Suchend blickte ich mich nach Michael um. Er war der Chef der Küche und somit musste ich ihm die Nachricht des Königs überbringen, damit er allen eine Aufgabe zuteilen konnte. Irgendwann entdeckte ich ihn zwischen den ganzen Köpfen. Anscheinend schien er in eine hitzige Diskussion mit Arik verstrickt. Was der wohl schon wieder getan hatte?
Schmunzelnd ging ich auf die beiden zu. Räuspernd machte ich sie auf mich aufmerksam, nachdem sie mich nicht bemerkten hatten. ,,Ah, Delia, was machst du denn hier? Wünscht der König irgendwas?", fragte Michael etwas gestresst, als er sich zu mir umdrehte. ,,Ich soll ausrichten, dass heute Abend ein besonderer Gast zu Besuch kommt und der König deshalb ein Festmahl wünscht. Königin Elayne wird später kommen, um sich um die Gerichte zu kümmern.", teilte ich ihm mit. Micheal sowie Arik schienen, eine Spur blasser zu werden. ,,Das ist viel zu wenig Zeit!", zweifelte Arik. Auch Micheal schien, seine Bedenken zu haben, sprach sie jedoch nicht aus. ,,Ich würde ja gerne helfen, doch ich muss gleich wieder los. Ich wünsche euch aber viel Glück!", entschuldigte ich mich und machte mich auf den Weg zurück.
Keine zwei Minuten später stand ich erneut vor dem König. ,,Es ist alles zu Ihrer Zufriedenheit erledigt worden. Sie haben noch eine Aufgabe für mich?", berichtete ich dem König. ,,Sehr gut. Ja, ich habe eine Aufgabe für dich, da du dich immer zuverlässig verhältst, möchte ich dir für heute Abend die Aufgabe geben, meine Tochter zum Essen zu begleiten. Natürlich wirst du angemessen gekleidet werden. Ich möchte, dass du meiner Tochter hilfst und ihr den Abend nicht von der Seite weichst.", erklärte mir der König meine Aufgabe. Neugierig auf die Reaktion der Prinzessin schielte ich zu ihr hinüber, doch sie blieb komplett ausdruckslos.
Auch wenn sie ihre Gefühle nicht zeigte, wusste ich, dass Alessia überhaupt nicht erfreut über die Entscheidung ihres Vaters war. Ihr Charakter glich dem von Bethany sehr. Sie war genauso hochnäsig und arrogant. Doch gegenüber ihrem Vater und ihrer Mutter verhielt sie sich immer respektvoll und mit Anstand, damit ihre Eltern davon keinen Wind bekamen. Waren ihre Eltern aber nicht mit im Raum, war sie wie eine Furie und machte allen Angestellten das Leben zur Hölle. Wenn aber jemand von uns die Wahrheit über sie sagen würde, würde sie alles abstreiten und derjenige würde für seinen Vorwurf bestraft werden. Es kam schon vor, dass es jemand gewagt hatte, doch keine drei Stunden darauf saß er mit blutigen Striemen am Rücken im Kerker. Bei dem Gedanken an diesen Vorfall bildete sich immer noch ein dicker Kloß in meinem Hals.
,,Wie sie wünschen, mein König. Dürfte ich schon in die Gemächer der Prinzessin, um alles für den heutigen Tag vorzubereiten?", bat ich um die Erlaubnis für mein Vorhaben. ,,Natürlich. Aber komm danach in meine Arbeitszimmer. Ich habe noch ein paar Aufgaben für dich, bevor du dich um Alessia kümmerst.", meinte der König ernst. Nickend knickste ich und verschwand in Richtung Küche.
Ich wollte noch kurz mit Arik reden, bevor ich mich an meine Arbeit machte. Außerdem hatte ich heute noch nichts gegessen dank Beverly, weswegen ich für ein bisschen Suppe oder Brot gerade alles machen würde. Es dauerte nicht lange bis ich Arik gefunden hatte. ,,Habt ihr zufällig was zum Essen übrig? Ich habe furchtbar Hunger. Dank Beverly bin ich heute nicht zum Frühstücken gekommen und ich bezweifle, dass ich es bis heute Abend ganz ohne Essen aushalte. Ich bin auch mit einer Kleinigkeit komplett zufrieden.", sagte ich hoffnungsvoll. ,,Warum hast du denn nicht gleich etwas gesagt. Ich hätte dir vor deinem Dienst noch einen Teller Suppe geben können. Oder wenigstens ein Brot.", tadelte mich Arik und ging, um mir etwas zu holen.
Seufzend ließ ich mich auf einen Holzstuhl sinken, welcher vor der Feuerstelle stand. Auch ein kleiner Tisch war in der Nähe, weshalb ich in dessen Richtung rutschte. Nach kurzer Zeit kam Arik mit einem Teller gefühlt mit Kartoffelsuppe wieder. ,,Ich hoffe, dass ist genug. Wenn nicht kannst du jederzeit herkommen und dir noch eine Kleinigkeit holen. Ich habe Michael gefragt und er meinte, dass es in Ordnung ginge.", teilte er mir lächelnd mit. Er wusste genauso gut wie ich, wie schwer es war mit Nahrungsmangel einen Tag am Hof zu bestehen. Zum Glück hatte Michael auch Verständnis dafür. Außerdem wusste er über die Zustände im Waisenhaus Bescheid, doch genau wie wir konnte er dagegen nichts tun. Das konnte nur der König, doch dem waren die Waisenhäuser sowas von egal. Während ich die Suppe verschlang, machte sich Arik wieder an die Arbeit.
Nachdem ich aufgegessen hatte, machte ich mich seufzend auf den Weg zum Zimmer der Prinzessin mit der Hoffnung, sie nicht dort anzutreffen. Doch das Schicksal war mir nicht wohl gesonnen. Natürlich befand sie sich in ihren Gemächern. ,,Herein!", erklang ihre piepsige Stimme, nachdem ich an ihrer Tür geklopft hatte und gesagt hatte, wer da war. Vorsichtig trat ich ein und erblickte das traumhafte Zimmer der Prinzessin. Links von mir befand sich ein wunderschönes weißes mit Gold verziertes Himmelbett. Rechts von mir befand sich ein prunkvoller Tisch, auf dem Tinte, Feder und Papier lagen. Hinter dem Tisch stand ein Sessel überzogen mit goldener Seide. Außerdem befand sich dort noch eine Tür, welche zum Bad und Ankleidezimmer der Prinzessin führte. Mir gegenüber befand sich die Tür zum Balkon, welche offen stand.
Alessia war wohl auf ihrem Balkon, weshalb ich zu ihr nach draußen ging. Zuerst erblickte ich ihre stumpfen braunen Haare, dann drehte sie sich zu mir um und ihre schlammgrünen Augen blickten mich angewidert an. Die Prinzessin war keineswegs hässlich, doch sie war auch keine Schönheit im Gegensatz zu ihrer Mutter. Auch ihre Sommersprossen passten nicht zu ihr.
,,Prinzessin, ich bin hier, um ihre Bekleide für heute Abend zurecht zu legen.", stellte ich mein Anliegen dar. ,,Ich weiß, du Nichtsnutz. Ich möchte das himmelblaue Kleid mit den goldenen Stickereien anziehen. Und wehe, du legst mir nicht das richtige Kleid zurecht.", drohte sie mir. ,,Wie sie wünschen, Prinzessin.", sagte ich gepresst und versuchte, meine Wut unter Verschluss zu halten. ,,Und bevor du dein Kleid wählst, möchte ich dir etwas sagen. Du sollst eines in weiß tragen.", sagte sie bestimmt. ,,Natürlich." Wutentbrannt knickste ich und verschwand in ihrem Ankleidezimmer. Am liebsten hätte ich sie an ihren Haaren hier her geschleift und hätte sie alles selbst erledigen lassen. Doch dann wäre ich einen Kopf kürzer und mein Leben war mir noch etwas wert.
Nachdem ich bei der Prinzessin alles erledigt hatte ging ich zu Arielle, der Schneiderin des Hofes. ,,Hallo, meine Liebe.", begrüßte mich Arielle lächelnd. Sie war schon mit zarten zwanzig Jahren als Schneiderin ans Schloss gekommen, da sie als eine der Besten galt, was auch wirklich der Wahrheit entsprach. Sie vollbrachte Wunder mit Nadel und Faden. Und das nun schon seit zehn Jahren. ,,Hallo, Arielle. Ich bräuchte zum Anlass heute Abend ein angemessenes Kleid in Weiß. Könntest du mir eines zurecht machen. Ich würde es spät nachmittags holen.", klärte ich sie über mein Kommen auf. ,,Natürlich. Da finden wir bestimmt etwas Schönes und elegantes.", prophezeite sie. Sie klang so, als hätte sie irgendwas vor. Doch ich konnte mir keine Gedanken darüber machen, da ich weiter zum König musste. ,,Vielen vielen Dank.", verabschiedete ich mich lächelnd.
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Fluch der Engel - Gebannt
FantasyAdahlan - eine magische Welt voller Geheimnisse und Wunder, aber auch vieler Gefahren. In dieser Welt lebt auch die 16-jährige Delia, aufgewachsen ohne ihre Eltern in einem Waisenhaus. Schon lange sucht sie nach ihren Eltern, doch vergebens. Zusätz...