Teil 36

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Ich wache ohne die morgendliche Übelkeit auf und entscheide mich für Jeans mit Kapuzenpullover, dezentes Make-up und die Haare binde ich zu einem strengen Zopf. Maria stellt mir Tee und Weißbrot hin und nach einem ruhigen Frühstück fahre ich ins Rose. Die letzten Lieferungen für dieses Jahr sind eingetroffen, weil es um die Feiertage etwas heikel wird. Mein Edelbordell erstrahlt im weihnachtlichen Glanz, zuhause sind die Lichter warm, hier in einem grellen Pink, passend zum Puff.

Lynn versinkt am Empfang in einem Chaos aus unzähligen Kartons, die kreuz und quer gestapelt sind, in der Bar kämpfen sich Vanessa und Stefan durch die Getränkekisten und kleinerer Verpackungen, die mit hochprozentigen Spirituosen gefüllt sind. Ich bringe meine Jacke in den Aufenthaltsraum und helfe ihr, Ordnung zu schaffen. Wir sortieren alles vor, Sachen für mein Büro, Kondome, Kosmetiktücher, Kosmetikartikel für die Etagen, Druckerpapier, Rechnungspapier und noch ein paar Kleinigkeiten für das Blue Velvet. Andy kommt mit zwei Thermobecher in der Hand rein und zieht den Reißverschluss seiner Bomberjacke auf.

"Was habt ihr denn hier für ein Chaos? Weißt du wem der schnittige BMW SUV draußen in der Parkbucht gehört? Heißes Gerät", schwärmt er.

"Das ist Flos Neuer, der Alte was nach dem Unfall nur noch Schrott, ich hole ihn gleich aus dem Krankenhaus ab. Apropos, wie spät ist es?"

"Halb eins", verrät er mit Blick auf seine Uhr.

"Scheiße, ich muss los, ich komme gleich wieder", Lynn nickt und ich hole schnell meine Sachen. Ziehe beim Rauslaufen, die Jacke über und stoße fast mit meiner Mutter zusammen.

"Langsam, wo willst du denn so eilig hin?"

"Flo abholen, bis später", rufe ich im Laufschritt zum BMW.

Ich hetze in der Uni durch den langen Flur, als ich schnelle Absatzschritte hinter mir höre.
"Meine Fresse, warum muss man eigentlich ewig bei den Ärzten warten, obwohl ich einen Termin habe. Zum Kotzen", beschwert Aleks sich, ich bleibe stehen, bis sie mich eingeholt hat.

"Beschwer dich nicht, dafür ist der blöde Gips ab. Wir sind im Rose, in den Lieferungen erstickt und ich habe völlig die Zeit vergessen."

"Bist du geflogen? Du weißt, dass dich ein kleines Würmchen begleitet!"

"Pscht, muss ja nicht gleich jeder wissen", zische ich leise ins Ohr, "meine Mutter nervt mich schon damit. Heilige Scheiße, ich bin schwanger und nicht krank. Jetzt holen wir erstmal die Pflegefälle ab", wir lachen und klopfen kurz an, bevor wir gemeinsam eintreten.

"Ihr seht aber abgekämpft aus", begrüßt uns Marin, der sein Gipsbein auf dem Griff der Krücke abgelegt hat. Flo mustert mich kritisch von oben bis unten, er sieht fast aus, wie vor der Entführung.

"Wurdest du aufgehalten?", will er wissen und zieht mich auf seinen Schoss, gibt mir einen zärtlichen Kuss. "Meine schöne Frau", flüstert er an meinem Hals und umarmt mich fest. Ich schmiege eine Wange an sein Gesicht, der Bart ist richtig weich geworden in den drei Wochen. Seine Haare sind länger und die Strähnen fallen ihm fast in die Augen. Ich streiche mit einer Hand über den Bart.

"Die Lieferungen sind heute alle gekommen, es ist noch etwas chaotisch, aber wir haben gut vorsortiert. Hast du Lust, gegen siebzehn Uhr mit zum Weihnachtsumtrunk zu kommen?"

"Ich brauche erstmal das Komplettprogramm von Kemal, sieh mich doch mal an. Oder gefällt dir das so?"

"Der Bart ist sehr lang und die Haare haben wirklich bessere Tage gesehen, kein Problem, ich bringe dich mit deinem schicken Auto hin."

"Unser Auto, meine Schöne. Es gibt in Zukunft kein mein und dein mehr, in knapp sieben Wochen, bist du Frau Milicaj und dann wird man für dich den roten Teppich ausrollen, wenn du irgendwo hinkommst." Er drückt seine Lippen fest auf meine und schiebt seine Zunge verführerisch in meinen Mund. Schwer atmend unterbrechen wir den Kuss und Flo grinst mich schief an.

Dark Rose Band 2 ~ Wir ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt