Kapitel 20

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Neugierig strich ich mitden Fingern über den kalten Stein. Das musste einfach ein Zufall sein! Anderskonnte ich mir nicht erklären, weshalb hier diese Statue stand. Wie gebannt musterteich jedes auch nur so kleine Detail. Mir war sehr schnell aufgefallen, dass dieStatue hier schon seit Ewigkeiten stehen musste, da sie schon mehrere Risseaufwies. Langsam ging ich um die Statue herum und nahm die riesigen Flügel insAuge. Die Federn waren genauso wie der Rest der Staue aus Marmor geschlagen,doch sie waren so realistisch gemacht worden, dass man meinen könnte, man hätteeine echte Feder vor Augen. Es dauerte eine Weile, bis ich es schaffte meinenBlick wieder von den prächtigen Schwingen abzuwenden. Ich hatte sie zwar schonan Michael gesehen, trotzdem war es nun ein ganz anderer Anblick, sie an „mir"zu sehen. 

Als ich meinen Blick wieder ihrem Gesicht zuwandte, fiel mir etwas auf, was ich davor nicht wirklich wahrgenommen hatte. Es war ein Symbol, welches mitten auf ihrer Stirn prangte. Es war ein Baum, in dessen Mitte ein blauer Edelstein angebracht worden war. Am liebsten hätte ich ihn mir näher angeschaut, doch er befand sie in ungefähr drei Metern Höhe, weshalb ich nicht an ihn heran kam. Mein Kopf ratterte, als ich versuchte zu überlegen, was das Symbol bedeuten könnte. Doch egal, mit was ich es in Verbindung brachte, es ergab keinen Sinn. Ich würde im Schloss nachschauen müssen, ob ich etwas über Symbole herausfinden konnte. Das Schloss... der Prinz... Alessia!

Erstjetzt viel mir auf, dass ich gar nicht wusste, wie lange ich nun schon weg war.Erschrocken löste ich mich aus meiner Faszination und ließ die geheimnisvolleHöhle hinter mir. Durch meine Eile fiel ich stolperte ich zweimal auf dem Wegnach oben und schlug mir meine Knie und Schienbeine auf. Zischend zog ich dieLuft ein und warf einen kurzen Blick nach unten. Mein Bediensteten Kleid warangerissen an einigen Stellen und ich konnte schon einige Tropfen Blut meineBeine herunterlaufen sehen. Na toll, dass musste ich wohl im Schloss verarzten. Ich hoffte nur, dass Alessia nicht wütend sein würde, wenn sie merkte, dass ich nicht mehr da war.

Es dauerte etwas, bis ich den weg hinaus fand. Zu einem Glück hatte ich mir den Weg gut merken können. Kurz vor dem Pavillon verringerte ich mein Tempo und strich mein Kleid glatt, um einigermaßen annehmbar aussah. Ich wusste nicht, wie langeich fort gewesen sein musste, doch ich konnte von meinem Standpunkt aus, dieschrecklich gefälschte Lache von Alessia hören. Meine Stimmung sank sofort aufihren Tiefpunkt.... Als ich nah genug war, konnte ich auch Damian erkennen. DieBeiden saßen noch immer am Tisch, doch das Essen war mittlerweile verschwunden.Mir kam mein Essen hoch, als ich sah, wie Alessia sich an Damian ranschmiss.Sie saß keine fünf Zentimeter neben ihm und presste sich schon fasst an ihn.Natürlich hatte sie ihren Ausschnitt so präsentiert, dass ihre nichtvorhandenen Brüste fast nicht mehr mit Stoff bedeckt wurden. Angewidert verdrehteich die Augen, als ich sah, wie Damian einenkurzen Blick darauf warf. Eigentlich hätte es mir klar sein sollen, doch ichhatte anderes erwartet. Am liebsten wäre ich sofort gegangen, doch genau indiesem Moment entdeckte mich Damian. „Dalia, bring uns doch etwas Wein.", sagteer im Befehlston. Ich verkniff mir ein „Natürlich, du armseliges Schwein" undnickte nur. Auf dem Weg in die Küche fühlte ich die Trauer und den Schmerz inmir, welche mich immer überkamen, sobald ich die Beiden zusammen sah. Ichmusste das Treffen heute Abend absagen! Ich konnte nicht mit Damian sein... Ichbrauchte Abstand von ihm.... Wütend auf mich selbst unterdrückteich die Tränen, die mir in die Augen geschossen waren. Ich bog um die Ecke undmir entgegen kam Elias. „Guten Tag, Dalia.", begrüßte er mich lächelnd. Dochdas verschwand schnell aus seinem Gesicht, als er mich genauer ansah. „Was istdenn mit dir passiert?", fragte er bestürzt. „Bin hingefallen.", murmelte ichund wollte weiter gehen, doch er hielt mich an meinem Arm fest. „Und deswegenweinst du fast?", wollte er schmunzelnd wissen. „Komm schon, du kannst mit mirreden.", versuchte er mich zu locken.

„Ich möchte nicht darüber reden... Bitte versteh das." Ich wandte mich schon ab zum Gehen, als mir etwas in den Sinn kam. „Kannst du mir einen Gefallen tun?", wollte ich von Elias wissen. Skeptisch blickte er mich an, bevor er antwortete. „Ja, was wäre das denn für ein Gefallen?" Ich versuchte, ihn so flehend wie möglich anzuschauen. „Wir wollten heute Nacht ja trainieren, aber ich möchte nicht, dass er dabei ist.", murmelte ich vor mich hin. Verwundert blickte er mich an. „Was ist denn passiert? Ach egal, du musst es nicht sagen. Aber verlange nicht von mir, dass ich ihn anlüge!", sagte er ernst. „Nein, nein! Ich werde ihm sagen, dass ich etwas anderes vor habe und du mir angeboten hast mich zu begleiten. Bitte, begleite mich. Ich brauche im Moment einfach Ablenkung.", sagte ich ehrlich. Doch das war noch nicht alles, warum ich wollte, dass er mitging. Ich hatte auch irgendwie das Gefühl nicht alleine gehen zu sollen. Zuerst war Elias einige Zeit ruhig und sah nachdenklich zu Boden, bis er schmunzelnd nickte. „Wenn ich aber Ärger mit Damian kriege, dann hab ich was schuldig bei dir.", meinte er zwinkernd. Lächelnd nickte ich. „Danke! Ich muss jetzt aber weiter."

Elias wandte sich ab und ich setze meinen Weg fort. Währenddessen überlegte ich, wann und wie ich es Damian sagen wollte.

Fluch der Engel - GebanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt