Kapitel 21

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Mit dem Wein in der Hand und einem aufgesetztem Lächeln im Gesicht kehrte ich zu dem Paar zurück. Schon von weitem konnte ich sehen, wie Alessia sich extra weit nach vorne beugte, damit Damian einen besseren Blick auf ihr Dekolleté hatte. Angewidert verzog ich das Gesicht... Wie konnte eine Prinzessin sowas machen? Wurden sie nicht zu etwas Besserem erzogen? Als ihr Blicke zu mir schweiften, setzte ich sofort eine neutrale Miene auf. Ich würde heim geschickt werden, wenn ich Alessia auch nur dumm ansah.

„Eure Hoheiten, der gewünschte Wein!", sagte ich, während ich knicksend den Wein überreichte. „Du kannst nun gehen. Ich werde dich in einer halben Stunde in meinem Gemach erwarten, damit du mich umkleiden kannst!", befahl Alessia spitz und wandte sich dann sofort wieder mit freudigem Lächeln zu Damian. „Wie Sie wünschen....", murmelte ich, bevor ich mich mit einem weiteren Knicks aus dem Staub machte.

Seufzend atmete ich aus und entspannte meine verkrampften Muskeln, sobald ich aus ihrer Reichweite war. Ich hätte keine weitere Sekunde ihre anzüglichen Blicke ertragen, welche sie Dem Prinzen andauernd zu warf. Summend lief ich durch das Schloss bis zum Gemach der Prinzessin. Dort holte ich dann eines ihrer neuen Lieblingskleider aus dem riesigen Schrank. Sie hatte es erst vor einigen Tagen beim Hofschneider machen lassen. Es war ein hellgrünes Kleid mit sehr leichtem Stoff und viel Seide. Einige mit goldenem Faden gemachte Muster verzierten die kurzen Ärmel und die kleine Schleppe. Trotzdem war ich etwas neidisch und verärgert, dass sie so etwas ohne auch nur einmal Dankbarkeit zu zeigen annahm.

Doch ich war nicht in der Position, sich über sowas aufregen zu können. Nachdem ich dann noch etwas goldenen Schmuck herausgesucht hatte, ging ich zur Balkontür und öffnete diese. Vorsichtig spähte ich nach unten und überprüfte, ob mich jemand sah, bevor ich mich seufzend auf einen der Stühle dort niederließ. Entspannt schloss ich meine Augen und ließ meine Haut von der Sonne küssen.

Ohne es gemerkt zu haben, war ich eingeschlafen, weshalb ich erst aufgeschreckt wurde, als laut an der Tür gehämmert wurde. Erschrocken riss ich meine Augen auf und eilte zur Tür. „Einen Moment, bitte!", antwortete ich außer Atem und strich mein Kleid glatt. Ich atmete noch einmal tief ein und öffnete dann die Tür. Zum Vorschein kam Elias, welcher mich frech angrinste. „Hat da etwa jemand geschlafen während der Arbeit?", fragte er neckend, als er meine zerzausten Haare bemerkte. Ich hatte wohl sehr unruhig geschlafen.... Mit gerötteten Wangen versuchte ich, meine Frisur zu richten, was mir mehr oder weniger gelang. „Was möchtest du hier?", wollte ich von Elias wissen, der mich immer noch dumm anlächelte. Genervt verdrehte ich die Augen. Warum musste er mich auch ausgerechnet so erwischen?

„Ich wollte bloß fragen, ob du es Damian schon gesagt hast.", erwiderte er gespannt. „Nein, ich habe es ihm noch nicht sagen können...", murmelte ich seufzend. „Okay, wenn das so ist, darf ich dann wissen, wo wir zwei anscheinend heute Nacht hingehen werden?", wollte er grinsend wissen und zog absichtlich noch anzüglich die Augenbrauen nach oben. Kichernd verpasste ich ihm einen Stoß in die Seite. „Pass bloß auf, du Komiker. Ich hatte mir gedacht, dass ich ihm erzähle, dass wir in die Stadt in der Näher gehen möchten. Eine Art nächtlichen Ausritt... Außerdem werde ich ihm sagen, dass ich einer Bediensteten versprochen habe, ihr etwas vorbeizubringen.", sprach ich nachdenklich meine Lüge aus, welche ich mir ausgedacht hatte. „Gar nicht übel.... Wir dürfen uns nur nicht erwischen lassen. Kennst du denn überhaupt eine Bedienstete, die in der Stadt wohnt?", fragte er skeptisch. „Natürlich! Sie heißt Amelia Ferrel und sie wollte wirklich eine Kleinigkeit von mir, doch habe ich ihr diese schon heute in der Früh gegeben, dass weiß bloß keiner.", erzählte ich ihm schmunzelnd. „Dann musst du es ihm nur noch sagen. Wann möchtest du losreiten?", fragte Elias noch. 

„Ich hätte mir gedacht, dass elf Uhr eine gute Zeit ist. Bei Glockenschlag im Stall?", stellte ich eine Gegenfrage. Nickend bestätigte er. Er wollte noch etwas sagen, doch er hielt inne. „Da kommt wer... Bis heute Abend.", murmelte er leise und verschwand. Kurze Zeit später tauchte schon die Prinzessin mit dem Prinzen auf. Plaudernd kamen sie auf mich zu, doch sie bemerkten mich erst, als sie kurz vor der Tür standen. „Da bist du ja! Es ist Zeit, mich umzukleiden. Also hopp hopp!", scheuchte sie mich in ihr Gemach. Doch sie folgte mir nicht sofort, sondern verabschiedete sich noch übertreiben freundlich von Damian, welcher mir einen fragenden Blick zuwarf, kurz bevor er ging. Ich tat jedoch nur so, als hätte ich ihn nicht gesehen und wandte mich zu Alessia, welche mich erwartend anschaute.

Seufzend machte ich mich an meine Arbeit. Zum Glück waren die Kleider hier viel leichter anzuziehen als die Kleider aus Bellanaris, weshalb es nicht ansatzweise so lange dauerte, die Prinzessin fertig zu machen, wie sonst. Als ich den Kamm auf die Seite legte, meldete sich die Prinzessin zu Wort. Sie hatte plötzlich einen Brief mit ihrem Sigel darauf in der Hand und hielt ihn mir entgegen. „Ich möchte, dass du diesen Brief zu Prinz Damian bringst. Auf direktem Weg!", verdeutlichte sie noch einmal ihre Anweisung. Ich verneigte mich kurz, bevor ich mit dem Brief aus dem Gemach verschwand. Jetzt musste ich nur noch Damians Zimmer finden.....

Fluch der Engel - GebanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt