Teil 28

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In Sportleggings, dickem Pullover und Daunenjacke, drücke ich die Tür nach draußen auf und Schneeflocken fliegen mir ins Gesicht. Ich hasse Winter, kalt, nass, frieren, diese Jahreszeit kann abgeschafft werden. Die Lichter an Flos Range Rover blinken und ich werfe die Sporttasche auf die Rücksitzbank. Wie aus dem Nichts werde ich an die Fahrertür gedrückt.

"Das war unfair, Max wusste ganz genau, dass ich gegen dich nicht den Hauch einer Chance habe, wenn ich dich nicht ernsthaft verletzen will", raunt Flo mir ins Ohr.

"Du spielst auch nicht mit fairen Mitteln, was soll der Scheiß mit Edi?! Ich habe angenommen, dass ich einen Bodyguard im Hintergrund habe, und nicht jemanden, der mir ständig an der Backe klebt", ich drehe mich um und sehe ihm fest in die Augen.

"Linda, versuch, mich doch bitte zu verstehen. Ich habe dir von Anfang an gesagt, auf was du dich mit mir einlässt. Ich habe allerdings nicht geahnt, dass ich so schnell an die Stelle meines Vaters treten muss. Unsere Leben, sind nicht mehr die, die sie vorher waren, wir haben Freunde, aber auch Feinde. Edi ist einer meiner engsten Vertrauten in Durres, aus diesem Grund habe ich ihn für dich ausgesucht. Er ist nur für dich zuständig", sagt Flo traurig.

"Und was ist mit dir? Mit Marin? Können wir zuhause weiter reden, es ist echt arschkalt?!", sage ich mit klappernden Zähnen.

"Ich bin mit dem Spyder hier", grinst er mich schief an.

"Du hast einfach so mein Auto genommen?", frage ich gespielt empört und verschränke die Arme unter der Brust.

"Tja Blondie, die Spiele, die du kannst, beherrsche ich noch ein bisschen besser. Edi hat mir von deinem Erpressungsversuch berichtet", lacht er und geht zu den hinteren Parkplätzen. Ich lächle und steige in den Range Rover. Drehe die Heizung voll auf, lege den Rückwärtsgang ein und warte bis der Audi R8 im Rückspiegel erscheint. Flo gibt mir Lichthupe und gemeinsam rasen wir durch die Stadt. Mal ist er ein Stück vor mir, oder auf gleicher Höhe, nur an den Ampeln fällt er zurück und schert knapp hinter mir ein.

Zuhause angekommen, ist von der schlechten Laune am Morgen nichts mehr übrig und ich sehe zu, wie sich das schwere Tor nach innen öffnet. Erneut werde ich argwöhnisch von den zwei Männern betrachtet, bis Flo den Spyder aufheulen lässt und sie sofort zur Seite gehen. Ich fahre langsam in die Garage und er parkt direkt neben mir, lächelnd steige ich aus und sehe zu, wie sich das Tor schließt. Flo umschließt meine Finger und wir machen uns auf den Weg nach oben.

"Ich habe riesigen Hunger, erst Essen, dann duschen?!"

"Das ist eine grandiose Idee." Er gibt mir einen Klaps auf den Po und wir lassen unsere Sporttaschen im Eingangsbereich, neben der Küchentür fallen. Maria begrüßt uns mit einem herzlichen Lächeln und serviert Steak mit frischem Salat und Baguette auf dem Küchentresen.

"Hast du Lust, noch ein Glas Wein vorm Kamin zu trinken?", frage ich Flo, nachdem wir mit dem Essen fertig sind. Er nickt und ich nehme die angefangene Flasche und unsere Gläser mit ins Wohnzimmer. Auf dem Glastisch neben der Wohnlandschaft stelle ich alles ab und lasse mich im Schneidersitz vor das knisternde, wärmende Feuer fallen. Flo schlendert lässig in seiner schwarzen Jogginghose und dem passenden Hoodie auf mich zu, es wird verdammt heiß und ich ziehe den Pullover aus. Nur in Sport-BH und Leggings strecke ich mich aus, sein Hoodie landet auf meinem und er zieht mich zwischen seine Beine und ich lehne den Kopf an seine nackte Brust. Wir stoßen beide an und schauen den lodernden Flammen zu, bis Flo tief seufzt und sein Kinn auf meiner Schulter ablegt.

"Das war aber ein tiefer Seufzer. Was haben die eigentlich von der KTU rausgefunden?", er versteift sich hinter mir und holt tief Luft.

"Ich habe mich richtig erschrocken, als ich den BMW gesehen habe. Alle Airbags offen, die vordere Achse gebrochen, die Front war gar nicht mehr zu erkennen. Wer auch immer an dem Wagen war, wusste genau, was er macht", sagt er gefährlich leise. Ich drehe mich in seinen Armen um, in seinem Blick sehe ich, das, dass wohl erst der Anfang einer Tragödie sein könnte und er mir irgendetwas verschweigt.

"Was haben die noch gefunden?"

"Die Bremsen waren manipuliert. Die Achse an einer Seite angesägt und die Benzinleitung hatte ein kleines Loch", spricht er resigniert weiter, "da will uns, oder nur mich, jemand tot sehen und ich habe nicht die geringste Ahnung wer. Verstehst du jetzt, dass Edi wichtig für dich ist. Solange wir nicht wissen, wer dahinter steckt, ist es notwendig, dass ich weiß, dass du in Sicherheit bist. Steffi ist über alles informiert, sie haben keine Fingerabdrücke, außer die von Marin und mir gefunden." Flos Handy klingelt in der Hosentasche, er zieht es raus und verschwindet zum Telefonieren nach draußen.

"Mustafa, hast du Kemal erreicht? – Ich dusche kurz, wir treffen uns in zwanzig Minuten in der Shisha-Bar", sind die letzten Worte, die ich mithöre, bevor das Gespräch endet.

Ich gieße mir noch ein Glas Wein ein und lege ein Stück Holz nach. Lasse mich auf die Ellbogen sinken und sehe gedankenverloren in die Flammen. Als Flo zurückkommt, ist er geduscht, komplett umgezogen und schon in seine dicke Alphajacke geschlüpft.

"Ich fahre mit dem Range Rover, wartest du im Bett auf mich?!", zwinkert er mir zu.

"Nackt und bereit", grinse ich frech. In großen Schritten ist er bei mir, kniet sich runter und küsst mich leidenschaftlich. Atemlos unterbricht Flo den Kuss und ist weg.

Nachdem ich den Wein ausgetrunken habe, das Feuer im Kamin aus ist, beschließe auch ich, endlich zu duschen. Ich ziehe eines der Negligés an und lege mich ins Bett. Der Fernseher ist ganz leise und meine Augen werden immer schwerer, bis ich einschlafe.

Dark Rose Band 2 ~ Wir ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt