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Am nächsten Vormittag gehen Peter und ich Brunchen. Er ist zwar kein großer Fan vom Brunchen, da seiner Meinung nach das Verbinden von Frühstück und Mittagessen wäre, als würde man ein Nutellabrot in Sojasoße tunken und das wäre eindeutig nicht gesund für den Magen. Mir zu Liebe hat er sich dann doch überreden lassen, denn ich liebe das große Buffet beim Brunchen. Die Auswahl in dem kleinen Café, das ich mir ausgesucht habe, ist überwältigend. Von Kirschplunder über Rührei mit Speck ist alles dabei und auch Peter muss zugeben, dass es besser ist, als er erwartet hätte. Dabei hätte er es gar nicht zugeben müssen, denn so oft wie er zum Buffet rennt, muss er fünf Tage Laufübungen machen, um das wieder abzutrainieren. Als ich ihn darauf hinweise, verzieht er sein Gesicht und lässt sein angebissenes Marmeladenbrot auf den Teller fallen.

"Mensch Covey, du weißt echt wie man einem den Hunger verdirbt." Danach lacht er kurz und stellt den Teller an die Seite, damit die nächste Bedienung ihn mitnehmen kann.

Im Gegensatz zu Peter verschlinge ich mein Essen nicht, sondern genieße es in vollen Zügen. Es ist so ein schönes Gefühl wieder mit ihm zusammen etwas zu unternehmen. Seine Anwesenheit genügt schon, um mich glücklich zu machen.

Nach langen Protesten meinerseits bezahlt Peter für uns beide und wir verlassen Hand in Hand das süße Café. Hier muss ich dringend im neuen Semester mit Yuna mal hin! Ich begleite Peter noch zu seinem Audi und wir verabschieden uns mit einem langen Kuss. Morgen werden wir uns ja wieder sehen.
Fröhlich lächelnd winke ich ihm nochmal hinterher und mache mich auf den Weg zur Bibliothek, wo ich für ein Projekt noch etwas recherchieren möchte. Die UNC hat eine wirklich große Sammlung an Literatur, die Bibliothek ist bestimmt doppelt so groß wie die der UVA. Am Anfang hatte ich echt Probleme mich zurecht zu finden, aber inzwischen bin ich darin ein Profi. Die Wege bis zu den Regalen mit den Büchern zu meinem Studiengang haben sich in mein Gehirn eingebrannt: rechts, links, dann den Gang entlang, die Treppen runter und nochmal rechts. Währenddessen schaue ich immer wieder nach rechts und links. Die Bibliothek ist wegen der Ferien fast leer und als ich mit voller Wucht gegen eine andere Person laufe, habe ich damit absolut nicht gerechnet. Peinlich berührt drehe ich meinen Kopf und schaue den Jungen an, der seine Bücher vom Boden aufhebt. Es ist Kenny. Schnell bücke ich mich und helfe ihm.

"Sorry, Kenny, ich war so in den Gedanken, ich hab dich absolut nicht kommen gesehen."

"Kein Ding. Kann ja jedem mal passieren." Schüchtern lächelt er mir zu und ordnet seine Bücher auf dem Arm.

"Was machst du hier in den Ferien? Wolltest du nicht nach Hause fahren?", frage ich gebe ihm die letzten Bücher zurück.

"Nein, ich wollte lieber hier bleiben. Außerdem kann ich so ein paar Dollar verdienen, indem ich in der Bibliothek ein bisschen mit der Inventur helfe."

Wir reden noch einen Moment über die Uni und verabschieden uns dann. Nachdem ich ein paar Meter gegangen bin, entscheide ich mich um. Ich drehe mich zu Kenny um. "Hey Kenny. Hast du heute Abend schon was vor?"

Auch Kenny geht ein paar Schritte zu mir zurück. "Bisher noch nicht. Wieso?"

"Hast du Lust heute Abend was zu unternehmen? Ich fahre erst morgen früh nach Hause."

Ein Lächeln tritt auf Kennys Gesicht und er nickt. Um 18 Uhr hat er Schluss, sodass wir uns um halb sieben vor dem Haupteingang der Uni treffen wollen. Es schadet ja nicht, noch andere Freunde außer Yuna hier zu haben und es ist sowieso verrückt genug, dass wir uns hier nach all den Jahren wiedersehen. Das hat doch was zu bedeuten oder?

Bis zu dem Treffen mit Kenny stöbere ich mich durch die verschiedensten Literaturen. Ich bin so vertieft, dass ich gar nicht merke, wie es langsam dunkel wird. Um 17 Uhr schaue ich das nächste Mal auf die Uhr und erschrecke mich. Wie schnell die Zeit vergeht und ich wollte doch noch duschen gehen! In Windeseile sortiere ich die Bücher wieder ein und mache mich auf den Weg zu meinem Wohnheim. Ich krame nach meinem Zimmerschlüssel und gehe in Rekordzeit duschen. Jetzt ist es schon halb sechs und ich merke, dass ich mich gar nicht so hätte eilen müssen. Ich ziehe meinen flauschigen Bademantel an und kämme durch meine störrigen Haare. Währenddessen checke ich das Wetter für heute Abend, um mir in meinem Kopf schon mal ein schönes Outfit zusammen zu stellen. Ich entscheide mich für den babyblauen Crop-Pulli mit dem Friends Logo darauf, den ich mit einer weißen Jeans kombiniere. Meine weißen Sneaker mit den kleinen, blauen Schmetterlingen passen dazu perfekt. Nachdem ich mir noch die Haare geföhnt und ein bisschen auf Instagram meine Zeit vertrieben habe, ziehe ich meinen dunkelblauen Cardigan, einen grauen Schal und ein graues Stirnband an. Ein letztes Mal checke ich mein Aussehen im Spiegel und greife danach zufrieden nach meiner kleinen Handtasche. Schminke habe ich mir dieses Mal nicht aufgetragen - wofür denn auch? Es ist ja nur ein freundschaftliches Treffen.

Will you still love me tomorrow?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt