Teil 34

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Ich nicke den Polizisten freundlich zu und klopfe, der Geruch nach italienischem Essen steigt mir in die Nase und ich halte unwillkürlich die Luft an.

"Macht doch mal ein Fenster auf, hier ist es unerträglich warm und stickig drin", ich öffne eins ganz weit und sauge die frische Luft tief ein. Drehe mich zu Flo, dessen Gesicht nun in einem dunklen Lila schimmert.

"Nette Begrüßung", krächzt er leise, er hat die Pasta kaum angerührt.

"Hey, lasst die Schwester doch mal lüften. Wie geht es dir?", ich küsse ihn vorsichtig auf die aufgeplatzten Lippen und ziehe seine Decke über den nackten Oberkörper.

"Die lassen sich kaum blicken, weil sie wissen, dass wir vergeben sind. Obwohl die Nachtschwester mit den großen Hupen, die dir den Sauerstoff in die Nase gesteckt hat, war schon heiß, oder Flo?!", lacht Marin, Aleks verdreht die Augen und schüttelt lächelnd den Kopf.

"Alter, laber nicht so einen Scheiß, die ist viel zu jung für dich", flüstert Flo und dreht vorsichtig den Kopf zu ihm. Die Schläuche an seinem Hals spannen sich bei der Bewegung gefährlich und ich setze mich auf die Bettkante. Stelle die Handtasche auf den Boden unter sein Bett.

"Komm weiter her, ich will deinen Geruch wenigstens um mich haben, die machen hier irgendetwas in die Lüftung, ich bin den ganzen Tag müde", mit der rechten Hand zieht er mich dichter und ein tiefes Stöhnen lässt mich erschrocken auf die Geräte blicken.

"Geht schon, leg dich hin", bittet Flo mich mit schmerzverzerrtem Gesicht, ich lege mich seitlich in seinen Arm, damit ich bloß nicht an die Schläuche an seinem Hals komme.

"Viel besser, was hat der Chefarzt gesagt", er zieht das Wort extra in die Länge.

"Wir verschieben die Reise auf Weihnachten. Du wirst erst kurz vor den Feiertagen entlassen und bevor du los meckerst, ich kann die Tickets umbuchen. Sieh dich an, du bist überhaupt nicht in der Lage zu fliegen. In zwei Wochen sieht es schon ganz anders aus, da fällt mir ein, du wolltest doch nach Durres. Soll ich New York canceln?"

"Auf gar keinen Fall. Meine Mutter ist nicht ganz unschuldig an dem Drama jetzt, sie hätte einfach auf mich hören sollen, als ich ihr gesagt habe, dass ich mit Rovena fertig bin."

"Oh da wird Mutter aber not amused sein. Aber wenn man dem Tod, innerhalb kürzester Zeit, mehrmals ins Auge geblickt hat, wäre ich auch egoistisch und würde meine Frau vorziehen. Aleks und ich vertreten euch doch gerne, oder?", mischt Marin sich in die Unterhaltung ein.

"Linda, der neue BMW ist nächste Woche abholbereit, das musst du für mich übernehmen. Ich sage dem Chef des Autohauses Bescheid, dass meine wunderschöne Frau ihn abholt. Mir gehts echt scheiße", stöhnt er leise und fasst sich an die linke Seite. Ich setze mich abrupt auf und schaue ihm in die Augen, von dem Grau ist kaum etwas zu sehen. In seinem schmerzverzerrten Gesicht erkenne ich, dass er höllische Schmerzen hat.

"Flo, iss wenigstens eine Kleinigkeit, die geben dir hochdosierte Schmerzmedikamente."

"Nein, ich will nichts essen, tu dir keinen Zwang an, es ist genügend da", stöhnt er atemlos.

Ich setze mich an die Bettkante, auf keinen Fall lege ich mich erneut neben ihn und greife nach seiner Hand, streiche mit den Fingern kleine Kreise um den Zugang. Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich schaffe es nur mit Mühe sie zurückzuhalten.

"Mich bringt so schnell nichts um. Da müssen schon  härte Geschütze aufgefahren werden", flüstert Flo und grinst mich leicht mit seinen geschundenen Lippen an. Ich lege seine Hand auf die Decke, stehe auf und schließe das Fenster.

"Ich hoffe, die zwei tauchen nie wieder auf, sonst garantiere ich für nichts", sage ich wütend.

"Mustafa, Kemal und Edi sind völlig begeistert von dir", Flo schließt müde die Augen, ich werfe Aleks einen Blick, das wir gehen, zu und sie nickt.

Dark Rose Band 2 ~ Wir ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt