Kapitel 29

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Vorsichtig steckte ich das besondere Schmuckstück in ein kleines Täschchen und wandte dann wieder Damian meine Aufmerksamkeit zu. Dieser hatte sich mittlerweile zu mir gesellt und starrte mit großen Augen zur Statue. Immer wieder blickte er zwischen mir und der Statue hin und her, denn auch er schien die verblüffende Ähnlichkeit bemerkt zu haben. 

„Wieso haben wir im Labyrinth eine Statue von dir mit Flügeln?", flüsterte er leise, doch das Staunen war klar hinauszuhören. Kichernd schüttelte ich den Kopf, da Damian mich in dem Moment an einen kleinen Jungen erinnerte. „Ich weiß es nicht. Jedoch werde ich die Antwort herausfinden, doch dafür darfst du mich nicht verraten und musst dicht halten!", sagte ich ernst, nachdem kurze Zeit keiner etwas gesagt hatte, da wir beide eingenommen waren von dem Anblick. 

„Ich verspreche dir, dass ich dir helfen werde.", erklang Damians Stimme nach einer Weile. Als ich seine Worte hörte, setzte mein Herz für einige Sekunden aus. „Wirklich?", wollte ich wissen, um noch einmal sicher zu gehen, dass ich es richtig verstanden hatte. „Ja... Mein ganzes Leben lang warte ich schon auf ein Abenteuer, welches du mir jetzt bietest.... Also wäre es nur dumm von mir, wenn ich dein Geheimnis Preis geben würde!", antwortete er lächelnd und blickte mir dabei sanft in die Augen. 

Ein warmer Schauer fuhr meinen Rücken hinunter, als unsere Blicke miteinander verschmolzen. Erst jetzt fiel mir ein, dass ich ihm noch gar nicht von meinen Gefühlen von ihm erzählt hatte, so wie ich es eigentlich vorgehabt hatte. 

„Ich...", fing ich stotternd an. Doch schnell schloss ich meinen Mund wieder, als mir auffiel, was ich gerade im Begriff war, zu machen. Neugierig schaute mich Damian an, da er mich gehört hatte. „Was möchtest du sagen?", fragte er interessiert, doch sein Blick blieb weiterhin weich. In meinem Kopf fingen die Alarmglocken an, zu schrillen. Doch bevor ich meinen Mund halten konnte, war mir der Satz schon herausgekommen. 

„Ich habe Gefühle für dich entwickelt!", sagte ich so schnell wie möglich und schlug mir dann vor Entsetzen die Hände vor den Mund. Ich hatte es ihm wirklich gesagt... Nur langsam realisierte ich, was ich gerade getan hatte. Auch Damian sah mich mit aufgerissenen Augen an.... Auch wenn er nicht negativ überrascht aussah, hatte ich Angst, was jetzt kommen würde, weshalb ich meine Beine in die Hand nahm und aus der Höhle rannte. 

Zitternd und mit stark gerötteten Wangen ließ ich die Weide und das Labyrinth hinter mir. Aber anstatt in mein Zimmer zu laufen, bog ich auf den Weg zum Strand ein. Seufzend ließ ich mich in den Sand sinken, als ich kurz vor den Wellen des Meeres stehen blieb. Vor mir erstreckte sich der Ozean, welcher heute Nacht ruhig da lag. Der Vollmond war mittlerweile hoch am Himmel und ließ sein sanftes Licht mit den Wellen spielen. Mit leichtem Lächeln verfolgte ich das glitzernde Schauspiel des Wassers. 

Ich wollte aufstehen und meine Füße in das erfrischende Nass halten, doch es fiel etwas mit stumpfen Aufprall auf den Boden. Es handelte sich dabei um die Kette, welche ich aus der Höhle mitgenommen hatte. Vorsichtig hob ich sie auf und strich den Sand von dem edlen Material. Nachdem ich sie sauber gemacht hatte, hing ich sie mir um den Hals und drehte mich wieder zum Meer. Gerade als meine Füße das Wasser berührten, erwischte das Mondlicht den Anhänger des Schmuckstücks, woraufhin dieses anfing, zu leuchten. 

Kurz darauf spürte ich einen starken Schmerz auf meiner Haut, doch so schnell, wie es gekommen war, war es auch wieder vorbei. Das Licht verblasste, jedoch blieben die Schmerzen. Zischend riss ich die Kette von meinem Hals und ließ sie neben mich in den Sand fallen. Krämpfe durchzogen meinen Körper und ließen meine Sicht verschwimmen. Mit zitternder Hand fuhr ich zu der Stelle unter meinem Hemd, wo der Schmuck meine Haut berührt hatte. Doch schnell zog ich diese wieder weg, als ein stechender Schmerz sich in mir breit machte und kleine Sterne vor meinen Augen tanzen ließ. Eine Brandwunde hatte sich dort gebildet.... 

Vorsichtig hob ich mein Hemd ein Wenig an, um mir diese genauer anzuschauen. Anscheinend hatte sich der Anhänger in meine Haut gebrannt, denn die Brandwunde hatte dieselbe Form. Nachdem ich mich vergewissert hatte, wie es um mich stand, nahm ich die Kette wieder in die Hand, steckte sie ein und machte mich auf den Rückweg, denn die Wunde musste versorgt werden. Trotzdem war ich mir schon sicher, dass eine Narbe übrig bleiben würde.... 

Zum Glück konnte ich sie unter meinen Kleidern gut verstecken. Nur ein tiefer Ausschnitt würde sie zum Vorschein bringen. Ich hoffte nur, dass ich dem Prinzen nicht über den Weg laufen würde. Ich wollte nicht wissen, was er mir zu sagen hatte. Falls er das überhaupt tat! 

Leider wusste ich nicht, dass dieses Ereignis erst der Anfang war und nun alles Schlimme und Aufregende ihren Lauf nehmen würden!

Fluch der Engel - GebanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt