⚠️▫Kapitel 열한▫⚠️

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Es gibt keine äußerliches Zeichen der Höflichkeit, das nicht einen tiefen sittlichen Ton hätte. Die rechtzeitige Erziehung wäre, welche diese Zeichen und den Grund zugleich überlieferte. Johann Wolfgang von Goethe, (1749-1832), deutscher Dichter und Naturforscher

Jungkook:

12. September, Montag

Mit einem riesigen Berg Kekse und Gummibärchen unter Arm quetsche ich mich an vereinzelten Menschen vorbei durch die Gassen. Die schwüle Luft des Vormittags liegt in drückenden Temperaturen über dem heißen, kaputten Straßenteer und kriecht mir unangenehm warm die Beine nach oben. Davon lasse ich mich allerdings nicht aufhalten und haste weiter durch einen engen Flur von Mauern und Häusern.

An dessen Ende greife ich wie gewohnt nach einer blechenen, verbeulten Regenrinne, und manövriere so meinen schwitzenden Körper um eine schmale, scharfe Kurve. Von hier kann ich bereits den Hofeingang der verlassenen Einkaufsstraße sehen. Während ich keuchend und prustend wie ein Marathonläufer ankomme, steht er ganz gelassen vor "Pjöyang's" Taschenladen und zündet sich mit vorgehaltener Hand eine Zigarette an.

Sobald ich mich nach meinem Gehechel wieder fähig fühle, pfeife ich ihm kurz zu, woraufhin er verwundert den Kopf hebt und seinen Blick durch den ganzen Hof saußen lässt. Aber als er mich entdeckt, wandert die Zigarette in seinem Mundwinkel ein ganzes Stück nach oben. Er stopft sich im Laufen sein Feuerzeug in die hinter Jeanstasche und begrüßt mich dann mit einem einfachen Handschlag von früher.

Wie ich es nicht anders von mir gewohnt bin, muss ich in seiner Anwesenheit grinsen. Neckisch zeige ich mit meinem Kinn in Richtung der von innen verklebten Auslage. "Kommst du tatsächlich auch mal aus deiner Höhle gekrochen?"

Namjoon wendet seinen Kopf zu dem ehemaligen Verkaufsladen an dessen Schaufenster dicke Schaumtropfen nach unten kriechen. Erst jetzt entdecke ich einen kleinen, neongelben Wassereimer, der gemeinsam mit Sprühflaschen und Wischtüchern auf einer alten, ausgelegten Zeitung steht. Mit jedem Mal, das er die Scheibe putzt, wird das weiße Grafitti darauf weniger und weniger.

"Ja klar", sagt er mit summendem Unterton und dreht sein Gesicht wieder zu mir, "dieses Wetter muss ich noch ausnutzen, es wird doch bald Herbst." Mein Kumpel nimmt einen tiefen Zug von seiner Zigarette und bemüht sich, den Rauch nicht in meine Richtung auszustoßen. "Möchtest du mir helfen?" Ich schüttle mit großen, funkelnden Augen den Kopf und antworte wahrheitsgemäß: "Nein, nein, ich wollte dir nur nochmal für das Pulver danken. Yoongi hat tatsächlich Fieber und eine fiese Erkältung bekommen, du bist ein Genie!"

Namjoon verchluckt sich an seinem Rauch und muss ziemlich heftig husten. Sein ganzes Gesicht läuft rot an und er bückt sich immer wieder über seine Faust. Augenrollend lasse ich die Kekse in eines der vereinzelten Grasfleckchen, welches unter dem zerstörten Asphalt herausbricht, fallen und klopfe ihm kräftig auf den Rücken.

"Warum ziehst du den Mist auch so plötzlich ganz tief ein?", beschwere ich mich mit mütterlichem Unterton und sammle die ganzen Süßigkeiten wieder auf. "Nichts, nichts", krächzt er heiser, "war nur überrascht, dass das Zeug noch so gut wirkt, hast du ihm alles gegeben? Mensch, du musst ihn doch extra nett behandeln!" "Tu ich doch!", meckere ich beleidigt und wackle mit den ganzen Tüten vor meiner Nase herum.

Ganz scheinheilig habe ich Yoongi nach dem Unterricht gefragt, ob ihm nach etwas Speziellem ist und er meinte, dass er sich unheimlich über etwas Süßes freuen würde. Hat der ein Gesicht gemacht, als ich ihm gesagt habe, dass ich in die Stadt fahre und es für ihn besorgen werde.

"Und auf dem Rückweg habe ich eben noch einen Abstecher zu dir gemacht!", erkläre ich schließlich auch Namjoon und er nickt ernst. "Schwul..", bringt er nach einem Moment der Stille über die Lippen und ich ziehe ihm lachend ein Päckchen Gummibären über den Schädel. "Du musst dieses Thema immer ansprechen, nicht wahr?"

poı§on, vənom, toxıc  ~yoonkook ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt