⚠️▫Kapitel 십팔▫⚠️

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Der gesittete Mann wartete nicht, bis das Unanständige verboten wird, er unterlässt, was der Gemeine sich unbedenklich erlaubt. Johann Gottlieb Fichte, (1762-1814), deutscher Theologe und Philosoph

Jungkook

16. Oktober, Montag:

Obwohl die erste Stunde an einem Montagmorgen vielleicht für den Großteil der Schülerschaft die nervigste oder schlimmste Stunde der ganzen Woche ist, befinde ich jede erste Stunde an einem Montagmorgen für eine gute Stunde. Man muss es nur optimistisch sehen, eine Erinnerung daran, dass man dem letzen Montagmorgen seiner Schulzeit näher und näher kommt. Außerdem freue ich mich auf Fräulein Son. Sie ist seit dem Vorfall im September viel selbstbewusster geworden.

Darum sitze ich heute wieder vor dem Klingeln im Klassenzimmer und warte darauf, dass meine Lieblingslehrerin hier auftaucht und wir loslegen können. Bis dahin sortiere ich die Stifte in meiner Federmappe auf meinem Tisch nach Farbe und Größe und summe ein bisschen vor mich hin. Hab ja sowieso nichts besseres zu tun...

Im Hintergrund höre ich, wie jemand einen der Stühle neben meinem Platz zurückzieht und sich gemächlich darauf niederlässt. "Jungkook? Hast du 'ne Sekunde?"

Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. Kneift mich einer oder ist das die Stimme vom dicken Michel? Als ich aufsehe, sitzt da tatsächlich Jung Reumryung und lächelt mir schüchtern zu, ehe er sich durch die vollen, schwarzen Haare fährt.

Aufgeschlossen erwidere ich sein Lächeln und antworte ihm: "Hi Michel. Ja klar, was gibt's denn?" "Ähhh... Yoongi schickt mich, ich soll dir sagen, dass-" Sofort fallen meine Mundwinkel in den Keller und ich drehe mich eiskalt von Reumryung weg.

Aber Michel lässt sich nicht beirren und redet einfach weiter: "Also, er schläft seit letzter Woche bei mir im Zimmer. Ich will mich ja nicht in eure Angelegenheiten einmischen, aber er hat mir erzählt, was... zwischen euch... 'vorgefallen' ist." "Ich meine es ernst Michel, verpiss dich oder ich hau dir eine rein!"

"Ich kenne keine genauen Details, aber er hat von einem Missverständnis gesprochen... von einer Schlange und einem Liebesroman und dachte deshalb, du würdest es auch wollen. Hier", er überreicht mir einen kleinen, unsauber zusammengefalteten Zettel, "den sollst du lesen. Und..."

Ganz frech stibitzt er mir einen meiner perfekt platzierten Fineliner und kritzelt eine Telefonnummer auf die Notiz. Mit einem charmanten Grinsen schiebt Reumryung sie mir inklusive des Stiftes über die Tischplatte zu und verlässt mich mit einem Augenzwinkern.

"...falls du nochmal irgendwann Lust hast einen Jungen zu küssen... hätte ich gerne gewusst, bevor Yoongi ins Internat kam." Etwas missmutig lächle ich zurück, schnappe mir dann aber doch lieber die Nachricht von Yoongi. Schon ironisch, ein paar Wochen zuvor und mir hätten allein bei dem Gedanken an den dicken Michel die Schmetterlinge im Bauch Flamenco getanzt.

Ein Gemisch aus Neugier, Missgunst, Aufregung und Gleichgültigkeit braut sich in mir zusammen, wenn ich jedoch an Yoongi denke und mir vorstelle, was er mir wohl zu sagen hat. Durch ruhiges Atmen versuche ich den Chemiecocktail meiner Hormone zu verdrängen und öffne den linierten Zettel.

Offizieller Antrag für Rechtsprechung des Angeklagten (mir) von dir (Jungkook):

Hi.

Ich will mich bei dir entschuldigen.

Ich gehe gerade durch 'ne miese Zeit, ja. Aber das ist kein Grund, andere und dich da so mit reinzuziehen. Es tut mir leid was ich gesagt und getan oder auch nicht gesagt und getan habe, wenn es angebracht gewesen wäre.

poı§on, vənom, toxıc  ~yoonkook ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt