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Am nächsten Morgen überprüfe ich nochmals mein Gepäck und rufe meinen Dad an, um ihm Bescheid zu geben, dass ich los fahre. Der Heimweg verläuft ziemlich gut, ich hätte nie gedacht, irgendwann mal so sicher Auto zu fahren. Hätte man mir von anderthalb Jahren gesagt, dass ich mal eine zweistündige Fahrt alleine fahre, hätte ich vermutlich gelacht und abgewunken.

Als ich in unsere Einfahrt biege, öffnet sich sofort die Haustüre und Kitty kommt noch in ihrem süßen Einhornschlafanzug auf mein Auto zugerannt. Kaum bin ich ausgestiegen, wirft sie sich mir um den Hals.

"Ich habe dich vermisst, Lara Jean. Es ist so langweilig ohne dich und Gogo."

Ich schaue Kitty stutzig an. Ist das wirklich meine Schwester? So emotional?

Jetzt kommen auch Dad und Trina Arm in Arm aus der Tür. Dad schließt mich sofort in die Arme und Trina legt ihren Arm um meine Schulter.

Kitty hilft mir beim Auspacken, aber ich weiß genau, dass sie nur hier ist, um Geschichten vom College zu hören. Sie kann es kaum erwarten, irgendwann mal selbst auf ein College zu gehen.

"Warst du schon auf einer Party?", fragt sie mich aufgeregt, während sie eine Jacke in meinen Schrank hängt.

"Bisher noch nicht. In meinem Wohnheim gab es bisher noch keine und aus den anderen Wohnheimen kenne ich kaum jemanden."

Kitty zieht eine Fratze und schmeißt sich auf mein Bett. "Wie langweilig. Das Erste, was ich machen würde, wäre neue Freunde zu finden und dann jedes Wochenende auf eine Party zu gehen."

"Warte erstmal ab bis du alt genug für so etwas bist. Ich wette, dass du dann anders denkst.", erkläre ich ihr mit einem tadelnden Blick. Kitty setzt sich auf und schüttelt energisch den Kopf.

"Das glaube ich nicht... Peter geht schon auf Collegepartys hat er mir erzählt."

"Du telefonierst mit Peter?"

"Nein, das habe ich in seiner Instagram-Story gesehen."

Ich schaue sie schockiert an und gehe ein paar Schritte auf sie zu. "Du hast Instagram? Kathrine, du bist erst elf!", schimpfe ich mit ihr, woraufhin sie mich trotzig anstarrt.

"Ich bin fast zwölf, Lara Jean und du wohnst hier nicht mehr, also hast du mir nichts mehr zu sagen!" Sichtbar genervt steht sie auf und geht schnell aus meinem Zimmer.

Seufzend setze ich mich auf mein Bett. Eine Nachricht von Peter blinkt auf.

Was machst du heute?

Ich lächle in mich hinein. Er hat ja keine Ahnung, dass ich ihn heute Abend überraschen werde. Also lüge ich ihn an.

Ich weiß noch nicht. Vermutlich Hausaufgaben und vielleicht was mit Yuna.

Cool.

Damit ist unser Gespräch beendet. Aus der Küche duftet schon das Mittagessen. Dem Geruch nach zu urteilen gibt es Brathähnchen. Ich gehe in die Küche, wo Kitty gerade den Tisch deckt und Trina den Salat fertig vorbereitet. Dad läuft hektisch durch die Gegend und öffnet jeden Schrank.

"Trina, weißt du, wo unsere Kochhandschuhe schon wieder sind? Ich könnte schwören, ich hatte sie hier rein gelegt!", genervt schließt er die Schublade und schaut Trina erwartungsvoll an.

Seufzend blickt sie von ihrem Salat auf und öffnet die Schublade rechts von ihr. "Wann kannst du dir das endlich mal merken?"

Ich könnte schwören, dass ich Kitty 'Männer' murmeln gehört habe. In diesem Moment breitet sich ein warmes Gefühl in meiner Brust aus und ich kann das Lächeln kaum unterdrücken. Hier fühle ich mich zuhause. Bei meiner Familie, die ich so liebe.

Will you still love me tomorrow?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt