Dark Rose Band 2 ~ Wir ~

Teil 43

Ein Lichtschimmer trifft meine geschlossenen Augen und ich sehe blinzelnd zur Tür. Flo schließt die Badezimmertür und kurz darauf ist das Rauschen der Dusche zu hören. Es ist kurz nach Mitternacht, ich schalte die Nachttischlampe an und gehe ins Bad. Flo steht mit dem Rücken zu mir, hier sind gefühlte vierzig Grad, seine Hände ruhen an den Fliesen und der Wasserdampf wabert um seinen nackten durchtrainierten Körper.

Das riesige Rückentattoo schimmert gefährlich im Licht der Deckenspots und dem darüber laufenden Wasser. Ich streife die Spitzenpants und mein Top ab, gehe langsam auf ihn zu, um ihn nicht zu erschrecken. Er sieht mir, kurz über seine rechte Schulter, in die Augen. Sein Blick wirkt gequält und Flo dreht den Kopf zurück unter den Duschstrahl. Ich lasse die Finger über die Schwingen des Adlers gleiten, hoch zum Schriftzug im Nacken und runter zu seinen Hüften. Dicht lehne ich meinen Körper an seinen und schiebe die Hand zu seinem Schritt. Flo stellt das Wasser ab, hält meine Hand fest und sieht mich angespannt an.

"Ich bin total am Arsch, ich kann nicht", sagt er heiser, ich weiche zurück und er tritt an mir vorbei. Verdutzt sehe ich ihm nach, schaue zu, wie er sich abtrocknet und anschließend im Ankleidezimmer verschwindet. Ich hebe meine Sachen vom Boden auf, ziehe sie wieder an und gehe etwas verstört ins Schlafzimmer. Lege mich ins Bett, decke mich zu und schalte das Licht bei mir aus. Kurze Zeit später bewegt sich die Matratze leicht, auch Flo knipst seine Lampe aus und die Dunkelheit verschlingt uns. Er rutscht dichter zu mir, vergräbt seine Nase in meinen Haaren, seine Atemzüge werden schnell gleichmäßig und ich schlafe über der Frage, warum er mich abgewiesen hat, schließlich ein.

Als ich am nächsten Morgen wach werde, ist Flo bereits aufgestanden. Ich ziehe mir eine Jogginghose und Kapuzenpullover an und tapse barfuß zum Frühstück. Auch in der Küche ist keine Spur von ihm, meine Laune verabschiedet sich in den Keller und so puste ich gedankenverloren in den Kräutertee.

"Na Mom, heiße Nacht gehabt?", wenigstens eine Frau, die auf ihre Kosten gekommen ist, nach ihren zerzausten Haaren zu urteilen und dem weißen Morgenmantel, den sie noch trägt.

"Guten Morgen Linda, sag das nicht immer so abwertend. Ich gehöre vielleicht zum alten Eisen, aber auch ich habe noch ein Sexleben -".

"Halt", unterbreche ich sie, "to much information, das will deine Tochter in dem Alter nicht wissen. Wo du gerade hier bist, wir treffen uns pünktlich um zwanzig Uhr im Büro-", die Haustürklingel unterbricht uns und ich schlittere in den kuscheligen Socken, die in meiner Hosentasche waren, um zu öffnen. Da klingelt es erneut in Dauerschleife.

"Meine Güte, ich komme doch", rufe ich im Eingangsbereich und reiße die Tür auf und Aureliano schaut überrascht mein Outfit an.

„Buongiorno Principessa, du bist ja besser bewacht, als der Papst", er küsst mich rechts und links und ich halte ihm die Tür weiter auf.

"Guten Morgen, Flo ist nicht da. Keine Ahnung wo er steckt", wir gehen gemeinsam in die Küche.

"Ich bin nicht wegen ihm hier, ich wollte einen Kaffee mit dir trinken. Wir haben uns zwar gestern erst gesehen, aber ich liebe deine Gesellschaft. Auri ist shoppen, da habe ich überhaupt keine Lust drauf, ich mag es einfach von hübschen Frauen umgeben zu sein. Selbst wenn sie ungestylt sind und in einer Jogginghose stecken. Flo hat mich angerufen, er hat noch etwas zu erledigen." Und bei dieser Auskunft landet meine Laune auf dem Gefrierpunkt, was denkt er?! Lässt mich heute Nacht abblitzen, verschwindet ohne eine Nachricht und schickt seinen italienischen Gigolo-Freund her?! Ich reiche Aureliano seinen Espresso und wende mich erneut meiner Mutter zu, die uns mit großen Augen beobachtet.

"Das ist Aureliano, ein Geschäftspartner und Freund aus Rom. Wir sehen uns später, oder?!"

"Aber natürlich, ich lasse euch mal allein. Nett Sie kennengelernt zu haben." Sie balanciert ihr Frühstückstablett an uns vorbei und verlässt die Küche.