⚠️▫Kapitel 넷▫⚠️

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Zusammenfassung des Benehmens: die eigene Würde zu bewahren, ohne die Freiheit anderer zu zerstören. Sir Francis Bacon, (1561-1626), englischer Philosoph, Essayist und Staatsmann

Yoongi

3. September, Samstag

Ich hätte niemals gedacht, dass man mit Jeon Jungkook auch Spaß haben kann. Allgemein hätte ich nie gedacht, dass man auf einer Schulparty Spaß haben kann.

Es ist bereits halb drei, doch die Hälfte der Schüler ist immer noch munter. Fröhlich pendle ich zur Fruchtbowle und schöpfe mir mein Glas voll. Während dem Trinken halte ich Aussicht nach Jungkook. Ich hätte ihn als totalen Außenseiter eingeschätzt, doch er hat mir einige Schüler vorgestellt, die sich anscheinend gut mit ihm zu verstehen scheinen. Darum brauche ich eine Weile, bis ich ihn auf der Tanzfläche, sich ausgelassen bewegend in einer Menschentraube entdecke.

Er strahlt übers ganze Gesicht, ziemlich niedlich, wie ein kleines Kind an Weihnachten. Er muss wohl meine Blicke auf sich gespürt haben, als er zu mir aufblickt. Ich winke ihm zu, was ihn dazu veranlasst in meine Richtung zu tanzen.

"Yoongi, lass uns auf unser Zimmer gehen.", schreit er mir angesichts der lauten Musik ins Ohr. Ich runzle fragend meine Stirn: "Warum denn, wir haben doch so viel Spaß?" Er lacht heißer neben mir auf, was ich nur höre, weil das Lied sich in diesem Moment wechselt, das Licht sich etwas dämpft und dessen Kegel langsamer über den Boden wandern. "Du warst wohl noch nicht oft auf Partys? Erstens spielen die jetzt eine halbe Stunde lang nur langsame Songs für die Pärchen, damit die bis jetzt hierbleiben und tanzen und sich nicht anderweitig vergnügen und zweitens sollte man eine gute Party immer dann verlassen, wenn noch gute und keine Aufbruchsstimmung herrscht, damit man später tolle Erinnerungen hat."

Das leuchtet ein. Ich leere mein Glas auf einen Zug und stelle es neben der Bowleschüssel ab, die sich im Laufe des Abends verdächtig schnell geleert hat. Jungkook zieht mich hinter sich her an der Hand durch die Menge auf den Gang zu den Treppenhäusern.

Jungkook

3. September, Samstag

Nachdem wir uns über die vollen Gänge und stillen Treppenhäuser, voller kichernder Mädchengruppen in unser Zimmer gezwängt haben, bin ich der erste, der im Bad verschwindet. Ich wechsle mein T-Shirt und entledige mich meiner Hose, bevor ich noch mit der Zahnbürste im Mundwinkel zur Tür stolpere und Yoongi Bescheid gebe, dass er sich umziehen kann.

Es dauert nicht lange, bis wir beiden völlig geschafft aber glücklich im Bett liegen. "Gute Nacht Min Yoongi.", wispere ich in den dunklen Raum, dorthin, wo ich sein Bett vermute und ziehe mir die kuschelige Decke bis ans Kinn.

Ich bin bereits am Wegdösen, als mich ein aufdringliches, bläulich strahlendes Licht aus dieser Phase reißt. Yoongi hat doch nicht etwa wirklich jetzt sein Handy an? Ich krieche unter meiner Decke hervor und tatsächlich schmunzelt er in sein Display hinein.

"Min, kannst du dein Telefon bitte auf die Kommode legen?", fordere ich ihn auf und bemühe mich, nicht angespannt aber freundlich zu klingen. Er verdreht nur die Augen und tippt irgendetwas auf seiner Tastatur herum. "Yoongi so kann ich nicht schlafen...", starte ich einen neuen Anlauf. Er seufzt, rappelt sich aber wirklich auf und legt sein Handy auf der Kommode ab. Gerade als er wieder zu seinem Bett schlürfen will, räuspere ich mich und spreche ihn wieder an: "Sorry, dass ich weiternerve, aber kannst du es runterfahren. Du weißt schon wegen dem Handysmog.", kaue ich nervös auf meiner Lippe.

Auf ein komisches Aufstöhnen folgt ein "Nicht dein Ernst KOOKS.", darauf ein elektrisches Surren und darauf ein dumpfes Poltern, das ein Körper verursacht, wenn er auf weiche Laken fällt. Und daraufhin kann ich endlich einschlafen.

Yoongi

3. September, Samstag

Wirre Geräusche dringen über dem Schulhof zu unserem Fenster herein. Blindäugig und frohschmatzend räkle ich mich in meinem Bett hin und her, bis ich meine Augen aufschlage. Direkt vor mir, keinen Meter entfernt hängt Jungkooks emotionsloses Gesicht in der Luft. Er blinzelt ein, zwei Mal und ich erschrecke mich zu Tode, was einen unmännlichen Schrei und ein bisschen zurückschrecken -und zappeln unter der Bettdecke voraussetzt.

"Was soll das Jungkook?!", brülle ich ihn, immer noch mit schnell pochendem Herzen, an. Sein Gesicht bleibt weiterhin völlig leer und als wäre nichts gewesen fordert er: "Können wir uns darauf einigen, dass wir unsere Handys um zwölf zur Seite legen, ja?"

Unsanft drücke ich mit meiner Hand sein Gesicht von mir weg und quäle mich aus dem Bett. Mit müden Füßen schleppe ich mich bis zum Bad, wobei mein Blick auf die Uhr fällt. "Halb elf?!", kreische ich außer Fassung und wirble zu Jungkook herum.

Der lehnt nur cool am Türrahmen und scannt mich mit funkelnden Augen. "Wird heute wohl nichts mit Frühstück für dich. Aber keine Sorge, in zweieinhalb Stunden gibt es ja wieder Mittagessen." Ich nicke knapp und ziehe dann die Badezimmertür hinter mir zu, ich muss sowieso duschen, eine dieser Pappnasen gestern hat mir Saft über die Beine geschüttet.

Jungkook

4. September, Sonntag

Die ganze Zeit muss ich mich mit Yoongi rumstreiten, ich habe keine Lust mehr auf diesen Mist. Er ist furchtbar, sein Leben scheint nur auf Social Media Plattformen abzulaufen.

Erde an den Typ, der sowieso immer so aussieht, als würde er schlafen, hallo, bist du da?

Gerade blockiert er den Schreibtisch, weshalb ich gezwungen bin, meine Schulbücher auf dem Boden querzulesen, um einen Überblick zu bekommen, was dieses Schuljahr alles auf mich zukommt.

Wenigstens sitzt er nicht an seinem Handy, sondern sieht mir interessiert dabei zu, wie ich durch die einzelnen Seiten stöbere und stellt mir Fragen zum Lehrsystem an der Schule, eben alles, was einem einfällt, wenn man neu ist.

In dem Moment, in dem ich eine sehr komplexe Artikelsammlung zum Sezieren von Tiergedärmen durchlese unterbricht mich ein nerviges Surren.

"Vibrationsalarm ist nicht lautlos!", herrsche ich Yoongi an, doch der ist sofort in seine App vertieft. "Weißt du es ist ziemlich lästig, wenn dieses Ding mich vom Lernen abhält. Bist du überhaupt richtig anwesend? Hallo Yoongi, schonmal was vom Nicht-stören-Modus gehört?"

Als er nicht reagiert, stelle ich mich auf und brause auf ihn zu. Mit einem simplen Schlag bin ich fähig, sein Handy auf den Boden zu befördern. Als es mit der Kante aufschlägt, springt sofort die hintere Abdeckung samt Hülle ab und auch der Akku hat sich aus seiner Halterung verabschiedet.

Yoongi springt auf und schuckt mich grob in die Zimmermitte. "Was soll das du Penner?! Das Teil hätte kaputt gehen können, du hast es zerlegt!", blafft er mich aggressiv an.

Ich weiß nicht warum aber aus irgendeinem Grund spüre ich Tränen in meinen Augen und das bittere Gefühl in der Kehle, wenn man beim Heulen am liebsten losschreien würde, um diesen lauernden Schmerz loszuwerden.

Das macht mich so wütend, dass ich ihn zurückschubse, womit er wahrscheinlich nicht gerechnet hat. Blindlinks packe ich nach irgendeiner Jacke, seiner Jacke, und dem Schlüsselbund, während ich ihm im Gehen meine Meinung an den Kopf werfe: "Ich habe deine volle Aufmerksamkeit verdient, immerhin schenke ich dir das wertvollste, was ich besitze, meine Lebenszeit! Jedes Mal, wenn du beim Reden auf dieses verdammte Handy lunst, signalisierts du mir, dass es wichtigeres als mich gibt!"

"Du bist selbst nicht das beste Vorbild, wenn du in dein Buch reinstarrst, obwohl mir langweilig ist.", flüstert er getroffen, dreht sich weg und wartet, dass ich mich aus unserem Zimmer verpisse.

poı§on, vənom, toxıc  ~yoonkook ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt