Teil 31

455 40 12
                                    

Mit zitternden Fingern rufe ich Aleks an, mein Hals fühlt sich kratzig und wund an.

"Habt ihr sie?", will sie sofort aufgeregt wissen.

"Ja."

"Oh fuck Linda, wo bist du?"

"Im Auto, Marin, geht es den Umständen entsprechend, sein Bruch ist offen. Flo dagegen ist kaum wiederzuerkennen, er war fast tot, überall Blut, Aleks, ich kann nicht mehr", schluchze ich laut und heiße Tränen fließen meine Wangen hinab.

"Hör auf zu heulen und reiß dich zusammen, wo haben sie die zwei hingebracht?!"

"In die Uni", bringe ich nur mühsam raus, zu allem Übel bekomme ich jetzt auch noch einen Schluckauf.

"Okay Tränen trocknen, Motor starten und in Marins Wohnung kommen, schaffst du das, oder soll ich Tom anrufen?!"

"Ich krieg das schon hin", schniefe ich und wische mit beiden Händen über meine Augen. Der Mustang erwacht zum Leben und ich rase durch die halbe Stadt Richtung Ostend. Zwanzig Minuten später parke ich vor den Garagen und steige in den Aufzug, meine beste Freundin erwartet mich bereits und schließt mich fest in den gesunden Arm. Ich vergrabe mein Gesicht an ihrer Schulter und weine erneut bittere Tränen, obwohl ich eigentlich gar keine mehr haben dürfte.

"Alles wird gut Bitch", tröstet sie mich und ich fange an, hysterisch zu lachen.

"Geht doch, ab mit dir ins Bad und hübsch dich auf. So lasse ich mich mit dir nicht sehen. Make-up liegt auf der Ablage", sagt sie gespielt streng.

Ich hole tief Luft und gehe ins Bad, im Spiegel sehe ich, was sie meint, meine Augen sind geschwollen, rot unterlaufen und ich bin totenblass. Ich drehe den Wasserhahn auf und spritze mir das kühle Nass ins Gesicht. Trockne mich ab und lege ein normales Tages-Make-up auf, so das ich wieder vorzeigbar bin.

Im Wohnbereich sitzt Aleks mittlerweile in einem dicken weißen Kaschmirpullover und schwarzer Lederhose. Sie klopf auf die Couch und reicht mir einen Becher mit Kaffee. Wir trinken ihn ganz in Ruhe und fahren anschließend in die Uni.

Einen Parkplatz, in diesem Irrgarten zu finden, ist noch das Einfachste. Denn es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis wir auf der richtigen Station ankommen und dort das Zimmer ausfindig machen. Zwei Polizisten versperren uns den Weg hinein. Meine Nerven liegen blank und ich will nur noch zu Flo.

"Entschuldigung! Mein Verlobter liegt da drin", sage ich bissig, zu dem Beamten mit gepflegtem Bart und kurzen dunkelbraunen Haaren.

"Tut mir leid, hier darf niemand rein", weigert er sich konsequent.

Wütend gehe ich ein paar Schritte weg und wähle Steffis Nummer, sie hört sich die Kurzfassung an und versichert mir, sich sofort darum zu kümmern. Ich stecke das Smartphone zurück in meine Jeans und warte mit Aleks. Es vergeht noch nicht mal eine Minute, da klingelt bei Mister Oberwichtig, das Handy. Er lauscht angespannt, legt auf und tritt zur Seite.

"Warum nicht gleich so, du Vogel", zische ich wütend und Aleks schließt leise die Tür hinter uns. Die Brüder liegen in einem Zweibettzimmer, Marins Bein ist mit einem riesigen Fixateur ruhig gestellt und er lächelt uns erfreut an. Flo liegt am Fenster, die Überwachungsmonitore piepen regelmäßig und er hat seine Augen geschlossen.

"Keine Angst, er sieht schlimmer aus, als es wirklich ist", er gibt meiner besten Freundin einen leidenschaftlichen Kuss.

"Rovena steckt hinter der ganzen Aktion, sie wollte Rache, weil Flo sie verlassen hat. Ich war nur das Zwischenglied, um ihn in die Falle zu locken. Ich dachte, die bringen ihn um", er schluckt schwer und ich nähere mich mit ängstlichen Schritten  Flos Bett.

Dark Rose Band 2 ~ Wir ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt