Zweites Kapitel

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Alessio

Was meint er, was ist eine Session... Ernsthaft? Das hatte mich Skyler vorhin gefragt? Ich konnte mir ein Schmunzeln kaum verkneifen, setzte dann aber sofort wieder ein ernstes Gesicht auf, als eine hübsche Frau, etwas jünger als ich, auf meinen Tisch zu kam um meine Bestellung aufzunehmen. Ich hatte ziemlich Hunger gehabt und wollte bevor die Abendschicht im Clubhaus begann noch einmal etwas essen, was Richtiges...

"Was darf es denn sein?" Die Bedienung war bei mir angekommen und ich lächelte sie charmant an, ich wusste genau, was meine Blicke für eine Wirkung hatten und bemerkte mit einer Genugtuung wie sich eine leichte Röte auf ihrem Gesicht ausbreitete. "Einen Moment" Antwortete ich und überflog kurz die Speisekarte. Eigentlich war klar, was ich nehmen wollte, doch manchmal, manchmal da stand ich einfach darauf, meinen Gegenüber warten zu lassen.

"Ein Wasser, still mit Eis und zwei Double Bacon Burger, dann noch zehn chicken Nuggets und...ja komm, bringen sie mir noch einen großen Salat, aber ohne die weiße Soße." Die kleine Lady vor mir zog kaum merkbar eine Augenbraue nach oben. "Essen Sie allein oder soll ich die Burger getrennt bringen?" Ich lachte belustigt auf. "Schauen Sie mich nochmal an und denken Sie nach... Sehe ich so aus, als würde ich einen, nur einen Burger essen?" Sie wirkte ein wenig verwirrt und begann sich von meinen Tisch zu entfernen. "Ich bringe Ihnen einfach einen extra Teller." Und dann war sie weg und ich war ein wenig fassungslos. Hatte die Frau mir gerade ernsthaft einen extra Teller angeboten? Einen extra Teller? Ich musste wieder mehr trainieren gehen, das war ja peinlich.

Nach ein paar Minuten warten wurde mir mein Essen dann auch geliefert, mit extra Teller und nichtmehr von der gleichen Bedienung. Das die Bedienung mich abgegeben hatte hinterfragte ich nicht weiter und stopfte das Fast Food in mich hinein. Es war zwar noch genug Zeit bis ich wieder in das Clubhaus gehen sollte aber wie sich gerade herausgestellt hatte musste ich davor noch trainieren gehen. Zum Boxen...Und so wie ich es Skyler versprochen hatte, würde auch er mitkommen müssen. Okay versprochen war gut gesagt, ich hatte meinen Boy vor vollendete Tatsachen gestellt.

Der eigentliche Grund dafür, dass auch er mit zum Boxen kommen sollte war die Selbstverteidigung, die ganzen widerlichen Besoffenen, die mit ihm sonst was anstellen könnten. Er sah so aus, als ob sogar eine Fliege ihn umhauen könnte, sein Körper war einfach zu zart...Doch es gab noch viel mehr Gründe. Zufrieden leckte ich mir über die Lippen. Ich wollte ihn sehen, wie er schwitzte, wie er keuchte, wie er um sich schlug und ich ihn immer weiter drängen konnte, wie er litt und darum betteln würde, das Training zu beenden.

Sobald ich also mein Essen beendet hatte legte ich das Geld mit einem guten Batzen Trinkgeld auf den Tisch und verschwand aus dem Restaurant. Nicht ohne der vorherigen Bedienung noch vielsagend zu zu zwinkern, mein Ruf bei ihr war sowieso schon dahin und außerdem war sie ja eine Frau und nicht einmal eine extrem aufregende oder geile Frau, ziemlich nichtssagend, klar war sie hübsch. Aber hübsch, so wie fast jede Frau auf der Straße hier war. Selbst als hetero hätte die mich gelangweilt. Bei dem Mann am Tresen sah das hingegen schon ganz anders aus, vier fünf Jahre jünger und ich wäre nicht aus dem Restaurant gehetzt sondern hätte was ganz was anderes mit dem Mann gemacht.

Im Auto angekommen schaltete ich sofort Musik an und spielte eine meiner Trainingsplaylists ab. Ich fühlte den Beat und meine Lust auf das Training stieg immer mehr. Dieses Gefühl von Überlegenheit, diese Kraft, wenn man auf den Boxsack einschlug, es war verdammt befreiend.

Ich wollte gerade den Motor starten, als mir einfiel, dass ich Skyler noch nicht benachrichtigt hatte, seine Adresse und Nummer kannte ich von der Bewerbung aber es wäre eventuell sinnvoll, wenn er auch Bescheid wusste, sich noch umziehen könnte.
Ohne Umschweife zog ich mein Handy aus der Tasche meiner Hose und tippte ihm eine Nachricht.

Hey Babyboy,
Ich komme in zwanzig Minuten vorbei, sei bereit. Deine erste Trainingseinheit im Boxstudio.

Dein Boss

Als ich die Worte "sei bereit" tippte, hatte ich ein beinahe perverses Grinsen auf meinem Gesicht. Er hatte keine Ahnung, wie bereit er sein musste. Und außerdem war ich gespannt wie er auf das Babyboy reagieren würde.
Endlich konnte ich das Auto starten und fuhr los, Googlemaps sei Dank, dass ich sogar in weniger als den gesagten zwanzig Minuten vor seinem Haus stand. Okay eher Wohnung. 

Es dauerte keine zwei Minuten bis Skyler in der Haustüre erschien und erneut wurde mir bewusst, wie hart ich ihn wollte. Er sah einfach perfekt aus, perfekt für mich und die Dinge, die ich mit ihm vorhatte.
Langsam näherte er sich meinem Auto und wich dabei zu meiner Belustigung meinen Blicken aus. Er hatte ein weißes lockeres Shirt an mit dem Aufdruck von irgendeiner Band, die ich nicht kannte. Dieses Oberteil hatte er lässig in eine schwarze, tief sitzende Jogginghose gesteckt, die seine schmale Hüfte betonte. Außerdem hielt ein weißes Nike Stirnband seine roten Locken aus dem Gesicht. Fuck, er war heiß.

"Steig ein Babyboy." Sagte ich ohne Begrüßung als er endlich nah genug war. Ohne zu Zögern stieg er neben mir auf dem Beifahrersitz ein und blickte nach vorne. Ich schmunzelte während ich das Lenkrad drehte und weiter fuhr. "Wieso trainieren wir heute? Noch vor dem Abend im Clubhaus, das ist meine erste Schicht." Durchbrach er plötzlich die Stille. Bald würde ich ihm beibringen, dass man nicht einfach so mit mir sprechen konnte, ohne um Erlaubnis zu bitten, doch noch war er nicht so weit.  Ich schluckte. "Zum Trainieren ist es nie zu früh, du musst stärker werden, wenn du im Clubhaus bleiben willst." Ich betonte meine Worte indem ich mit einer Leichtigkeit mit nur einer Hand seinen komplettenOberarm umgriff, die andere Hand am Steuer.

"Siehst du" Ich sprach ohne ihn anzusehen, spürte jedoch seinen Blick auf mir. "Mit solchen Muskeln wirst du nicht weit kommen, das muss mehr werden." Sobald ich ihn wieder losließ vernahm ich ein leises Keuchen. Zufrieden stellte ich fest, dass ich bei ihm Reaktionen auslösen konnte, er würde perfekt sein.

Ginger boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt