Mehr als eine Woche verging, in der ich es schaffte, Damian so gut es ging aus dem Weg zu gehen. Ich bekam ihn nur zu Gesicht, wenn ich zusammen mit Alessia bei ihm war oder er bei uns. Während ich von ihm mit Blicken durchlöchert wurde, ignorierte ich ihn gekonnt. Er versuchte auch, mich in meinem Zimmer aufzusuchen, doch tat ich jedes Mal so, als wäre ich nicht dort. Während der Woche machte ich immer wieder Ausflüge in den Wald, an den Strand oder zur Weide, um mehr über die Statue und die Kette herauszufinden, doch leider war alles vergebens. Meine Wunde verheilte leider auch nur sehr schlecht.
Zuerst hatte sie sich weiterhin entzündet, weshalb ich noch einmal zum Arzt gegangen war. Doch jetzt, schien sie langsam zu verheilen. Da ich noch Angst hatte, die Kette erneut anzuziehen, trug ich sie immer in einer kleinen Seitentasche bei mir. Leider war die Wunde ab und an zu sehen, weshalb ich manchmal von Dienern und der Königsfamilie komische Blicke zugeworfen bekam.
Zusätzlich erreichte auch der König das Schloss, weshalb er mich einmal hat zu ihm kommen lassen, um zu überprüfen, wie ich mich schlug. Anscheinend schien er recht zufrieden zu sein, denn er hatte mich seit dem Gespräch nicht mehr zu sich geholt.
Nur noch zwei Tage lagen zwischen heute und meiner Abreise sowie der Hochzeit. Auch wenn ich mittlerweile mich damit abgefunden haben sollte, dass Damian Alessia heiraten würde, versetzte mir dieser Gedanke einen Stich. Je näher die Hochzeit kam, desto unruhiger wurde ich wegen meiner Abreise und desto stumpfer wurden meine Gefühle.
Seit drei Tagen hatte ich schon nicht mehr gut geschlafen und die schwarzen Ringe unter meinen Augen schienen von Tag zu Tag größer zu werden. Nächtelang lag ich wach und dachte über meine echte Familie nach und natürlich über den Prinzen.... Jede Nacht schlief ich mit vom Weinen geschwollenen Augen ein, nur damit ich kurz darauf aus einem Albtraum aufschrecken musste.
Seit Tagen bekam ich von der Prinzessin zu hören, wie furchtbar ich doch aussah und jedes Mal musste ich mir meine Worte verkneifen. Nur noch zwei Tage musste ich überstehen, dann konnte ich dieses Leben hinter mir lassen.
Seit heute in der Früh war die ganze Dienerschaft auf den Beinen und half das Schloss für die Hochzeit zu dekorieren. Während die anderen damit beschäftigt waren, den Staub zu kehren, die Teppiche und Vorhänge zu klopfen, kümmerte ich mich um die Blumen, welche überall verteilt werden mussten. In allen Farben sollte das Schloss erstrahlen, weswegen ich unendlich viele Blumen verteilen musste. Eine Vase und einen Blumenkranz nach dem anderen trug ich durch die Gänge.
Als es zum Mittag gongte, musste ich erschöpft feststellen, dass ich noch nicht einmal mit der unteren Etage fertig war. Doch bevor ich weitermachte, musste ich unbedingt eine Pause einlegen, denn mein Magen knurrte schon seit einer halben Ewigkeit. Sowie ich die letzten Tage nicht wirklich geschlafen hatte, so wenig hatte ich auch gegessen. Ich spürte, wie die Kraft in meinem Körper abnahm, doch diese würde ich für meinen Weg nach Amina brauchen, weshalb ich das Essen nur so in mich hineinzwang. Nachdem ich einigermaßen satt war, ging ich wieder zurück an meine Arbeit.
Als ich im Thronsaal ankam, wo der Haufen an Blumen lag, welche ich noch verteilen sollte, wollte ich eigentlich auf direktem Weg wieder umdrehen, doch würde ich dafür eine Menge Ärger bekommen. Seufzend nahm ich also zwei Vasen auf den Arm und machte mich wieder auf den Weg. Als ich endlich nach etlichen Gängen einen passenden Platz für die Vasen fand, stellte ich sie dankbar dort ab, denn meine Arme fühlten sich so an, als würden sie mir bald abfallen und mein Gesicht war schweißbedeckt.
Die Entzündung machte mir zu schaffen sowie der Schlaf- und Ernährungsmangel. Normalerweise würde ich mich niemals so sehr anstrengen, doch es war leider nicht anders möglich. Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen und versuchte, mich zu entspannen, doch jemand kam mir dazwischen.
„Dalia, wie schön dich zu sehen!", ertönte die gutgelaunte Stimme von Elias, welcher geradewegs auf mich zukommt. „Hallo, Elias!", begrüßte ich ihn mit münden Lächeln. „Du schaust aus, als könntest du Hilfe gebrauchen.", sagte er schmunzelnd und ging mit mir die nächsten Blumen holen, weshalb ich ihm unfassbar dankbar war. Schweigend verteilten wir diese, bis Elias sich zu Wort meldete. Ich wollte gerade die nächsten Vasen holen, doch er hielt mich zurück.
„Eigentlich hatte ich gehofft, ungestört mit dir reden zu können. Ich sehe doch, wie schlecht es dir in den letzten Tagen geht.", fängt er an. „Bitte, Elias. Ich will darüber nicht reden. Es ist alles bestens!", erwiderte ich etwas genervt, doch man hörte, wie meine Stimme leicht bröckelte, als ich das sagte. „Ich weiß, dass es dir schwer fällt, diese Hochzeit zu überstehen, doch ich weiß, dass du stark bist. Du kriegst das hin und wenn du möchtest kannst du vielleicht bei den Soldaten anfangen nach der Hochzeit. So eine gute Bogenschützin wie dich könnten wir auf jeden Fall gebrauchen!", versuchte er mich aufzumuntern.
„Das ist wirklich lieb, aber ich habe schon eigene Pläne. Vielleicht komme ich ja irgendwann auf dein Angebot zurück!", mit diesen Worten wandte ich mich von ihm ab und ließ ihn stehen. Den restlichen Tag verbrachte ich damit, dass Schloss zu dekorieren. Ich wollte gerade zu Alessia gehen, als mir Damian über den Weg lief. Sofort drehte ich mich um und wollte einen anderen Weg nehmen, doch er hatte mich schon bemerkt. Anscheinend wollte er auch zu Alessia...
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Fluch der Engel - Gebannt
FantasyAdahlan - eine magische Welt voller Geheimnisse und Wunder, aber auch vieler Gefahren. In dieser Welt lebt auch die 16-jährige Delia, aufgewachsen ohne ihre Eltern in einem Waisenhaus. Schon lange sucht sie nach ihren Eltern, doch vergebens. Zusätz...