Während des Essens versuchte die Prinzessin durchgehend, ein spannendes sowie interessantes Gespräch aufzubauen, doch der Prinz verhielt sich sehr verschlossen. Schmunzelnd sah ich ihr bei ihren Versuchen zu.... Sie hätte sogar mit einer Muschel ein besseres Gespräch führen können. Bei diesem Gedanken wäre ich fast in lautes Gelächter ausgebrochen. Leise kichernd hob ich meine Hand vor den Mund, um mein hämisches Lächeln zu verdecken. Genau in dem Moment bemerkte ich Damians Blick auf mir. Anscheinend hatte er mich gesehen, denn seine Augen strahlten gerade so vor Neugierde. Ich war wie gefangen von seinen Augen....
Als ich merkte, was ich da tat, wandte ich schnell den Blick ab und tat so, als hätte ich etwas Interessantes gesehen. Es war keine gute Idee gewesen, dem Training zu zustimmen...... Alessia hatte zwar gesagt, dass ich sie zum Essen begleiten sollte, doch ihr machte es bestimmt nichts aus, wenn ich sie ein wenig mit Damian allein ließ. Immerhin würden die beiden bald heiraten.... Sie brauchten bestimmt etwas Zeit für sich.
Langsam ging ich die Wege des Gartens entlang und bewunderte die verschiedenen Blumen, die überall im Garten verteilt waren. Vielen der Blumen hatten sehr starke und Freude bringende Farben, aber auch die Büsche waren sehr anschaulich. Manche stellten wunderschöne Muster dar, wohingegen andere die Form von Tieren oder Fabelwesen hatten. Je weiter ich ging, desto ausgefallener wurden die Motive. Einhörner, Götter, Meermenschen und noch viele weitere waren zu sehen. So weit nach hinten im Garten war ich noch nicht gewesen, weshalb ich auch erstaunt war, als ich den Eingang zu einem Labyrinth entdeckte. Er war sehr versteckt gehalten und auch sehr klein, doch es zog mich zu ihm. Es fühlte sich so an, als würde mich etwas aus dem Inneren des Labyrinths nach mir rufen.Vorsichtig näherte ich mich dem Eingang, welcher hinter zwei großen Bäumen lag. Die Hecke, aus welcher das Labyrinth gefertigt wurde, war sehr hoch... Sie musste mindestens vier Meter hoch sein. Ich hatte schon viel über solche Konstruktionen gehört und auch am Hofe von Bellanaris gab es ein Labyrinth, doch das war sehr klein gehalten worden. Oft hatten ich und Arik dort verstecken gespielt. Grinsend erinnerte ich mich daran, wie er mich oft stundenlang gesucht hatte, weil er mich nicht finden konnte. Meistens hatte er dann irgendwann aufgegeben und hatte nach mir gerufen, bis ich bei ihm angekommen war. Ich war schon immer die Bessere gewesen, was die Orientierung betraf. Weshalb ich auch jetzt keine Bedenken hatte, nicht aus dem Labyrinth zu finden. Langsam ging ich darauf zu und atmete noch ein letztes Mal ein, bevor ich den ersten Schritt ins Labyrinth machte. Doch irgendwas war anders....
Es waren keine Geräusche von außerhalb mehr zu hören und auch die Temperatur war gesunken. Es war nicht so stickig und die Luft war sehr angenehm, auch der Wind war verschwunden. Bevor ich mir weitere Gedanken darüber machen konnte, folgte ich diesem Ziehen, das mich immer weiter ins Labyrinth zog. Ich konnte nicht sagen, wie lange ich schon durch die verschiedenen Gänge lief.... Je länger ich mich hier befand und je mehr Abbiegungen ich nahm, desto schwieriger wurde es, sich den Weg zurück zu merken. Nach einer Weile sah einfach jeder Weg gleich aus, doch egal wie weit ich ging, das Ziehen blieb. Irgendetwas musste hier sein und ich wollte herausfinden, was es war.
Irgendwann hörte ich auf, mir den Weg zu merken und folgte einfach dem Gefühl. Nach einiger Zeit hatte ich auch mein Zeitgefühl völlig verloren..... Der Weg wurde immer verwachsener und es sah aus, als wäre schon länger keiner mehr hier vorbeigekommen. Größere Steine lagen im weg und die Zweige und Blätter der Hecke hatten sich in den Weg geschoben. Es lagen überall kleinere Äste am Boden und ab und an konnte man ein unbewohntes Vogelnest entdecken. Außerdem waren viele andere Pflanzen zu finden. Dieser Teil des Labyrinths war wohl in Vergessenheit geraten, denn hier war seit mindestens zehn Jahren schon niemand mehr gewesen und die Natur hatte sich zurückgeholt, was ihr einmal gehört hat. Hier und da waren immer wieder Vogelgezwitscher zu hören und zu meiner Freude entdeckte ich auch drei Hasen, welche wahrscheinlich grad auf der Suche nach Futter waren. Nicht weit von mir war ein kleiner Busch, welcher Beeren an sich trug. Dies pflückte ich und legte sie etwas weiter entfernt von mir auf den Boden ab. Vorsichtig näherten sich die Hasen, nachdem ich mich etwas entfernt hatte. Als sie vor den Beeren zu stehen kamen, schnüffelten sie erst an ihnen, bevor sie entschieden, sie zu essen. Es schien ihnen zu schmecken, denn sie hoppelten vorwichtig auf mich zu. Grinsend pflückte ich erneut ein Paar und hielt sie ihnen hin. Zuerst trauten sie sich nicht näher zu kommen, doch der Hunger machte sich bemerkbar und sie kamen her. Gierig naschten sie die Beeren von meiner Hand, während ich immer wieder neue vom Busch nahm. Als sie satt waren, verschwanden sie wieder zwischen den ganzen Blättern und Ästen.
Ich machte mich auch wieder auf den Weg. Es konnte nicht mehr weit sein, denn das Ziehen wurde mit jedem Schritt stärker. Ich kannte dieses Gefühl irgendwo her, doch ich wusste nicht mehr woher.... Während ich den verwachsenen Weg entlang ging, dachte ich ununterbrochen über dieses seltsame Gefühl nach. Gerade, als ich es aufgeben wollte, kam mir ein Gedanke. Ich erinnerte mich an die erste Begegnung mit dem Kronprinzen. Bei ihm hatte ich genau dasselbe Gefühl gehabt. Ein anziehendes Gefühl, als wäre ich irgendwie mit ihm verbunden.... Von der Neugierde angetrieben beschleunigte ich meine Schritte und rannte fast schon durch die verzweigten Gänge. Immer näher kam ich meinem Ziel.... Als ich das letzte Mal um eine Ecke bog, wusste ich aus irgendeinem unerfindlichen Grund, dass ich nur noch den Weg entlang gehen musste und ich wäre da.... Langsam setzte ich mich in Bewegung. Adrenalin schoss durch meinen Körper und trieb mich an immer weiter zu gehen. Je näher ich meinem Ziel kam, desto heller schien es zu werden. Die Pflanzen um mich herum, wirkten lebendiger als die, die ich davor gesehen hatte. Sie strahlten regelrecht. Vor mir hatte sich eine riesige Weide aufgetan, doch ich war noch nicht am Ende. Das, was ich suchte, befand sich im Inneren der Weide. Ich atmete tief ein und machte den letzten Schritt. Vorsichtig schob ich die Äste der Weide aus dem Weg und machte somit das Innere sichtbar. Vom Anblick fasziniert hielt ich den Atem an. Es war einfach nur magisch....
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Fluch der Engel - Gebannt
FantasyAdahlan - eine magische Welt voller Geheimnisse und Wunder, aber auch vieler Gefahren. In dieser Welt lebt auch die 16-jährige Delia, aufgewachsen ohne ihre Eltern in einem Waisenhaus. Schon lange sucht sie nach ihren Eltern, doch vergebens. Zusätz...