vollständige Protokolle anfertigen könnt."

Die erste Stunde war alles, aber gewiss nicht anspruchsvoll, eher die Schüler waren anspruchsvoll. Wir sind nur gut dreißig im Musikkurs, trotzdem hat Fräulein Son uns nicht im Griff. Und Min Yoongi trägt erheblich dazu bei.

Er hat kein Interesse an Musikwissenschaft und ist sich nicht zu schade, dass allen zu präsentieren. Vollgekritzelte Blätter, Spitzerspähne oder Trinkpäckchen landen einfach auf dem Boden und wenn er dazu aufgefordert wird, nicht im Unterricht zu telefonieren, ignoriert er unsere Lehrerin einfach oder beschimpft sie.

Sie hat es ohnehin schon nicht leicht, aber Min Yoongi macht sie regelrecht zur Zielscheibe, weshalb ich nach langem überlegen beschließe, mich nach dem Unterricht an sie zu wenden.

Ich bin ohnehin einer der letzten im Klassenzimmer, alle anderen hetzen bereits in ihre anderen Kurse, entweder, weil die Lehrer streng sind und auf Pünktlichkeit achten oder weil man am ersten Schultag freie Platzwahl hat, solange man nur früh genug da ist.

Soziologie bei Frau Kim-Ohn wurde auf den Nachmittag verschoben, also nutze ich meine Freistunde vorerst, um mit Fräulein Son zu reden. Ich räuspere mich, weswegen ihr der ganze Kram, den sie in ihre klobige Tasche stopfen wollte aus den Händen fällt und sich überall auf der Tischplatte verteilt.

Das wollte ich nicht. Nervös sucht sie alles zusammen und hebt ein paar mal den Kopf um freundlich Augenkontakt zu halten, dabei erkenne ich, dass sie kurz davor ist zu weinen.

Ohne meinen Blick von ihr zu nehmen, packe ich die Tasche und halte sie auf, dass Fräulein Son ihr Zeug darin versenken kann. Sie stellt sich gerade und streicht sich dankend eine locker gewordene, dunkle Strähne aus ihrem Dutt hinters Ohr.

"Beruhigen sie sich Fräulein Son, wenn sie so weiter machen, halten sie das ja nicht länger als drei Tage aus. Ich kenne Min Yoongi schon aus der ersten Schule, das Wort Respekt hat er höchsten einmal in einem Musikstück gehört. HipHop oder Rap, wissen sie."

"Sie haben Recht Mr Jeon, dieser Musikstil ist nicht mein Fachgebiet", dramatischt stemmt sie sich eine Hand in die Hüfte, nur um sie immer wieder vor ihr Gesicht zu führen und sich mit beiden Händen Luft zuzuwedeln, "aber ich muss mir das nun wirklich nicht gefallen lassen!"

Sie lächelt ein weiteres Mal nervös, bevor sie tief durchatmet und Min Yoongi mit ernster Miene zurückpfeift. Ich verlasse den Klassenraum und Yoongi rempelt mich absichtlich mit den Worten "Wehe du hast was gesagt, kleiner Bastard!" an.

Yoongi

5. September, Montag

"Mr Min, können sie sich vorstellen, warum ich sie zurückgerufen habe?", fragt Ms Son. Scharf ziehe ich Luft ein und hebe meinen Blick: "Eigentlich haben sie nach mir gepfiffen, wie nach einem Hund und das muss ich mir nicht gefallen lassen."

Sofort verunsichere ich sie wieder, das ist leicht an ihren geöffneten Lippen und den aufgerissenen Augen zu erkennen. Sie ist einfach nicht die Richtige für diesen Job.

"Ich borge die mir mal.", antworte ich ruhig aber frech auf meine eigene Aussage und eile mit den Schlüsseln zwischen den Fingern aus dem Klassenraum.

Draußen steht Jungkook, aber ich bezweifle, dass er auf mich und nicht auf seine allerbeste Freundin wartet, und sieht mir sprachlos zu, wie ich die Tür von außen verriegle.

"Hey!", kann er sich reißen, als ich den Schlüsselbund in der Mülltonne entsorge und den Gang entlang zu meinem nächsten Kurs schlendere. Ich drehe mich nicht um, sondern zeige ihm nur den Mittelfinger nach hinten.

"Soll ich in meiner Freistunde jetzt wirklich im Müll kramen?", schreit er mir pöbelnd hinterher. Ich zucke nur mit den Schultern ohne mich auch nur ein einziges Mal umzudrehen oder anzuhalten.

Im Schulhaus schreit man nicht Jeon Jungkook.


poı§on, vənom, toxıc  ~yoonkook ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt