Fünfzehntes Kapitel

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Alessio

"Fuck!" So schnell ich konnte hetzte ich durch die nächtlichen Straßen bis zu einem kleinen Park. Immer wieder blickte ich auf mein Handy und verfolgte Skylers Standort. Zum Glück hatte er nicht daran gedacht ihn abzuschalten. Immerhin.

Mein Auto hatte ich unweit von hier geparkt, denn es schien mir praktischer zu Fuß zu gehen, das letzte was ich jetzt noch brauchen konnte war ein Strafzettel, langsam begann ich meine Entscheidung trotzdem zu bereuen.

Ich war gut trainiert, keine Frage, aber keine Ahnung was Skyler da trieb und ich hatte die Entfernung falsch eingeschätzt.

Und dann endlich sah ich ihn, von hinten geknickt sitzend auf einer heruntergekommenen Bank. Ganz alleine und trotz der Entfernung glaubte ich sein Schluchzen bis hier hin hören zu können.

Es fühlte sich falsch an hier zu stehen und ihn leiden zu sehen, ich wollte meinen Jungen nie traurig machen, ihm nie weh tun. Ich wollte nur, dass er mir gehörte und ich ihn glücklich machen konnte.

Trotzdem hatte ich es mal wieder geschafft. Ich durfte Skyler nicht wegen solchen Fehlern verlieren und ja, Roy war ein Fehler gewesen. Ein verdammter Fehler.

Vorsichtig und so ruhig wie möglich näherte ich mich der Bank als plötzlich ein Scheinwerfer Licht auf meinen Jungen fiel. Es war extrem hell und ich sah wie Skyler zusammen zuckte und Anstalten machte sich zu erheben. Ich wollte ihn zurück halten, dennoch blieb ich stehen.

Keine Ahnung wer in diesem Auto saß und warum es genau auf Skyler zu fuhr, doch es machte mir Sorgen. Aufmerksam sah ich zu, wie eine Gestalt ausstieg und auf meinen Jungen zu lief.

Jederzeit zum Eingreifen bereit stellte ich mich in der Dunkelheit der Bäume auf und betrachtete das Geschehen. Es war eine junge Frau, die mit schnellen Schritten auf ihn zu lief.

Sie hatte eine extrem kurze Shorts an und so weit ich es erkennen konnte, war sie wirklich nicht schlecht gebaut. Auch Skyler schien darauf zu achten oder worauf auch immer er blickte, als sie ihn umarmte und dann zu sich herunter zog.

Ein komisches Gefühl breitete sich unwillkürlich in mir aus und ich war mir nicht sicher, wie ich es genau einordnen sollte.

Für einen Moment war ich wie gelähmt, meinen Jungen in den Armen dieser Frau zu sehen. Wie zärtlich sie ihn berührte und wie sanft er es erwiderte. Sie wirkten so harmonisch und doch so falsch und diese schmale Hand, die sie ihm langsam und doch fest, stetig über den Rücken strich, ließ mich nicht kalt.

Es schien mir so, als ob er es wirklich genießen würde und ich verstand nicht wirklich, wer das sein sollte. Nicht sie sondern ich sollte in seinen verdammten Armen liegen.

Und warum zur Hölle, konnte sie ihm jetzt so nah sein aber vor mir war er weg gelaufen? Langsam erkannte ich, was da gerade in mir vorging und ich wollte es nicht wahrhaben. Dieses Gefühl, ich dachte ich wäre mittlerweile stärker geworden und besser. Doch irgendwo in mir wusste ich, dass sich rein gar nichts verbessert hatte. Eifersucht.
Und ich hatte sie nicht unter Kontrolle.

Stark biss ich meinen Kiefer zusammen und ohne, dass ich wirklich merkte wie mir geschah spannten sich sämtliche Muskeln meines Körpers an und ich ballte meine Hände zu Fäusten.

Die Frau hatte Skyler, meinen Skyler immernoch in ihrem Arm und ihre Haare flatterten aufreizend im Wind. Die Stimmung zwischen den beiden wirkte irgendwie fast schon erotisch und wer wusste, warum sie gekommen war. Vielleicht hatte Skyler sie aus Frust gerufen und wollte mir eins auswischen. Mit ihr.

Einmal hatte ich schon den Fehler gemacht, Roy zur Hilfe geholt und Skyler damit weh getan. Doch noch einmal würde mir so etwas nicht mehr passieren. Ich würde Skyler nicht mehr verletzen und auch kein anderer sollte ihm mehr Schaden zufügen können. Auch diese Frau nicht. Ich war der, der ihn beschützen würde, sein Sir.

Mit schnellen, beinahe energischen Schritten lief ich auf die beiden zu und je näher ich kam, desto mehr glaubte ich die Spannung zwischen den beiden hier zu spüren. Und täuschte ich mich oder küssten die beiden sich hier gerade?

Eine Art Zorn keimte in mir auf und ich lief  nicht länger sondern rannte auf das Paar zu. Grob stieß ich die Frau zur Seite und blickte in Skylers verwirrtes, fast trauriges Gesicht. Und da konnte ich mich nicht mehr zurück halten, denn da war sie wieder. Diese Verletzlichkeit und die Schönheit, der ich nicht widerstehen konnte. Nie.

Egal was passierte, ich wusste, dass er mir gehörte und das wusste er auch. Keine verdammte Frau konnte ihn mir nehmen, ihn berühren. Allein ich durfte das. Und genau diese Tatsache wollte ich der Frau hier beweisen.

"Aless" Weiter kam er nicht mehr als ich meine Lippen auf seine drückte und ihn an mich presste. Er war warm und seine Lippen so verdammt weich und er ließ zu, dass ich meine Zunge in ihn gleiten ließ. Ich spielte mit ihm und dieses Gefühl übertraf alles, was ich bisher mit Skyler erlebt hatte.

Nicht einmal der penetrante Geruch nach Alkohol konnte mich zum Aufhören bringen und wie benebelt küsste ich ihn weiter. Immer weiter und meine Hände glitten an ihm herab, ich vergaß alles um mich herum. Die Eifersucht, Roy, die Frau. Es war alles wie gelöscht, so perfekt und ich wollte mehr, ihn wieder unter mir wissen, seine nackte, errötete Haut spüren, bis ich plötzlich merkte, wie er versuchte sich von mir zu lösen. Er riss an meinen Armen, drückte sich von meiner Brust ab und drehte seinen Kopf immer wieder von mir weg.

Sofort ließ ich ihn los und von dem auf einmal fehlenden Gegendruck fiel er vor mir auf den Boden. Er schlug auf und mit seinen Aufprall klärten sich langsam meine Gedanken wieder.

Ich hatte ihn geküsst. Und er hatte mich weg gestoßen.

Und dann kam diese Frau auf mich zu. Skeptisch und leicht überheblich. "Jana. Und du musst wohl Alessio sein"

Ginger boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt