Kapitel 30

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Blinzelnd schlug ich die Augen auf, als die Sonne begann, mein Zimmer mit Licht zu fluten. Nur noch wage konnte ich mich an die letzten Stunden erinnern, doch kam ich nicht mehr darauf, wie ich i mein Bett gekommen war. Als ich versuchte, aufzustehen, durchzog mich ein stechender Schmerz, welcher von meiner Brust ausging. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hob ich den Stoff an, um zu sehen, was der Grund für mein Empfinden war. 

Schnell fiel mir die entzündete Wunde auf, welcher ich mir am Vorabend zugezogen hatte. Ich musste diese unbedingt verarzten, sonst würde die Brandwunde niemals gut verheilen. Es war zwar klar, dass mir eine Narbe bleiben würde, doch wollte ich diese so klein wie möglich halten. Vorsichtig stand ich auf und zog mir neue Kleidung über, bevor ich mir kurz aus einer Schüssel kaltes Wasser ins Gesicht spritzte. Danach lief ich regelrecht aus meinem Zimmer, da ich nicht lange Zeit hatte, um meine Wunde zu säubern und zu verbinden. 

Während ich die Gänge entlang lief, kamen mir schon die ersten Bediensteten entgegen, von welchen mich die meisten begrüßten, jedoch verwundert hinterher starrten, als ich schnurstracks an ihnen vorbeilief. Wenn ich Glück hatte, konnte ich möglicherweise schon das Frühstück für Prinzessin Alessia mitnehmen. Schlitternd kam ich vor der Tür des königlichen Arztes stehen, wo ich auch nach dem Sturz vom Pferd gewesen war. Zögernd klopfte ich an der Tür und wartete darauf, dass ich herein gebeten wurde. Nach kurzer Zeit erklang auch schon die Stimme des alten Mannes. 

„Guten Morgen, Arzt Armir.", begrüßte ich ihn, als ich eintrat. Wie immer trug er eine weiße Hose und ein hellblaues Hemd mit goldenen Stickereien, welche ihn als Arzt auswiesen. Sein fast komplett ergrautes Haar hatte er sauber in einem Zopf geflochten und seine blauen wachen Augen blickten mir klar entgegen. „Ah, Sie sind es, Fräulein Dalia.", erwiderte er, als er mich wiedererkannte. „Was bringt Sie zu so früher Stunde zu mir?", wollte er neugierig wissen, während er sich wieder seiner Arbeit zuwandte und einige Fläschchen aus einem kleinen Regal holte. 

„Wäre es vielleicht möglich, dass Sie sich kurz eine Brandwunde anschauen könnten?", fragte ich unsicher. Sofort hörte Armir in seiner Bewegung auf und kam auf mich zu. „Warum sind Sie denn nicht gleich zu mir gekommen?", ermahnte er mich, als er die Wunde sah, welche ich vom Stoff befreit hatte. „Sie haben gerade noch einmal Glück gehabt, denn jetzt ist die Entzündung noch nicht so schlimm. Doch hätten Sie noch einige Zeit gewartet, hätte das ganz anders aussehen können!", erklärte er mir weiterhin streng, während er nach Salben suchte und einen Verband holte. 

„Es wird leider nötig sein, dass Sie sich oben rum freimachen müssen, sonst kann ich die Wunde nicht richtig behandeln.", erwähnte er mit den Rücken gedreht zu mir, während er in seinen Schränken suchte. Mit roten Kopf fing ich an, mich zu entkleiden, bis ich obenrum nichts mehr anhatte. Schweigend stand ich so mitten im Raum und wartete. „Nun dann fangen wir einmal an. Zuerst einmal werde ich die Wunde reinigen.", erklärte er mir, während er ein Tuch mit einer Flüssigkeit drängte und dieses dann auf meine Wunde legte. 

Stöhnend zuckte ich zusammen und wollte zurückweichen, als ein furchtbares Brennen einsetzte und meinen ganzen Körper zu lähmen schien. So schnell, wie es gekommen war, war es aber auch wieder verschwunden. Danach nach der Arzt eine Salbe, welche er vorsichtig auf meine verletzte Haut auftrug. Zum Glück brannte es dieses Mal nicht sondern wirkte recht kühlend, weshalb ich mich automatisch ein Wenig entspannte, als das heiße Pochen für einen Moment aufhörte. „Die Salbe wird die Heilung fördern und wirkt entzündungshemmend. Ich werde Ihnen davon etwas mitgeben. Tragen Sie diese dann jeden Morgen und Abend für die nächsten fünf Tage auf, dann sollte alles sehr gut verheilen. Nachdem er fertig war, griff er nach dem Verband. 

„Wie genau haben Sie sich eigentlich verletzt? Die Wunde hat so eine seltsame Form....", wollte er neugierig wissen, jedoch kam ich zu keiner Antwort, denn mittendrin wurde die Tür aufgerissen und ein mürrisch gelaunter Kronprinz kam hereinspaziert. 

Während ich regelrecht in meiner Stellung versteinerte, merkte Damian, wen er da vor sich hatte. Stockend blieb er mit aufgerissenen Augen stehen und betrachtete mich von oben bis unten. Auch die Wunde sowie meine Oberweite ließ er nicht aus.... Bevor sich der Arzt oder der Prinz bewegen konnten. Murmelte ich ein kurzes „Danke" schnappte mir den Verband und meine weiteren Klamotten. So schnell wie möglich rannte ich aus dem Zimmer, durch den Gang und blieb hinter einer Ecke stehen. Dort legte ich mir zitternd den Verband an und bekleidete mich wieder, während mir heiße Tränen die Wangen runterliefen. Warum musste das ausgerechnet mir passieren? Und das auch noch nach dem gestrigen Ereignissen. Schniefend wischte ich mir über die Augen und machte mich auf den Weg zur Küche.... 

Hoffentlich konnte ich Damian für mindestens den Rest des Tages aus dem Weg gehen.

Fluch der Engel - GebanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt