Teil 14

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Zuhause angekommen, packe ich schnell ein paar Sachen zusammen und nach dreißig Minuten ist der Koffer mit lauter gemütlichen Klamotten gefüllt. Unten wartet meine Mutter um sich noch von mir zu verabschieden, bevor sie zu ihren Freundinnen fährt.

"Ich hoffe, du hast den Laptop hier gelassen, Erholung und Wellness stehen auf dem Programm und keine Arbeit."

"Er ist oben. Zur Eröffnung bin ich pünktlich zurück, falls doch etwas Unvorhergesehenes passiert, ruf mich an."

"Das werde ich ganz bestimmt nicht tun. Melde dich, wenn du angekommen bist."

"Mach ich. Danke Mom", wir umarmen uns und stehen einfach für ein paar Minuten schweigend in unserer Empfangshalle.

"Das wird schon wieder mit Flo und dir. Nimmst du deine Waffe mit?"

"Warum? Ich fahre ins Rheintal, da brauche ich die nicht", sage ich skeptisch und dann dämmert es in mir. "Hat Flo dich angerufen?", frage ich mit verschränkten Armen und meine Mutter tritt nervös von einem auf den anderen Fuß.

"Ja. Er macht sich große Sorgen um dich und wollte dich nicht anrufen, weil er der Meinung ist, egal was er sagt, es ist sowieso falsch und regt dich nur auf. Entschuldige."

"Schon gut, ich stecke sie ein, wenn ihr dadurch beruhigter seid."

Wir verabschieden uns, ich gehe runter in den Keller und hole die Walther PPK aus dem Safe, ziehe meinen Koffer hinter mir her in die Garage, wo mein Mustang Shelby in der Beleuchtung glänzt. Der Feierabendverkehr ist wie immer unerträglich und nach fünfundvierzig Minuten habe ich es endlich auf die Autobahn geschafft. Auf der linken Spur gebe ich Gas und der Wagen gleitet wie auf Schienen vorwärts.

Nach anderthalb Stunden fahre ich auf den Parkplatz vom Hotel, eine tiefe Traurigkeit überfällt mich und heiße Tränen strömen ungehindert an meinen Wangen herab. Ich schließe kurz die Augen, um mich zu fangen, aber es gelingt mir nicht und ich werde regelrecht von einem Heulkrampf geschüttelt. Hektisch wische ich mir über mein Gesicht und greife nach dem Handy auf dem Beifahrersitz. Ohne darüber nachzudenken, wähle ich Flos Nummer, er ist sofort dran.

"Linda, alles okay?!", fragt er angespannt, doch aus mir kommt kein einziger Ton und ich schniefe laut. "Baby, ganz ruhig, wo bist du?!"

"An der Burg", bringe ich zwischen zwei tiefen Schluchzern heraus und bekomme auch noch einen Schluckauf.

"Okay. Beruhige dich. Es hat sich nichts geändert. Ich habe mit Aleks gesprochen, genieß die Erholung, du hast mir doch erzählt, dass es dir dort besonders leicht fällt, abzuschalten. Außer ich bin dabei, aber ich bin weit weg, denke aber jede Sekunde an dich. Hast du deinen Ring an?"

"Ja, blöde Frage", schniefe ich und ziehe die Nase hoch.

"Dann hast du mich doch bei dir. Ich liebe dich, neun Tage, bis ich dir wieder auf die Nerven gehe." Ich lache etwas hysterisch.

"Du bist nicht sauer, dass ich Hals über Kopf abgehauen bin?!"

"Nein, warum sollte ich?! Wenn ein durchgeknallter Ex von dir auftaucht und du völlig neben der Spur bist, würde ich wahrscheinlich auch so reagieren. Ich kann mich noch nicht daran gewöhnen, eine so starke Frau an meiner Seite zu haben. Vielleicht muss ich öfter an die Szene auf dem Friedhof denken, als du Rovena die Knarre ins Gesicht gehalten hast. Weißt du, wie sexy du in diesem Moment ausgehen hast", sagt Flo mit seiner dunklen Stimme und ich beruhige mich endlich.

"Das war doch nicht sexy?!"

"Doch dein entschlossener Blick, wenn sie auch nur einen falschen Schritt gewagt hätte. So meine Schöne, du steigst jetzt aus und genießt deine Auszeit. Wenn du das Bedürfnis hast, mit mir reden zu wollen, ruf mich an, jederzeit."

Dark Rose Band 2 ~ Wir ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt