Kapitel 11

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Nachdem ich angekommen war, hatte ich sofort meine Kopfwunde verarztet und machte mir eine Schlinge, um meinen Arm zu stützen. Eilig ging ich in Richtung meines Zimmers, als ich plötzlich die Stimmen des Prinzen und der Prinzessin hörte. Geschockt blieb ich stehen. Mir blieb wohl nicht mehr genügend Zeit, um mich um zuziehen. Schell lief ich zu Alessias Gemach, ging in ihr Ankleidezimmer und legte ihr ein hellblaues luftiges Kleid zurecht. Genau in dem Moment, in dem ich fertig wurde, hörte ich, wie die Türe geöffnet wurde. ,,Möchtest du nicht noch einige Minuten mit mir auf den Balkon?", ertönte Alessias Bitte. Er würde doch sowieso ablehnen. Mit diesem Gedanken wandte ich mich dem Spiegel zu, um meine Haare, welche zerzaust zu allen Seiten standen, zu bändigen.

,,Wie Ihr wünscht.", sagte Damian neutral. Überrascht riss ich die Augen auf. Warum hatte er zugesagt? Ich hörte noch, wie sich Alessia bei Damian beschwerte, dass sie sich doch auf das Duzen geeinigt hatten. So schnell wie möglich richtete ich meine Haare und schritt hinaus zu den Verlobten. ,,Gut, dass du da bist. Bringe dem Prinzen und mir doch ein paar Leckereien.", befahl Alessia und drehte sich danach zu mir um. ,,Ach du meine Güte! Wie siehst du denn aus? Bist du etwa vom Pferd gefallen, du ungeschicktes Ding.", machte sie sich über meine Aufmachung lustig. ,,Ja, Mylady.", sagte ich niedergeschlagen. Als ich beschämt aufblickte, musterte mich Damian mit gerunzelter Stirn. Er schaute so aus, als würde er wissen, dass mehr hinter meinem Sturz steckte. Doch das war nicht gar nicht möglich, da Michael und ich völlig unbeobachtet waren. Oder doch nicht?

Ohne etwas Weiteres zum Vorfall zu sagen, ließ ich mich in einen Knicks sinken. ,,Wenn die Hoheiten mich entschuldigen würden."
Ohne weitere Umweg begab ich mich in die Küche, wo ich mir einige Kleinigkeiten auf einem Tablett mit geben ließ. Gleich darauf ging ich zurück. Als ich ankam, befanden sich Alessia und Damian auf dem Balkon und unterhielten sich. Leise näherte ich mich ihnen, bevor ich mich mit einem Räuspern bemerkbar machte. ,,Eure Hoheiten, hier sind eure Leckereien. Wie gewünscht.", sagte ich, während ich das Tablett auf einen kleinen Tisch stellte, welches sich auf dem Balkon befand.

,,Soll ich mich nun entfernen?", fragte ich an Alessia gewandt. Diese nickte nur ohne sich auch nur umzudrehen und machte mit einer abfälligen Handbewegung in meine Richtung noch einmal extra ihre Entscheidung klar. Ich schluckte die Wut hinunter, die mir befahl, der Prinzessin mal meine Meinung zu sagen und zog mich zurück. Kurz bevor ich aus dem gemach trat, wurde ich zurück gehalten. Irritiert drehte ich mich um und blickte in die grünen Augen des Prinzen. Eilig wandte ich meinen Blick ab, denn ich hatte gelernt, dass mich diese Augen viel zu tief in ihren Bann zogen. ,,Könntet Ihr mich nach dem Essen mit der Prinzessin in meinem Gemach aufsuchen, ich würde gern etwas mit euch besprechen, Delia.", sagte Damian zart. Während er mich lächelnd ansah. Mir gefiel es, wenn er so liebenswürdig und vertraut umging. Doch diese Behandlung durfte nicht mir gelten sondern der Prinzessin, weshalb ich beschämt den Kopf senkte. ,,Wie Sie wünschen, Mylord."

Während ich in meinem Zimmer darauf wartete, dass mich die Prinzessin rief, um ihr beim Ankleiden zu helfen, dachte ich über Damians Bitte nach. Der einzige Grund, weshalb er ein Gespräch mit mir führen wollte, war der Vorfall heute Nachmittag. Wahrscheinlich war es wirklich der Grund, dass er mich im Wald mit dem Bogen erwischt hatte. Genervt schüttelte ich den Kopf. Es brachte mir nichts, mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Nachdem ich kurze Zeit einfach aus dem Fenster geblickt hatte, entschied ich mich, mir etwas Sauberes anzuziehen. Es dauerte nicht lange, bis ich in einer neuen Uniform vor dem Spiegel stand und mich musterte.

Meine langen Haare hatte ich gekämmt und mir zu einem sehr einfachen aber hübschen Zopf geflochten. Meine blauen Augen strahlten voller Leben und Freude, welche ich trotz meiner Arbeit empfand. Meine kurvige Figur wurde von der Uniform schön in Szene gesetzt und sie wirkte sehr elegant trotz der schlichten Stoffe und der Einfarbigkeit. Zufrieden mit mir lächelte ich mir noch einmal zu und wandte mich dann ab zum Fenster. An die Wand gelehnt blickte ich hinaus auf den Garten des Schlosses, welchen ich seit unserer Ankunft noch nicht bewundern konnte. Laut klopfte es an meiner Tür. ,,Ich komme sofort." Eilig ging ich zur Tür und öffnete sie. Verblüfft schaute ich dem Prinzen entgegen. ,,Ich werde mich jetzt zurück ziehen, weshalb ich glaube, dass die Prinzessin sich ankleiden möchte. Bis bald, Delia.", sagte Damian mit schelmischem Grinsen und zwinkerte mir noch einmal zu, bevor er sich abwandte und davon zog. Immer noch etwas überrumpelt schaute ich auf den nun leeren Fleck, auf welchem der Prinz vor wenigen Sekunden noch gestanden hat. Ich würde mich später bei ihm für die nette Geste bedanken. Immerhin wollte er mir nur helfen, da er bestimmt schon gemerkt hatte, wie Alessia mit ihren Dienern umging.

Seufzend raffte ich meine Gedanken zusammen und ging zu Alessia, die schon darauf wartete eingekleidet zu werden. Während ich sie herrichtete schwärmte sie ununterbrochen vom Prinzen, seinem Körper, seinen Augen. Doch sie erwähnte mit keinem Wort auch nur seinen Charakter oder seine Freundlichkeit. Allein daran konnte ich schon feststellen, dass Alessia nur auf eine körperliche Beziehung mit dem Prinzen aus war. Sie hatte schon oft über ihre 'Bedürfnisse ' geredet, doch konnte sie diese damals nicht ausleben, weil das als unangemessen und nicht tugendhaft galt. Aber ich musste ihr Recht geben, der Prinz war wirklich ein fabelhafter Mann nicht nur charakterlich sondern auch äußerlich.

Nachdem ich fertig war, machte sich die Prinzessin auf den Weg zum Abendessen. Einiges Stunden danach ging sie zu Bett und ich ging zum Gemach des Prinzen. Unruhe und Skepsis erkämpften sich einen Weg in meinen Kopf auf dem Weg zur Tür. Vorsichtig klopfte ich, wartete kurz und trat dann ein. Ich erblickte ein großes Zimmer, in welchem ein großer Arbeitstisch stand und ein großes Bett. Auch einige Sessel und ein großes Sofa waren vorhanden. Neugierig ließ ich meinen Blick umher wandern und nahm die Eindrücke in mich auf. ,,Neugierig? Schau dich nur um, meine Liebe.", ertönte die amüsierte Stimme des Prinzen. Erschrocken fuhr ich herum. ,,Es tut mir leid, eure Hoheit.", sagte ich demütig. ,,Keine Sorge. Nun denn, ich bat dich hier her, um dich etwas zu fragen....."

Fluch der Engel - GebanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt