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Die nächsten Tage bis Peter zu Besuch kommt sind eher unspektakulär. Noch immer habe ich auf dem Schreibtisch die Unterlagen für den Uni-Wechsel liegen, obwohl ich weiß, dass ich mich langsam entscheiden muss. Dennoch habe ich sie noch nicht angerührt. Wieso? Ich glaube, tief in meinem Inneren weiß ich, was ich will, aber um es mir einzugestehen, bin ich noch nicht bereit. Zum hundertsten Mal schiebe ich seufzend die Unterlagen in die Ecke des Schreibtisches und schleppe mich träge ins Bett. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, aber die Zeit, die mir bleibt, schiebe ich auf so lange es geht. Und dafür hasse ich mich.
Genervt blicke ich durch mein Zimmer und beschließe, ein bisschen aufzuräumen, denn in einer halben Stunde ungefähr sollte Peter ankommen. Unmotiviert schiebe ich meine Klamotten von der einen in die andere Ecke und verstaue alle Kleidungsstücke, die ich schon zwei Wochen nicht mehr angerührt habe, in einem kleinen Wäschekorb. Meine Bettdecke ziehe ich glatt und schlage nochmals mein Kissen auf. Im Bad stelle ich alle Kosmetiksachen sortiert zurück auf die Ablage und räume neue Rollen Klopapier in den Schrank. Zufrieden sehe ich mich um. Schon viel besser.
Als mein Handy vibriert schrecke ich auf und haste an den Schreibtisch, wo ich es liegen gelassen habe.

Ich bin gerade auf dem Parkplatz angekommen. Freue mich auf dich :)

Nervös springe ich auf und ab und mache nochmal schnell einen Abstecher im Bad um meine Haare durchzukämmen und ein bisschen Deo zu sprühen, bevor ich mit einer Jacke und dem Schlüssel bewaffnet mein kleines Zimmer verlasse. Fröhlich hüpfe ich die paar Treppen in meinem Wohnheim herunter und laufe in für mein Verhältnis schnellen Schritt über den Campus. All die Leute um mich herum nehme ich nicht wahr, so sehr freue ich mich auf Peter. Als ich ihn in der Ferne erblicke wie er mit eine Tasche in der Hand sich verwirrt umsieht, macht mein Herz einen Satz. Ich bleibe abrupt stehen und ein strahlendes Lächeln breitet sich auf meinen vor Aufregung rosigen Wangen aus. Er hat mich noch nicht gesehen und bevor ich weiß was ich tue, renne ich unbewusst auf ihn zu. Etwas außer Atem schmeiße ich mich ihm um den Hals und bedecke seine Wange mit vielen Küssen. Etwas überrascht von meinem Angriff lässt er seine Tasche fallen und nimmt mich, nachdem er sich wieder gefasst hat, fest in den Arm. Überglücklich rast mein Herz und ich küsse ihn lange. Ich hatte ihn so vermisst.

„Hi.", begrüße ich ihn immer noch breit lächelnd.

Er lächelt zurück und seine kleinen Lachfalten, die seinen Mund umspielen, treten zum Vorschein. Ich mustere sie intensiv und bekomme so seine Begrüßung gar nicht richtig mit. Eine ganze Weile halten wir uns noch mitten auf dem Parkplatz in den Armen, dann löse ich mich etwas peinlich berührt, denn mir fallen erst jetzt die paar Studenten auf, die im nahen Umkreis auf den Bänken sitzen und uns anstarren.
Peter hebt seine Tasche wieder auf und verschränkt seine Hand mit meiner. So gehen wir über den Campus zu meinem Wohnheim und ziehen die Aufmerksamkeit einiger Studenten auf uns. Vermutlich, weil Peter ein eher unbekanntes Gesicht ist, aber noch eher weil ein so gut aussehender Typ in der Menge der anderen Studenten definitiv nicht untergegangen wäre. Als wir in meinem Zimmer angekommen sind, zieht sich Peter die Schuhe aus und fletzt sich wie selbstverständlich auf mein Bett. Mein vorher so schön glattgezogenes Bett macht er damit in wenigen Sekunden kaputt. Während er sich noch etwas umsieht nutze ich die Chance ein BH, den ich vorhin übersehen habe, unbemerkt unter die dahinter stehende Kommode mit dem Fuß zu schieben. Unschuldig blicke ich wieder zu ihm, als er mit der Hand neben sich klopft, um mir zu verstehen zu geben, dass ich mich zu ihm legen soll. Ohne zu zögern gehe ich zu ihm und lehne mich an seiner muskulösen Brust an. Seine Arme verschränkt er hinter dem Kopf und mustert mich von oben. Eine Weile unterhalten wir uns über banale Dinge aus den letzten zwei Wochen und schweigen dann eine Zeit lange. Zwischen uns ist eine angenehme Stille und ich fühle mich bei ihm geborgen. Schützend legt er mir einen Arm über den Rücken und die Flanken bis zum Bauch und ich kuschle mich noch enger an ihn.

Will you still love me tomorrow?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt