Elftes Kapitel

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Skyler

Ich hatte seit einigen Tagen keine Nachricht von Alessio erhalten und war- um es schön auszudrücken- TOTAL ANGEPISST. Ich meine wer wollte den Vertrag mit mir machen? Jetzt sobald ich wirklich drin war ignorierte er mich.

Also begann ich, mich wieder mehr auf mein Studium zu konzentrieren und mit meinem Vater und Jana zu kommunizieren. Wenn man es überhaupt so nennen konnte, es war aktuell einfach alles so komisch...auch zwischen Jana und mir. Und es war ja absolut kein Wunder.

Das Gespräch was ich dann schließlich mit Jana suchte verlief dann in etwa so:

"Sky, was ist los mit dir? Warum bist du so...so anders?" Fragte Jana mich. Und ich fühlte mich ziemlich schlecht, schlecht, weil ich sie betrog und sie es wirklich nicht verdient hatte. Wahrscheinlich hatte sie nicht einmal was falsch gemacht und ich konnte ja auch nichts für meine Gefühle...aber wir hatten einfach nicht mehr das, was ein Paar haben musste. Und ich wollte es ihr sagen, die Wahrheit. Wirklich.

"Jana, da ist-" fing ich gerade an, als uns plötzlich das Klingeln meines Handys unterbrach. Ich wollte, dass es Alessio war, aber nein, nur ein Freund aus der gleichen Lesung.

Und dann war es wieder da, dieses verdammte Gefühl, diese Hilflosigkeit die sogar mein schlechtes Gewissen überdeckte und das mich schweigen ließ. Ich wollte Jana nicht verlieren, sie nicht traurig machen und so entschied ich mich mich unsere "Beziehung" aufrecht zu erhalten... Außerdem, Alessio und ich hatten ja nur den Vertrag, keine Beziehung, nicht mal Kontakt.

Und ich wusste eigentlich genau, dass ich mir zu dem Zeitpunkt nur selber was vor machte, aber ich konnte nicht anders. Es ging einfach nicht.

Jetzt, drei Tage später wartete ich immer noch auf irgendein Lebenszeichen von ihm. Ich hasste es, dass ich so abhängig von ihm war. Es war wie eine Droge.

Mein Stolz hielt mich jedoch davon ab, ihn anzuschreiben. Er hatte gesagt, dass er mir schreiben würde, wenn er Zeit hatte und ich würde nicht wie eine verfickte Schlampe bei ihm ankriechen.

Also lenkte ich mich ab. Ich las viel über das Thema meines Seminares, traf mich sogar mit einem Freund von der Uni, arbeitete im Club ohne Alessio auch nur einmal zu Gesicht zu bekommen, aber ich konnte meine Gedanken nicht abschalten.

Und dann rief ich ihn doch an ...- Mailbox. Ich ging nach Hause, frustrierter als je zuvor und als ich Jana mal wieder bei uns Zuhause sah, konnte ich es nicht mehr aushalten.

Gefährlich ruhig knurrte ich „Raus. Jetzt."

"Skyler was ist eigentlich los mit dir, wir können-" Sagte sie aber ich wollte es nicht hören.
Ich wollte ihr nicht wehtun, vor allem aber wollte ich mich selbst davor beschützen, verletzt zu werden.

Ich war noch nie eine Person, die sehr gut bei einem Streit oder Ähnlichem still bleiben konnte - vielmehr fing ich an zu weinen auch jetzt in meinem Alter noch, das war schon immer so gewesen. Und ich wusste das würde gleich passieren. Also bat ich sie erneut hinaus.

Bat sie erneut bis ich anfing zu betteln, dass sie mich doch bitte allein lassen solle. Und dann floß die erste Träne über meine Wange. Jana war immer irgendwie die Stärkere von uns beiden gewesen. Sie hatte mich immer beschützt. Vielleicht waren wir einfach falsch an die Sache heran gegangen. Vielleicht hätten wir nie mehr sein sollen.

Gefangen in diesen Gedanken spürte ich kaum wie mir zwei Arme um die Taille geschlungen wurden und sie beruhigende Worte in mein Ohr flüsterte. Obwohl ich massive Schuldgefühle hatte, lehnte ich mich in die Umarmung. Denn ich brauchte sie. Die Umarmung und Jana. Vielleicht nicht als feste Freundin, aber als beste Freundin auf jeden Fall.

"Jana es tut mir leid ich-... ich habe jemanden..." ich konnte nicht weiterreden. Ich wollte nicht. Aber sie verstand. In stillem Verständnis half sie mir auf und kam mit mir in mein Zimmer, legte sich neben mich aufs Bett und umschlang mich mit ihren Armen.

Ich konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken, dass ich auch in Alessios starken Armen liegen könnte. Aber hier war alles gut. Nicht perfekt aber gut, denn ich hatte endlich meine beste Freundin wieder, welche ich so sehr in meinem Leben brauchte.

Und so fiel ich in einen unruhigen Schlaf. Als ich am nächsten Morgen wieder aufwachte, war ich alleine. Kurz hatte ich Angst, dass Jana sauer auf mich war, wegen der anderen Person. Aber ich hatte mich getäuscht.

Sie kam mit einem Tablett mit Tee und einem frischen Croissant ins Zimmer und sah mich besorgt an. „Geht's dir besser?" fragte sie mich. Ich antwortete einfach nur leise: "Dank dir."

„Weißt du Sky, ich denke wir haben es einfach nicht bemerkt, dass wir die Gefühle für einander verloren haben... oder es uns vielleicht einfach eingebildet haben. Ich liebe dich und du bleibst immer mein bester Freund, okay? Und jetzt erzählst du mir von diesem Typen. Muss ich jemanden in den Arsch treten?" Fragte Jana.

Ich war so dankbar in diesem Moment. Das Jana nicht wütend war, sie mich verstand, mir half. Manchmal konnte Freundschaft einen auch besser werden lassen. Und so verbrachten wir viele Stunden vor dem Fernseher, trashige Filme anschauend und einfach zusammen bleibend.

Ginger boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt