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Als wir auf den Hof kommen füttern die Stalljungen die Pferde gerade mit Heu und tränken sie. Motiviert laufen die Mädchen zu einem der Jungen und helfen ihm. Neugierig laufen wir zu dem verbrannten Stallgebäude und betrachten es. Wir durchstöbern das verbrannte Material und plötzlich sehe ich etwas aufblitzen. 

„Flavio! Hier ist etwas!" „Was hast du gefunden?" „Hier ist ein Ring.", antworte ich und hebe ihn auf. Vorsichtig entferne ich Ruhs und Dreck und betrachte den Ring genauer. „Das ist ein Siegelring! Ich kenne es nicht. Kennst du es Flavio?", frage ich und reiche ihn an Flavio weiter. Interessiert schaut sich Flavio den Ring genauer an. Das Siegel zeigt eine Schlange durchbohrt von einem Zepter und einem Schwert. 

„Nein ich kenne es auch nicht aber vielleicht meine Mutter!" Gemeinsam gehen wir zu Königin Fiola und zeigen ihr den Ring. „Oh mein Gott!", haucht sie erschrocken. „Ihr kennt das Siegel?", frage ich erstaunt. „Ja aber das kann nicht sein! Der Mann der einst diesen Ring trug ist schon seit Jahren tot!", blass schaut sie uns an und betrachtet dann erneut den Ring. 

„Dieser Ring gehörte meinem Bruder! Melandir!" Geschockt schauen wir die Königin an. „Was war mit Eurem Bruder?", frage ich vorsichtig. „Es ist jetzt ungefähr 25 Jahre her also noch vor eurer Geburt. Melandir und ich waren unzertrennlich. Er war mein bester Freund! Eines Abends schlichen wir uns in den Hof. Wir beobachteten wie einer der Wächter sich mit einem anderen leise stritt. Sie schreckten hoch als sie uns bemerkten und schickten uns fort. Melandir war jedoch neugierig geworden und wollte der Wache folgen. Ich ging jedoch in meine Gemächer zurück. Irgendwann hörte ich den Schrei meiner Mutter und weitere Rufe. Man hatte Melandir tot gefunden. Er hatte Schnittwunden an der Brust und im Gesicht. Der Arzt versorgte ihn und nahm ihn mit in seine Gemächer. Zwei Tage später teilten unsere Eltern mir mit, dass er in der Nacht gestorben ist. Dass die Verletzungen einfach zu ernst waren. Zur Beerdigung hat man den Sarg geschlossen gehalten. Meine Eltern meinten, dass dies sein müsse, da die Verletzungen zu schlimm aussehen würden.", erzählt Königin Fiola bedenklich. 

„Es wäre also möglich gewesen, dass Euer Bruder gar nicht in diesem Sarg lag.", bemerke ich und die Königin schaut mich geschockt und nachdenklich an. „Möglich wäre es gewesen aber warum hätten meine Eltern das Ganze veranstalten sollen und wo war Melandir all die Jahre? Und warum denkt er, dass er mehr Anspruch auf den Thron hat? Er ist jünger und die Krone fällt immer an das erstgeborene Kind. Egal ob Junge oder Mädchen!" Nachdenklich stehen wir einige Zeit beieinander. 

„Hat Euer Bruder damals mit Euch über das Thronerbe gesprochen, Majestät?", frage ich und die Königin schüttelt verneinend den Kopf. „Wie kommt es das niemand das Siegel kennt, wenn es doch Eurem Bruder gehört hat?!" Lächelnd antwortet Königin Fiola: „Es kann auch niemand kennen. Melandir und ich haben unsere Siegel selbst erfunden. Mein Vater, König Eldor, hat damals unsere Skizzen gefunden und hat sie im Geheimen für uns zu Siegelringen schmieden lassen. Anschließend hat er uns damit überrascht. Wir waren so stolz und überglücklich. Wir schworen die Ringe niemals abzunehmen oder zu verlieren. Ich habe meinen Ring zu meinem Siegel gemacht als ich den Platz meines Vaters übernahm.

„Hätte Euer Bruder denn einen Grund Euch so zu hassen?", frage ich die Königin. „Nein. Wir haben uns immer verstanden. Ich könnte mir vorstellen, dass er mich für sein Unglück verantwortlich macht, weil ich ihn alleine habe gehen lassen. Wenn es mein Bruder war!", überlegt Königin Fiola. „Wir sollten die Wachen erhöhen. Es kann nicht sein, dass ein Fremder einfach hier in die Ställe oder sogar ins Schloss marschieren kann ohne gesehen zu werden.", ereifert sich Flavio. 

„Du hast Recht Flavio!", stimmt Fiola zu. „Wir sollten uns vielleicht mal im Dorf umhören. Vielleicht hat man da was mitbekommen.", schlage ich vor. Wenige Stunden später sitzen Flavio und ich verkleidet in der kleinen Dorf Taverne. Es stinkt nach Rauch, Bier und anderen Hinterlassenschaften. Die Männer grölen und betatschen die Kellnerinnen. Vor Flavio und mir steht jeweils ein schwerer Krug mit Bier, der wie ich vermute mehr Wasser beinhaltet als Bier. 

Als eine Kellnerin bei uns vorbei kommt spreche ich sie an: „Entschuldige bitte. Wir hätten mal eine Frage." „Ja bitte?", antwortet sie freundlich. „War in den letzten Tagen ein Fremder hier? War irgendwas anders als sonst? Ist dir etwas Ungewöhnliches aufgefallen?"

„Hmm...", überlegt sie. „Vor einigen Tagen kam ein Mann herein. Er war seltsam. Er hatte Narben im Gesicht und fragte die Leute über das Schloss und die königliche Familie aus!", erzählt sie uns. „Gestern Mittag war er auch hier. Er hat nach einer Jägerin gefragt." 

„Nach einer Jägerin?", meine Neugier ist geweckt. „Ja. Nach Lady Nucara. Sie ist die Heldin des Dorfes und sie ist eng mit der königlichen Familie befreundet. Er wollte wissen, ob sie in der Stadt ist. Ich konnte ihm die Frage nicht beantworten und er ist wütend raus gestürmt." Fragend schauen Flavio und ich uns an. „Danke, dass du uns das alles erzählt hast.", bedanke ich mich und stecke ihr zwei Goldstücke zu, die sie staunend betrachtet. 

„Danke.", stammelt sie und geht. „Warum war er so sauer darüber, dass sie nicht wusste ob ich hier bin oder nicht?", überlege ich und auch Flavio schaut fragend in die Runde. „Vielleicht hat er Angst, dass du seinen Plan vereitelst.", scherzt Flavio wenig später. „Kann schon sein. Komm lass uns zurückgehen. Ich möchte Elina in der Nähe wissen." Flavio nickt und kurz darauf sind wir wieder auf dem Weg zum Schloss. Im Schloss erzählen wir der Königin was wir herausgefunden haben. Am Ende ist sie genauso ratlos.   

„Arius hat für ihn gearbeitet. Arius hat deine Eltern getötet... Eventuell befürchtet er, dass du auf Rache gesinnt bist.", vermutet Königin Fiola. „An der Vermutung ist was dran. Doch woher weiß er, dass ich weiß, dass er Arius beauftragt hat meine Eltern zu ermorden? Aber der Gedanke, dass er Angst vor meiner Rache hat, macht Sinn. Darum wollte Arius mich auch töten.", stimme ich der Königin zu und auch Flavio nickt. „So kommen wir erst mal nicht weiter. Die Ställe werden neu erbaut und am Wochenende feiern wir erst einmal Flavios Geburtstag. Wir haben uns alle ein kleines Freudenfest verdient.", beendet sie unsere Spekulationen.  

Elbvillanda ~Pausiert~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt