Dark Rose Band 2 ~ Wir ~

Teil 35

Ich habe zwei Stunden geschlafen und werde total gerädert durch mein Handy geweckt. Mein Hals ist staubtrocken und ich schleiche müde runter zu Maria.
"Du siehst nicht gut aus. Tee?" Sie streichelt mir über den Rücken, ich setze mich auf einen Hocker und stütze mein Kinn in die Hände. In der Zwischenzeit kocht das Wasser und sie steckt zwei Scheiben Weißbrot in den Toaster, stellt Marmelade und Butter auf den Tresen. Nachdem der Tee gezogen ist, trinke ich langsam ein Schluck nach dem anderen und bestreiche mein Brot und beiße ein kleines Stück ab.

"Ich bin vielleicht schon alt, aber nicht blöd. Du bist schwanger", sagt sie ernst und sieht mich prüfend an. Es bringt sowieso nichts, es abzustreiten, also kann ich ihr auch die Wahrheit sagen.

"Ich bin noch nicht über die kritische Zeit hinaus, es weiß nur Aleks und Flo flippt bestimmt aus, ich möchte ihn überraschen, wenn wir seine Geburtstagsreise nachholen." Maria schließt mich fest in die Arme, es fühlt sich so vertraut an und da kommt auch schon meine Mutter zur Tür rein.

"Linda, du siehst ja immer noch so schlecht aus. Soll ich unseren Hausarzt anrufen?", fragt sie besorgt und stellt sich auf die andere Seite von mir.

"Setz dich, ich muss dir was sagen."

"Hast du was Schlimmes, mein Kind?!"

"Nein, ich bin schwanger."

"Was?! Oh mein Gott, ich werde Oma. Was sagt denn der werdende Papa? Seit wann? Wann hast du Entbindungstermin?", sie überschlägt sich fast beim Reden.

"Langsam, hol Luft, sonst kollabierst du uns noch. Flo weiß es noch nicht, ich bin fast im dritten Monat, bitte erzähl es niemanden. Ich will ihn Weihnachten überraschen, also mein ganz persönliches Geschenk. Wenn ich es nicht mehr verstecken kann, werden es auch die anderen erfahren. Bis dahin, halt den Mund. Es ist unser Baby und ich möchte die Zeit mit Flo genießen, verstehst du?!"

"Natürlich", stöhnt sie und setzt sich auf den Hocker rechts von mir. Allerdings muss ich ihr versprechen, im Dark Rose kürzer zu treten, sonst erzählt sie es der Crew, zähneknirschend gebe ich nach.

"Ich gebe dir Brief und Siegel, dass Flo dich nicht mehr aus den Augen lässt, wenn er es weiß."

Da könnte sie Recht haben, bei dem Gedanken, verdrehe ich jetzt schon die Augen in alle Richtungen. Die Übelkeit verschwindet langsam und ich dusche ganz in Ruhe. Mein Make-up gestalte ich etwas auffälliger, damit man nicht sofort sieht, dass ich weiß wie eine Wand bin. Unschlüssig stehe ich im Ankleidezimmer und überlege, was ich anziehe, um das Auto meines zukünftigen Mannes abzuholen. Der auch noch Pate ist, der Preis dreht sich also nicht um Peanuts. Flo hat mir nur verraten, dass es sich um das neueste BMW-Modell X6 handelt, mehr war nicht aus ihm rauszubekommen.

Ich entscheide mich für einen schwarzen Spitzenbody mit langen Ärmeln und tiefem Ausschnitt, dazu die passende Anzughose und einen Kurzblaser. Ich steige in die Louboutins und werfe die Converse in die Handtasche. Unten an der Garderobe schnappe ich mir die weiße Daunenjacke, weil es draußen schneit wie verrückt. Die Absätze hallen durch die Eingangshalle, als ich zum Kellerbüro gehe. Da kommt meine Mutter aus ihrem Wohntrakt und sieht mich überrascht an.

"Wo willst du denn schon so früh und hübsch hin?"

"Ich hole Flos neuen Wagen ab, Tom fährt mich zum BMW-Händler, der ist nicht weit weg vom Rose."
Sie umarmt mich und ich hole die Walther PPK aus dem Safe, so lange Andri und seine durchgeknallte Schwester frei rumlaufen, fühle ich mit damit einfach sicherer. Schneeflocken fliegen mir ins Gesicht, als ich die schwere Holztür aufmache, Tom steigt aus und hält mir die Beifahrertür auf. Zwanzig Minuten später sind wir am Autohaus angekommen und ich greife nach meiner Jacke auf dem Rücksitz.