⚠️▫Kapitel 일곱▫⚠️

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Die Pünklichkeit ist die Höflichkeit der Könige. Ludwig XVIII., (1755-1824), 1814-1824 französicher König

Yoongi

8. September, Donnerstag

Inzwischen hat sich Jungkook wieder eingekriegt. Am Montag wollte ich ihm provokativ auf die Pelle rücken, weil er sich immer aus dem Staub macht, sobald es brenzlich wird, aber er war mir einen Schritt voraus und schon über alle Berge.

Zurückgekommen ist er mit der besten Laune in dunkelster Nacht, er hat irgendwas von bester Freung gefaselt und ziemlich nach Rauch gestunken. Ich wusste nicht, dass er raucht. Hätte er es mir früher gesagt, hätte ich mich in meinen Raucherpausen nicht so alleine fühlen müssen.

Jedenfalls war er wie ausgewechselt, gut drauf, hat mich aber in Ruhe gelassen. Höfliche Ignoranz beschreibt es am besten.

Bis er eben gestern auf mich zugekommen ist und mich an irgendeinen Ort auf dem Schulgelände bestellt hat, das alte Schulhaus mit den Naturwissenschaftsräumen und ein paar verlassenen Klassenzimmern im Obergeschoss, die Prüflingen zur Vorbereitung bereitgestellt werden. Will er etwa mit mir lernen?

Irgendwas ist faul an der Sache und ich hadere erst mit mir überhaupt hinzugehen, aber schließlich, mit fünf Minuten Verzug mache ich mich doch auf den Weg. Ich habe ohnehin nichts Besseres zu tun.

Ich muss das Wohnheim nach unten, quer über den Campus und in ein altes Eckgebäude. Viel Zeit nachzudenken. Ich denke, Jeon Jungkook kann mich nicht ausstehen, deshalb kann ich mir auch nicht vorstellen, was er von mir wollen könnte.

Aus irgendeinem Grund will er mich nicht akzeptieren, er weißt mich zurück, ständig. Natürlich muss er sich nicht mit jedem verstehen, aber er hat auch nicht das Recht, mich grundlos zurückzuweisen. Vielleicht steht es ja in seinem Verhaltens-Codex, dass er Abstand halten und mich einschätzen lernen soll und das hat er die letzten zwei Tage offensichtlich getan.

Aber was kommt jetzt? Mit einem mulmigen Gefühl drücke ich die große, schwere Tür an ihrer Messinghalterung auf und sie gibt geräuschvoll nach. Ein Kontrast, im Vergleich zum völlig leisen Schulhaus. Irgendwie fühle ich mich hier sogar beim Atmen zu laut, weshalb ich so behutsam und schnell wie beides parallel nur möglich ist, die Treppenstufen nach oben eile.

Jungkook

8. September, Donnerstag

Mein Fuß tappt unaufhörlich ungeduldig auf dem alten, gebleichten Linoleumboden auf und ab. Zum siebten Mal in dieser Minute ziehe ich hektisch den Ärmel meines neutralblauen Pullovers zurück und studiere meine Armbanduhr.

Kein Yoongi. Zum siebten Mal in dieser Minute.

Plötzlich taucht ein Kopf am Ende des Ganges auf, doch da das weißliche Sonnelicht ihn von hinten bescheint, kann ich nicht ausmachen, ob die Haare blau oder tatsächlich nur schwarz sind.

Aber dann tauchen diese Bilder in meinem Kopf auf, wie es war, als Min Yoongi das erste Mal auf mich zukam, lässig und langsam aber trotzdem so unglaublich cool. Ein seltsames, kaltes Kribbeln huscht mir den Nacken über den gesamten Rücken hinab, bis zu meinen Fersen und ich fühle mich, als würde mein gesamtes Gewicht mitrutschen.

Wahnsinn, ich konnte ihn also tatsälich überzeugen, herzukommen.

Als Yoongi meinen kalten Blick bemerkt, beeilt er sich auf den letzten Metern. "Von Pünktlichkeit hast du noch nie gehört oder?", fahre ich ihn überraschend gleichgültig an. Er grinst nur verschmitzt und zuckt mit den Schultern.

"Pünktlichkeit symbolisiert Höflichkeit und Respekt! Weißt du, du verhältst dich wie etwas Besseres, wenn du dir erlaubst, zu spät zu kommen. Meine Eomma hat mir beigebracht, dass jemand pünktlich ist, wenn er fünf Minuten früher auftaucht und nicht fünf Minuten später! Mann Min, wegen dir sind wir zu spät!", schimpfe ich mit ihm wie mit einem Fünfjährigen.

Doch es scheint zu wirken, denn Yoongi ist antwortet zwar trotzig, doch ich höre die Unsicherheit und Schuld aus seiner Stimme heraus: "Ich wollte erst nicht kommen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass du nach allem was schon vorgefallen ist überhaupt noch Lust hast mich zu..."

Plötzlich stockt er und seine Miene verfinstert sich schlagartig. "Was meinst du mit 'wir'?", zischt er bedrohlich und kommt einen Schritt auf mich zu. Panisch weiche ich zurück und sehe ihm in die schönen, dunklen Augen, in denen sich mein Ebenbild spieglt. Oh Gott, ich sehe aus wie ein verängstigtes Rehkids.

"Ganz normal, ich verstehe nicht...", gestehe ich ihm, aus Angst, dass er mich gleich seiner linken Faust bekannt macht, die rechte braucht er bestimmt noch und so eine Hand ist nicht mehr zu gebrauchen, wenn er mit mir fertig ist.

"Du warst pünktlich hier, ich zu spät. Wenn du also sagst, wir wären zu spät, muss es irgendein Ereignis geben, zu dem wir zu zweit erscheinen sollen. Ist es ein Treffen mit deiner besten Freundin Son und dem Rektor?"

Vorsichtig schüttle ich den Kopf und richte meinen Rücken wieder vollständig auf. "Nein Min Yoongi", ich muss seufzen, beschließe aber, das Geständnis so schnell wie möglich über meine Lippen zu bringen, "wie du weist bietet die Schule Kurse an, auch welche zu guten Manieren. Und weil ich nicht akzeptiere, mit so einem rüpelhaften Klotz wie dir in ein- und demselben Zimmer zu hausen-"

Sofort dreht er sich weg und geht mit eiligen Schritten und seinen Händen in den Taschen in Richtung Ausgang. Es dauert einen Moment, bis ich mich aus meiner Schockstarre gelöst habe. Sofort versuche ich, ihn einzuholen und erwische seinen vor- und zurückschwingenden rechten Arm. Ich umklammere sachte sein Handgelenk, was dazu führt, dass er ruhig stehen bleibt, sich jedoch nicht umdreht.

Ok Jeon Jungkook, du hast nur diese eine Chance ihn zu überzeugen, versau es nicht!

"Yoongi hör zu, ich möchte wirklich dein Freund sein und dir verzeihen können, aber ich kann nun nicht mal von heute auf morgen meine Prinzipien über den Haufen werfen. Bitte, komm doch mit, ich kann dir versprechen, dass ich dann auch einen Schritt auf dich zugehen werde.", bettle ich versöhnlich.

Tatsächlich dreht er sich um und lächelt mich schief aber traurig an. Ich erwidere sein Lächeln und lasse meine Hand weiter nach unten fahren, wo sie sich mit seinen Fingern verschränkt. Glücklich ziehe ich ihn neben mir her.

Er muss sich sein Grinsen immer mehr verkneifen und sieht abwechslungsweise in mein Gesicht und dann auf das Linoleum. "Du weißt schon, dass ich nur mitkomme, weil das eine schulische Veranstaltung ist und ich mir keinen Abwesenheit leisten kann oder?", lacht er mich beinahe aus. Doch irgendwie macht mir diese Aussage gar nichts aus, ich habe nur dieses erfolgreiche Gefühl tief in mir, das mich vollkommen ausfüllt. Ich lasse seine Hand los und ziehe energisch die Türklinke zurück. Vielleicht haben die da drin ja noch gar nicht angefangen, wer weiß?




poı§on, vənom, toxıc  ~yoonkook ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt