Drittes Kapitel

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Skyler
Ich verstand meinen neuen Chef einfach nicht. Er war teilweise wirklich komisch, wobei er dabei wirklich gut- warte was?

Um mich von diesen komischen Gedanken abzulenken stieg ich, als wir am Boxstudio ankamen, schnell aus dem Wagen aus. Hinter mir konnte ich ein leises Lachen aus seiner Richtung hören, was mich dezent verunsicherte.

Das Boxstudio sah ziemlich modern aus und ich fragte mich ernsthaft, ob ich denn genug Geld haben würde um hier zu trainieren. Traurig aber wahr.

"Komm lass uns reingehen. Ach ja, die erste Stunde ist immer umsonst, danach werde ich die Kosten übernehmen. Weil's ja gut für das Personal ist." Sagte er aus dem Nichts.

War mir die Sorge so ins Gesicht geschrieben? Peinlich. Mit einem Schulterzucken wollte ich einfach reingehen, als ich Alessios (warte mal, wann hatte ich angefangen ihn beim Vornamen zu nennen?) Hand an meiner Hüfte spürte und in sein leicht verärgertes Gesicht blickte.

"Du antwortest mir, wenn ich mit dir rede, okay Kleiner?" So wie er das sagte klang es mehr nach einer Aussage als nach einer Frage. Boah, der nahm das Ganze aber schon ziemlich ernst. Mit einem leichten Augenrollen antwortete ich: "Jaja." Die Antwort war anscheinend nicht das, was er sich erwünscht hatte und ich sah wie sich seine Augen noch mehr verdunkelten. Ein bisschen creepy war er schon.

Plötzlich lies er mich los und schob mich am Rücken in das Studio. Sehr komischer Moment. Als wir in das Gebäude traten, begegnete uns gleich ein sehr muskulöser Mann wahrscheinlich so mitte dreißig "Hi Alessio, warst lange nicht mehr da." Der Mann grinste breit und ja, er war mir irgendwie sofort sympathisch. Alessio grummelte nur etwas von Burgern und unter die Nase reiben, bevor er mich leicht am Arm zu sich zog und mich mit einem kurzen "Das ist Skyler" vorstellte.

Tonio, so wie er sich mir vorstellte, begrüßte mich mit einer kurzen Umarmung, was ich erst sehr suspekt fand, dann aber echt cool von ihm.

"Ihr könnt gleich in die Umkleide gehen, heute sind eh kaum Leute da."

Mit diesen Worten lies er mich wieder mit meinem Boss alleine. Wir gingen in Richtung Umkleide und zogen uns beide um. Ich konnte nicht anders als auf Alessios durchtrainierten Arme und Bauchmuskeln zu schauen. Ich redete mir ein, dass ich einfach auch so ein wollte wie er, merkte aber tief in mir drinnen, dass ich ihn, so komisch es auch klingen mochte, einfach verdammt heiß fand.

Anscheinend war ich etwas zu lange in Gedanken versunken denn Alessio sah mich plötzlich fragend an. "Wollen wir vielleicht loslegen? Du hast viel zu lernen, Babyboy" Ich wurde rot. Wahrscheinlich dunkelrot. Babyboy? Wir gingen aus der Umkleide und als ich den Boxring sah, bekam ich eventuell ein kleines bisschen Angst. Ich dachte mir nur, dass ich hoffentlich nicht gegen Alessio kämpfen musste, denn sonst wäre meine Schicht heute abend definitiv gelaufen.

"Also ich denke wir fangen mit einem Boxsack an. Aber erstmal Grundlegendes: Du musst deine Hände hier immer bandagieren, okay?"

Konnte ich da leichte Besorgnis in seinen Worten vernehmen? Wahrscheinlich nicht, auch wenn es schön gewesen wäre. Irgendwie.

"Sonst gilt, wir haben irgendein Saveword. Sagen wir zum Beispiel "Bananensalat" İrgendwas, was nichts mit Boxen zu tun hat. Wenn du das sagst, in einem Zweikampf, dann höre ich sofort auf. Aber das brauchen wir erst später, beim richtigen Boxen. Aber heute fangen wir ja einfach an."

Ich war etwas geplättet, von der Menge an Infos obwohl es bis jetzt noch ziemlich überschaubar war.

"Aber jetzt fangen wir erst mal ein bisschen mit Aufwärmen an. Wie wär's mit Liegestütze?" Ich nickte und stöhnend machte ich mich ans Werk. Liegestützen waren wirklich nicht mein Ding. Wie eigentlich alles das im Entferntesten mit Sport zu tun hatte. Ich schaffte 5 Liegestütze ohne Problem, bei der 6. wurde es langsam schwerer. Aber ich versuchte weiter zu machen, weil ich mir schon vorstellen konnte, wie Alessio seinen Mund zu einem abfälligen Grinsen verziehen würde, wenn ich jetzt schon aufgäbe.

Nach 20 Liegestütze war ich fertig mit der Welt. Ich lies mich wie eine Robbe einfach auf den Bauch fallen und lag dann da für drei Sekunden.

Bis ich ein leises Gemurmel aus seiner Richtung hörte und irgendwas über "so verdammt geschafft" und "Bett" aufschnappen konnte. Weird.

Da ich echt ein bisschen genervt war, dass er mir nur zugesehen hatte bisher und nun auch noch anstalten machte, mich zu verbessern konnte ich mir einen Kommentar nicht verkneifen:

"Führen ältere Menschen immer Selbstgespräche, oder ist das nur so dein Ding?"

Das hätte ich vielleicht lieber lassen sollen. Fuck, ich hätte es definitiv lassen sollen.

Ginger boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt