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Meine Hände zittern etwas, als ich vorsichtig den Umschlag öffne. Ich bin total nervös und gespannt, was darin ist, denn damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Es ist ein Brief, ordentlich zusammengefaltet und das Papier hat einen leichten beigeton. Ich falte ihn auseinander und beginne ihn aufgeregt zu lesen.

Meine liebe Lara Jean,
Mit diesem Brief lasse ich nun offiziell unseren Vertrag wieder aufleben. Erinnerst du dich? Jeden Samstag schreibe ich dir nun echte, per Post geschickte Briefe und ich schwöre feierlich, dass ich versuche mich daran zu halten. Es ist echt komisch dir so zu schreiben, wo ich dich nachher sehe und dich eigentlich fast jeden Tag um mich habe. Ich könnte dir auch gleich direkt erzählen, was ich dir hier schreibe, aber ein Versprechen ist ein Versprechen und so ist es doch viel schöner oder? Das bist total du, voll dein Geschmack, also liebe ich es auch.
Gestern hat mich mein Dad angerufen und mir erzählt, dass Ivy wieder schwanger ist! Kannst du dir das vorstellen? Ich werde das vierte Mal großer Bruder! Im ersten Moment wusste ich gar nicht wie ich reagieren soll, ich kann nun mal nicht so leicht meine Vergangenheit abschütteln auch wenn ich mich wirklich anstrenge, das beste daraus zu machen. Aber nach einem längeren Gespräch, wo ich auch wirklich ehrlich zu meinem Dad war, hat sich in mir eine Freude ausgebreitet und ich kann es gar nicht erwarten, das neue Baby in der Familie zu begrüßen.
Der erste Brief ist zwar nur recht kurz, aber die nächsten Wochen werde ich vermutlich mehr zu erzählen haben.
Ich liebe dich!
Dein Peter
Ps: das dunkelblaue Kleid, das du an meinem Geburtstag getragen hast, sah richtig heiß aus!

Mit Tränen in den Augen drücke ich den Brief an mein Herz, so sehr freue ich mich über die Überraschung. Es ist zwar nicht die Art von Brief, die ich im ersten Moment erwartet habe, denn er war so gar nicht romantisch, aber ich will mich nicht beschweren. Lächelnd greife ich nach dem Handy auf dem Tisch und rufe Peter an.

„Hey Covey, was gibts?", fragt er mich lässig.

„Ich habe deinen Brief gefunden.", sage ich mit zitternder Stimme, denn so ganz gefangen habe ich mich noch nicht.

„Und? Wie habe ich mich geschlagen?" Ich kann ihn durch das Telefon grinsen hören.

„Der Brief ist toll, auch wenn es für mein Geschmack etwas romantischer sein könnte", witzle ich und drehe ihn zwischen meinen Händen hin und her.

„Hey, ich habe mir wirklich Mühe gegeben! Aber ist zur Kenntnis genommen." Seine Stimme wirkt etwas böse, aber an seinem nachfolgenden Lachen erkenne ich, dass er nur Spaß macht.

Eine ganze Weile reden wir noch über sein Dad und dem neuen Baby. Ivy ist scheinbar schon im dritten Monat und hat immer noch mit Übelkeit zu kämpfen. Ich hoffe, wenn ich mal schwanger bin, dass mir das so gut es geht erspart bleibt.
Peter legt wenig später auf, da er ins Bett möchte, damit er morgen schon früh trainieren kann. Mir ist das ganz recht, denn ich möchte heute auch nicht all zu spät ins Bett, damit ich für Kennys Party morgen fit bin.

Am nächsten Morgen ist es schon später Vormittag als ich mich träge aus dem Bett schleppe. Ich habe lange nicht mehr so gut und fest geschlafen und fühle mich richtig fit für heute Abend. Mit bequemer Kleidung und Duschsachen bewaffnet mache ich mich auf den Weg ins Bad um mich ausgiebig zu duschen und frisch zu machen. Ganz kurz hatte mich vorhin ein Motivationsschub überkommen und ich überlegte, ob ich eine Runde joggen gehen soll. Der Gedanke habe ich aber so schnell wieder verworfen wie er gekommen ist und genieße den restlichen Morgen lieber mit Entspannung.
Nach der Dusche trage ich einer der koreanischen Gesichtsmasken auf, die schon ewig in meinem Schrank liegen und ich nicht geschafft habe auszuprobieren. Tiefenentspannt und mehr als zufrieden setze ich mich wieder auf mein Bett und lese mein Buch weiter. Die Stunden vergehen wie im Flug und als ich um drei Uhr einen Blick auf mein Handy werfe erschrecke ich mich kurz. Ich war so vertieft in mein kleines Taschenbuch, dass ich die Zeit total vergessen habe. Mein Magen macht sich nun auch bemerkbar, wodurch mir erst auffällt, dass ich heute noch gar nichts gegessen habe. Mein kleiner Kühlschrank ist noch völlig leer, also bleibt mir gar nichts anderes übrig, als nochmal einen Abstecher im Supermarkt zu machen.

Etwas unter Zeitdruck, da in zwei Stunden Kennys Geburtstag anfängt, flitze ich in Windeseile durch den kleinen Markt um die Ecke und bin umso beeindruckter von mir selbst, dass ich in der Hektik nichts vergessen habe. Zufrieden schmiere ich mir zuhause ein Erdnussbutter-Toast, nehme mir ein Apfel und schlinge beides in mich hinein. Während ich mich beginne fertig zu machen für heute Abend höre ich über meine kleine Musikbox ein paar Partyhits um mich richtig in Stimmung zu bringen. Ich freue mich echt auf den Abend, auch wenn meine Vorfreude eigentlich immer am meisten auf das Schminken und Klamotten heraussuchen ausgelegt ist. Gut gelaunt summe ich „Pump it" von den Black Eyed Peas mit während ich das Glätteisen in die Steckdose stecke. Meine Haare lasse ich in Wellen über meine Schultern fallen und betrachte zufrieden das Ergebnis. In meiner Schminktasche wühle ich nach der Lidschattenpalette in Goldtönen und meinem Eyeliner. Konzentriert trage ich den Lidschatten und Eyliner auf und tusche meine Wimpern etwas länger als sonst. Der Lipgloss lässt meine Lippen rosa schimmern. Mein Kunstwerk beende ich mit etwas Highlighter auf den Wangen. Durch mein Zimmer tanzend suche ich einen blauen Jeansrock, der unten leicht ausgefranst ist, eine schwarze, durchsichtige Strumpfhose und ein weinrotes Langarmhemd mit Rollkragen zusammen. In meinem Kopf kombiniere ich das Outfit mit einem nachtblauen Mantel aus Stoff und schwarzen Stiefeletten. Zufrieden schaue ich mich noch einmal im Spiegel an und mache mich dann auf zu Yunas Zimmer, das am Ende des Gangs liegt, denn wir möchten gemeinsam zu der Party gehen. Als mir Yuna in einem dunkelgrünen Samtkleid mit kleinen Strasssteinchen entlang des tiefen Ausschnitts die Tür öffnet, fallen mir fast die Augen aus dem Kopf. Sie sieht wahnsinnig gut aus und ihr dezentes Augen Make-up, das sie dem Kleid angepasst hat, betont ihre großen Katzenaugen noch mehr. Wissentlich lächelnd begrüßt sie mich und schnappt nach einem kleinen Paket. Erst da fällt mir auf, dass ich an gar kein Geburtstagsgeschenk für Kenny gedacht habe. Kalter Schweiß bricht mir aus und ich schaue panisch von Yuna zu dem Paket und wieder zurück.

„Entspann dich, Lara Jean. Ich sag einfach, das ist von uns beiden." Yuna zwinkert mir zu und ich atme erleichtert aus.

„Ehrlich? Das würdest du tun?", frage ich sie unsicher.

„Na klar. Aber du musst mir nächste Woche ein Eis ausgeben." Sie hat eine Schwäche für Eis und ich nicke dankbar. Dann hakt sie sich bei mir unter und mit einem Blick auf ihre dünnen Absätze weiß ich auch warum.

„Glaubst du heute Abend wird cool?", fragt sie mich.

„Klar, wieso nicht? Ich kenne Kenny nicht besonders gut, aber Ella ist ja auch da. Da sind wir schon mal zu dritt zum Quatschen." Ich lächle ihr aufmunternd zu. Der Abend wird bestimmt cool, auch wenn Peter nicht dabei ist. Ich bin schließlich auch auf dem College um neue Freunde zu finden, auf Partys bis spät in die Nacht Beerpong zu spielen und meine Erfahrungen mit Alkohol aufleben zu lassen. Ich kann es kaum erwarten, mein Uni-Leben heute so richtig starten zu lassen.

Will you still love me tomorrow?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt