Zehntes Kapitel

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Alessio

Sir? Sehen wir uns heute wieder?

Nein

Es brach mir das verdammte Herz Skyler heute abzusagen. Die erste Session mit ihm war so gut gewesen, so intensiv wie schon lange keine mehr. Und im Vergleich zu all meinen anderen kurzen Fick Subs oder wie auch immer man sie nennen wollte, war er schon jetzt etwas besonderes für mich. Vielleicht war es das Wissen, ihn irgendwie für mich gewonnen zu haben und die Gefahr, dass seine Freundin über uns etwas herausfinden würde, keine Ahnung aber da war etwas.

Und es hätte bestimmt Spaß gemacht  mit ihm heute aber ich hatte schon andere Dinge vor. Leider.

Heute war einer dieser Scheißtage, einer dieser Tage wo nichts lief und ich schon jetzt wusste, dass es nicht besser werden konnte. Zu vieles würde passieren, was ich nicht wollte und wenn man es genau nahm hatte ich es mir selber zu zu schreiben. Okay ja, ich hatte mir den Mist absolut selber eingebrockt.

Ich würde mich mit Roy treffen.

Klar, er war ein Kumpel von mir und ich hatte ihn eigentlich auch gemocht, dachte ich zumindest bis er mir gestern seinen Wunsch mitteilte. Damals als ich ihn gebeten hatte mir mit Skyler zu helfen, versprach ich ihm, er dürfe sich als Dank wünschen was er wolle, solange es mir möglich war, ihm dies zu beschaffen.

Natürlich hatte er mitgemacht und auch Skyler ziemlich gut vorgespielt aber seine Hilfe hatte ihren verdammten Preis. Zuerst erwartete ich, er würde Geld oder ein Auto oder so etwas in der Art haben wollen, nie hätte ich gedacht, dass er sich so etwas wünschen würde. Diese Zeiten zwischen uns wären vorbei, aber ich hatte mich geirrt. In ihm geirrt oder vielleicht hatte ich es irgendwo tief in mir drinnen sogar gewusst, dass er sich nicht geändert hatte und allgemein, dass er es nicht akzeptiert hatte, als ich ihn vor ein paar Jahren nicht mehr wollte, weder als Sub noch als Dom.

Ich wollte mit ihm nichts körperliches, bisher hatten wir das auch erst einmal und wir waren beide betrunken, hatten die Nacht unseren Spaß und damit dachte ich hätte es sich gehabt. Aber nein.

Er wollte mit mir schlafen.

Jetzt, heute...wie auch immer, aber das war nicht einmal das, was mich so wütend machte. Es war viel mehr sein erster Wunsch gewesen, der mir nicht aus dem Kopf gehen wollte.

Sein erster Wunsch war Skyler gewesen. Er wollte meinen Skyler für eine Nacht und einen Tag. Diese Absurdität, diese Dreistigkeit. Und schon wieder kochte Wut in mir auf. Hatte er wirklich gedacht, ich würde ihn mit ihm teilen. Wirklich? Es mochte vielleicht Doms geben, die sowas taten aber ich gehörte definitiv nicht dazu.

Ich mochte es wenn mein Junge allein mir gehörte, andere durften ihn sehen, höchstens
... aber anfassen sollte gar nicht zur Debatte stehen. Nur ich durfte das, ja nicht mal er selber.

Da ich Roy aber ein Versprechen gegeben hatte und ich ein solches immer einhielt, trotzdem aber auf keinen Fall meinen Boy hergeben wollte, hatte ich mich als Alternative angeboten. Und er hatte mich genommen, aber sein Wunsch hatte sich verändert. Nicht einen Tag und eine Nacht...Sondern einen fucking Monat, jeden Tag, mal morgens, mal mittags mal abends...So wie ich es mit dem Clubhaus noch hinkriegen würde, sollte ich ihn glücklich machen. Und er durfte wählen, was ich tun sollte.

Es war so krank, ich war der Boss, ich war der Sir und ich ließ mir von keinem was sagen...Aber ich hatte es versprochen. Heute war der erste Tag unseres Abkommens und ich würde noch vor der Arbeit zu ihm gehen, dann hatte ich es wenigstens hinter mir.

Ohne noch weiter zu zögern legte ich nun mein Handy in die Tasche, zog mir ein leichtes Hemd über und prüfte noch einmal im Spiegel ob alles passte. Unwillkürlich kam mir ein leichtes Lächeln ins Gesicht, das erste an diesem Tag um genau zu sein, als ich mich sah. Ich mochte mein Aussehen, meine markanten Wangenknochen und die dunklen Haare die leicht lockig zur Seite gestylt waren. Ich war verdammt heiß und wäre ich nicht ich würde ich mich sofort nehmen, genau genommen also kein Wunder, dass Roy mich wollte, wenn man es so sah.

Immernoch blickte ich in den Spiegel als mein Lächeln plötzlichen zusammenfiel. Die Augen, meine Augen, ihre Augen... Hart biss ich meinen Kiefer zusammen und wandte mich ab. Ich sollte nicht an sie denken. Nicht heute, nicht jetzt, nicht bevor ich zu Roy gehen würde. Aber manche Dinge konnte ich nicht kontrollieren. Ich wollte nicht mehr traurig sein wegen ihr, ich wollte loslassen können aber es ging nicht.

Ich war nicht Herr meiner eigenen Gefühle, ich war nicht mein eigener Dom und ich konnte nichts tun aber das Leben bestand nicht nur aus Sub und Dom.

Aber für solche Gedanken hatte ich jetzt keine Zeit, ich zwang mir ein falsches Lächeln auf, blickte bedacht nicht mehr in den Spiegel und lief zu meinem Auto. Bei Roy würde ich immerhin abgelenkt sein. Fuck, was war eigentlich los mir mir?

Bei Roy angekommen stieg ich sofort aus dem Auto, ich hatte nicht viel Zeit und je schneller, desto besser. Er stand schon an der Türe als ich kam und sein Gesicht war zu einem breiten Grinsen verzogen. Der Typ war viel zu alt für mich. "Nah? Alles fit im Schritt?" Er lachte auf als er meinen wenig begeistern Gesichtsausdruck sah und zog mich in seinen Arm. "Es freut mich mehr als du denkst, dass wir uns doch noch einigen konnten." Flüsterte er mir feucht ins Ohr und als er kurz nicht hin schaute wischte ich mir schnell darüber.

"Also Roy" sagte ich betont lässig. "Was hast du denn für heute so ins Auge gefasst." Er tippte mir belustigt auf die Schultern. "Schön, dass du fragst, ich hab mir verdammt viel ausgedacht für die nächsten Tage." Mit einer Handbewegung gab er mir zu verstehen, dass ich mich setzen sollte. " Aber heute fangen wir klassisch an, wie müssen uns erst wieder aneinander gewöhnen... nicht?" Zufrieden ließ er sich neben mich auf den Stuhl fallen. "Roy, das ist alles ziemlich albern, das weißt du, oder? Wir haben einmal.... einmal miteinander geschlafen, mehr auch nicht." Er ignorierte meinen Kommentar und griff stattdessen entspannt nach einer Kanne die vor uns auf dem Tisch stand. "Tee?"

"Ähm nein?" Wie kam er denn jetzt auf Tee, die Zeit hatte ich ja nicht einmal. "Sicher nicht? Glaub mir, die Flüssigkeit wirst du gleich brauchen."

Ginger boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt