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Früh am Morgen, kurz vor Morgengrauen, werde ich wach und mache mich fertig. Als ich meine Gemächer verlasse begegne ich einem Dienstmädchen und bitte sie Lorenzo, den Hofschneider, zu mir zu schicken. Sie nickt und macht einen kleinen Knicks, bevor sie sich abwendet und Lorenzo aufsucht. Im Schloss ist es noch immer ruhig. 

Ich genieße die Stille und laufe gemütlich durch die Flure. Vor dem Zimmer von Cassy bleibe ich stehen. Leise öffne ich die Tür und sehe hinein. Cassy liegt friedlich schlafend in ihrem Bett und ich schließe lächelnd wieder die Tür. 

 Als ich nach einer Weile hinter mir Schritte wahrnehme drehe ich mich um und erblicke Lorenzo. „Lady Nucara...", verbeugt er sich vor mir. „Danke, dass Ihr so schnell gekommen seid Lorenzo. Ich wollte mit Euch das Muster für mein Kleid besprechen." „Sehr gerne.", antwortet der Schneider und gemeinsam gehen wir zurück in meine Gemächer. Dort angekommen beginnen wir die Details zu besprechen und wie ich das Kleid gerne hätte. Am Ende nimmt er noch Maß. Nachdem wir fertig sind und Lorenzo gegangen ist, verlasse ich wieder meine Räume und gehe in den Garten.  

Es liegt noch leichter Tau auf den Bäumen und den Blumen, die Luft ist angenehm kühl und rein. Ich nehme einen tiefen Atemzug und beginne zu realisieren das ich wirklich heiraten werde. Wehmütig denke ich an meine Eltern. Ich frage mich was sie dazu sagen würden. 

Von der Königin habe ich erfahren, dass sie, meine Eltern und der Baron einst sehr enge Freunde waren und viel miteinander unternommen haben. Während ich so vor mich hin träume, gesellt sich Baron Brendinon zu mir. „Guten Morgen Nucara." „Guten Morgen Baron." „Bitte nenn mich Vicor. Wie deine Eltern auch." Lächelnd nicke ich. Die Sonne beginnt langsam aufzugehen und die ersten Vögel beginnen ihr Lied zu singen. 

„Es ist schön hier um diese Zeit!", schwärmt Vicor. „Ja das stimmt!" „Nucara? Würdest du mich kurz begleiten? Ich möchte dir etwas zeigen.", fragt er mich. Interessiert sehe ich ihn an und nicke. Gemeinsam gehen wir zurück ins Schloss und in die Gemächer des Barons.

In einer Ecke steht ein, mit einem Tuch verdecktes, Bild, dass er jetzt zu mir bringt. Als er damit vor mir steht nimmt er das Tuch ab und zeigt mir ein Gemälde welches mir den Atem verschlägt. „Deiner Eltern schenkten es mir zum Abschied. Ich möchte es nun dir zu deiner Vermählung schenken!", erklärt Vicor und reicht es mir. 

Es ist ein Hochzeitsbild meiner Eltern. Meine Mutter, in ihrem Traum aus weißer Seide neben meinem Vater adrett in einem Anzug. Es ist wunderschön. Sie strahlen beide um die Wette. „Danke Vicor.", hauche ich und Tränen treten mir in die Augen. „Vicor? Würdest du mir die Ehre erweisen und mich zum Altar führen?", frage ich ihn und er lächelt mich an. 

„Es wäre mir eine Ehre.", antwortet er. Noch mit Tränen in den Augen und dem Bild in der Hand kehre ich in meine Gemächer zurück.
Nach und nach erwacht das Schloss und bald kann man ein reges Treiben wahrnehmen. Ich sitze an meinem kleinen Tischchen und überlege wen ich alles einladen möchte als Elina fertig angezogen das Zimmer betritt. 

„Guten Morgen Elina." „Guten Morgen. Was machst du da?", fragt sie neugierig und schaut auf das Blatt vor mir, das noch immer leer ist. „Ich überlege wen ich zur Hochzeit einladen möchte. Bisher fällt mir nur niemand ein.", erkläre ich ihr. „Was ist mit Adrina?", fragt sie mich. „Adrina kommt so oder so, da sie meine Trauzeugin ist." „Was ist mit Nicolaj?" „Gute Idee.", antworte ich und schreibe die Namen von Virond, Linea, Liam, Nicolaj und Emagnios auf. 

Auch schreibe ich die Namen von unseren Freunden in Paragreen auf: Legant, Emarian und Matteu.
Nachdem ich meine Liste beendet habe gehen Elina und ich gemeinsam runter zum Frühstück. Im Saal warten bereits die Königin, Flavio und Cassy. Wir begrüßen einander und ich reiche der Königin meine Liste. Fiola nickt und legt sie beiseite. Wenig später trifft auch Vicor ein und wir beginnen zu essen.

Am Mittag kommt Adrina zu Besuch und wir reden und lachen viel. Zwei Stunden nach Adrina's Eintreffen klopft Lorenzo an die Tür. „Lady Nucara. Ich habe ein erstes Muster. Passt es Euch jetzt?" „Ja Lorenzo. Kommen Sie rein." In großen Schritten und mit einem großen, geheimnisvollen Kleidersack betritt er meine Gemächer. Nervös öffne ich den Kleidersack.

 „Wow. Es ist schon jetzt ein Traum. Euer Team ist toll Lorenzo.", schwärme ich und drehe mich, während ich das Kleid an mich halte. „Die Spitze wird noch ein paar Wochen benötigen aber ich denke wir werden rechtzeitig fertig. Ich hoffe der Schnitt ist so wie Ihr es gewünscht habt?"

„Ja das ist er. Was sagst du Adrina?", frage ich meine beste Freundin. „Es ist wunderschön. Wenn dann noch die Spitze dran ist... du wirst wunderschön darin aussehen!", schwärmt Adrina mit leuchtenden Augen. Um das Kleid besser anpassen zu können bittet Lorenzo mich es einmal anzuziehen. Der Stoff ist leicht und luftig. 

Wie eine Puppe breite ich die Arme aus und Lorenzo steckt mit einzelnen Nadeln das Kleid zurecht. Bald darauf schmiegt sich die weiche Seide an meinen Körper. Vorsichtig, um die Nadeln nicht zu lösen, ziehe ich das Kleid wieder aus, packe es zurück in den Kleidersack und reiche ihn an Lorenzo. Direkt macht er sich wieder auf den Weg.   

Bis in den Abend unterhalten wir uns und Adrina erzählt mir, während wir auf meinem Sofa sitzen, von Philippos. „Er ist toll Nucara... aber ich habe das Gefühl, dass er was vor mir verheimlicht.", erzählt sie bedrückt. „Wie kommst du darauf?" „Immer wieder, wenn er sich gerade mit seinem besten Freund Lemir unterhält und ich dazu komme, verstummen sie und beginnen ein anderes Thema. Wenn ich ihn darauf anspreche meint er es ist nichts. Ich würde mir das nur einbilden. Sowas bilde ich mir doch nicht ein!", ereifert sie sich. 

„Das wird schon. Vielleicht plant er eine Überraschung für dich oder seinem Freund ist das Thema peinlich. Es wird sicher eine Erklärung geben. Ich werde mit ihm reden wenn ich ihn das nächste Mal sehe.", versuche ich sie zu trösten und nehme sie in den Arm. 

Während wir uns in den Armen liegen klopft es leise an der Tür. „Herein!" Die Tür öffnet sich und Elina betritt das Zimmer. Sie ist blass und hält sich den Bauch. „Nucara ich habe Bauchschmerzen." Langsam kommt sie zu Adrina und mir. Ich breite meine Arme aus und hebe Elina auf meinen Schoss. 

Besorgt fühle ich ihre Stirn. Sie ist warm und schwitzt. „Du hast Fieber.", stelle ich fest. „Adrina würdest du bitte nach Markus schicken?" Adrina nickt und verlässt das Zimmer. Währenddessen stehe ich, mit Elina auf dem Arm, auf und gehe zum Bett. Vorsichtig lege ich Elina in mein Bett und decke sie zu.  

Ruhig gehe ich in mein Badezimmer, fülle eine Schüssel mit kaltem Wasser und nehme einen kleinen Lappen vom Regal. Mit Schüssel und Lappen kehre ich zurück zum Bett. Vorsichtig setze ich mich neben Elina aufs Bett und tunke den Lappen in die Schüssel. 

Der Lappen saugt direkt das kalte Wasser auf und ich winde ihn einmal gut aus. Ich falte ihn etwas und lege ihn dann auf ihre kleine Stirn. Kurz darauf betreten Markus und Adrina das Zimmer und Markus tritt zu mir ans Bett. Sachte tastet er ihren Bauch ab und fühlt ihre Stirn. 

„Es scheint nur eine kleine Magenverstimmung zu sein. Ich gebe ihr gleich etwas zur Beruhigung des Magens.", erklärt Markus und steht auf. Er geht zu meinem Tisch, nimmt sich ein Glas, tropft etwas aus einer kleinen Medizinflasche hinein, füllt dann das Glas mit Wasser auf und reicht es mir. „Sie soll das in kleinen Schlucken trinken. Es sollte dann schnell wieder vorbei sein." 

„Danke Markus!", bedanke ich mich und setze mich wieder aufs Bett zu Elina, während er das Zimmer verlässt. Langsam setze ich Elina auf und reiche ihr das Glas. Langsam und in kleinen Schlucken trinkt sie die Flüssigkeit aus. Erschöpft legt sie sich wieder hin und ich decke sie zu. Vorsichtig lege ich mich neben sie und sie kuschelt sich an. „Ich geh dann mal besser.", verabschiedet sich Adrina. „Alles klar. Wir sehen uns dann die Tage Adrina." Leise verlässt sie den Raum. Ich betrachte das kleine Mädchen, das nun friedlich neben mir schläft. Ich lächle und streiche ihr liebevoll übers Haar. 

Elbvillanda ~Pausiert~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt