Teil 48

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Ich will gerade hoch ins Büro, doch Lynn hält mich auf und sagt mir im Vorbeigehen, dass ich kurz zu Aleks kommen soll. Ich stöhne, weil ich schon den ganzen Tag Kopfschmerzen habe und Flo mit dreißig seiner engsten Freunde, heute seinen Junggesellenabschied feiert und wir weiterhin keine Lösung gefunden haben, wie wir alle in einer Nische unterbringen.

"Ja, sofort, schau mal bitte im Terminkalender, wer noch für den Abend reserviert hat, ich bin in fünf Minuten zurück", und nehme die Treppe in den zweiten Stock. Gut das hier nur drei Zimmer sind, es herrscht eine himmlische Ruhe, ich klopfe und Aleks reißt die Tür auf, zerrt mich hinein und wirft sie hinter mir mit einem lauten Knall zu.

"Hey, warum bist du denn so ruppig", beschwere ich mich, es riecht nach frischer Möbelpolitur und ihrem schweren Parfüm, sie hat außerdem alles penibel aufgeräumt.

"Ich bring ihn um!", schnauft sie wütend.

"Wen?", frage ich vorsichtig.

"Marin! Er schreibt seit ein paar Tagen mit einer anderen, keine Ahnung, wer sie ist, aber er macht ein riesen Geheimnis draus. Linda, ganz ehrlich was habe ich erwartet, das er sich Hals über Kopf in eine Hure verliebt?! So etwas passiert nur in Groschenromanen", lacht sie gequält, Aleks und Eifersucht, das passt überhaupt nicht zu ihr.

"Ihr seid doch in den letzten Wochen unzertrennlich, oder bin ich nicht Up to Date?!"

"In den letzten Wochen haben wir uns privat kaum gesehen, nur hier her kommt er regelmäßig. Aber das ist jetzt für mich Geschichte, in Zukunft vereinbart er einen Termin, wie jeder andere auch", sie verschränkt die Arme vor ihrem schwarzen Lack-Minikleid und ich lächle sie aufmunternd an. Es klopft und Aleks schaut kopfschüttelnd zur Uhr.

"Zu früh!", meckert sie und reißt schwungvoll die Tür auf, doch im Türrahmen lehnt Marin.

"Ich lass euch mal allein", doch sie legt ihm eine Hand auf den Brustkorb und sieht  ihn wütend weg.

"Du hast keinen Termin, verpiss dich und lass dich hier nicht mehr sehen! Linda, nimm ihn mit, sonst prügel ich ihn mit dem größten Flogger windelweich", schreit sie und gibt ihm einen festen Stoß, so dass er leicht mit seinen Krücken ins Straucheln gerät. Ich hake Marin ein und wir humpeln zum Aufzug.

"Ich habe sie schon lange nicht mehr so erlebt, du hast sie sehr verletzt."

"Was ist denn in sie gefahren? Ich hau ab, wir sehen uns später", sagt er angefressen, gibt mir einen Kuss auf die Wange und verschwindet zum Ausgang. Ich wende mich an Lynn, die in einem Chaos aus verschiedenen Papieren versinkt.

"Was hast du denn hier für ein heilloses Durcheinander?"

"Ich versuche gerade, die Rechnungen von gestern mit denen von heute in die richtige Reihenfolge zu sortieren", sagt sie verzweifelt. Ich umschließe ihre Hände, schiebe alle Blätter zusammen und gehe grinsend damit hoch in mein Büro. Es klopft und ich werfe sie achtlos auf den Schreibtisch. Steffi steckt den Kopf zur Tür rein und ich winke sie zu mir.

"Frau Oberkommissarin vom LKA, was kann ich für dich tun?!"

"Ich wollte nur einen Kaffee mit meiner Lieblingsbordellchefin trinken, ganz ohne Hintergedanken", ich greife nach dem Telefonhörer, bestelle Kaffee und schwarzen Tee.

"Denkst du an heute Abend?"

"Wie kann ich denn deinen Junggesellenabschied vergessen, das lasse ich mir doch nicht entgehen. Ich bin aber noch wegen etwas anderem hier." Lynn bringt die Getränkebestellung und lächelt mich dankbar an. Sie ist in letzter Zeit ein bisschen überfordert, ich werde einfach meine Mutter mit den Rechnungen vertraut machen.

Dark Rose Band 2 ~ Wir ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt