Kapitel 25

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Als wir es uns auf der Lichtung gemütlich gemacht hatten, fing Elias an, Damian zu fragen, wieso er hier war. „Delia ist nicht gerade die beste Lügnerin.", sagte er schmunzelnd zu seinem besten Freund gewandt. „Mir ist sofort aufgefallen, dass sie mich belügt. Trotzdem wollte ich wissen, was sie wirklich vorhatte, weshalb ich mir nichts anmerken hatte lassen und bin euch dann bis hierher gefolgt.", fügte er enttäuscht hinzu. Man sah ihm an, dass ihn meine Lüge verletzte. Und erst recht, dass er seinen besten Freund hier mit mir sah. Mittlerweile waren sowohl ich und Elias stumm geworden und blickten unangenehm berührt zu Boden. Keiner von uns hatte den Mut, Damian in die Augen zu schauen. 

„Weshalb hast du mich angelogen?", wollte er nun frustriert von mir wissen. Langsam richtete ich meinen Blick auf und sah in seine Augen, welche mich traurig anblickten. Diese wunderschönen Augen, welche ich zum ersten Mal am Abend des Balls gesehen hatte. Mein Kopf war wie leer gefegt und mein Mund war so trocken wie die Wüste, doch ich schuldete ihm eine Antwort. Wartend saß er vor mir und sah mich an auch Elias musterte mich, während ich mit mir selbst haderte. „Ich wollte nicht, dass du dabei bist.....", murmelte ich niedergeschlagen und schaffte es nicht mehr, meinen Blick aufrechtzuerhalten. 

„Und wieso nicht?", wollte Damian verwirrt wissen. Tränen traten mir in die Augen, wenn ich daran dachte, wie er in einigen Tagen mit Prinzessin Alessia vor dem Altar stehen würde. Immer wieder brach mein Herz ein kleines Bisschen mehr, wenn ich dieses Bild in meinen Kopf ruf. „Ich kann einfach nicht mehr in deiner Nähe sein!", flüsterte ich stockend und versuchte, nicht in Tränen auszubrechen. Doch meine Gefühle flossen über und ich schaffte es nicht länger, hier zu bleiben. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, stand ich auf, nahm mein Pferd und ritt unter Tränen davon. Ich hörte noch, wie sie mir etwas hinterherriefen, doch das wurde vom Wind verweht.  Mit hoher Geschwindigkeit entfernte ich mich schnell von den Beiden.... 

Eine Stunde verging, bis ich von jemandem aufgehalten wurde. Michael stand vor mir! Lange hatte ich den Seraph schon nicht mehr gesehen. Als mein Pferd vor ihm stehen blieb, stieg ich an und blickte ihm einige Augenblicke nur in die Augen. „Ich habe dich erwartet.... Ich glaube, es ist an der Zeit, dass du mir deine Fragen stellen kannst.", begrüßte er mich. Nickend stimmte ich ihm zu. Einerseits würde es mich von Damian ablenken, andererseits wollte ich, dass endlich all meine Fragen beantwortet wurden. Außerdem musste ich ihm noch von der Statue im Garten erzählen, welche mein genaues Ebenbild war. Zielstrebig führte er uns zwischen den Bäumen hindurch. Als wir die letzte Baumreihe hinter uns gelassen hatten, bat sich uns ein atemraubender Anblick. 

Ich hatte gar nicht gemerkt, wie nah ich am Meer geritten war, denn vor uns befand sie ein kleiner Weg, welcher von zwei Bergen gesäumt war. Wenn man diesen Weg entlang ging, wurde man direkt zum Meer geführt. Es war eine kleine Bucht, wo wir uns befanden. Ein kleiner von Blicken geschützter Fleck. Um die Bucht herum, waren kleinere Berge verteilt, weshalb man nur durch den kleinen Weg hineinkommen konnte. Seufzend tauchte ich meine Füße in das kalte Wasser und schaute hinauf zum Mond, welcher die Bucht erhellte.   „Ein wundervoller Ort,nicht wahr?", begann Michael. Er stand keinen Meter entfernt und blickte auchhinauf zum Mond, was ich in einem Seitenblick erhaschte. Ich antwortete nicht, dadarauf keine Antwort nötig war. Der Anblick der Bucht war umwerfend. 

Nach einerWeile des Schweigens ließen wir uns auf dem Strand nieder. Mein Pferd hatte ichan einem der Steine festgebunden. „Ich schätze, dass du seit dem letzten Mal viele Fragen hast. Fang einfach an.", sagte Michael, während er seinen Blick über dasMeer schweifen ließ. „Habe ich noch lebende Verwandte in Amina? Ich weiß, dass meine Eltern bei dem Überfall umgekommen sind, aber sie müssen bestimmt auch Familie dort gehabt haben.", wollte ich hoffnungsvoll wissen. „Die Familie deines Vaters habe ich leider nie kennengelernt, aber deine Mutter hatte Familie dort. Sie leben auch immer noch in der Hauptstadt. Einmal ihre Mutterund ihr Bruder.... Beide leben noch dort.", erzählte mir Michael und machte mir damit das größte Geschenk in meinem Leben. Ein Teil meiner Familie war immernoch am Leben!   

„Denkst du, dass ich sie kennenlernen könnte?", fragte ich aufgeregt. „Natürlich, aber dafür müsstest du mit mir nach Amina gehen.", erwiderte er lächelnd. Auch wenn ich nicht von hier gehen wollteund ich mir damit ganz viele Probleme einhandeln konnte, ich musste unbedingtmeine Familie sehen. Die Frage war nur wann. „Was möchtest du als Nächsteswissen?", fragte Michael nach. „Wieso bin ich damals nicht gestorben und warum sieht man mir meine Herkunft nicht an?", wollte ich neugierig wissen. „Leider muss ich dir sagen, dass ich dir beides nicht beantworten kann. Weder weiß jemand, wie du nach Bellanaris gekommen bist, noch warum du keine Seraph-Eigenschaften hast.", antwortete er entschuldigend. 

Niedergeschlagen ließ ich meinen Kopfhängen. Ich hatte sosehr gehofft, all meine Fragen endlich beantworten zukönnen, jedoch schien dies nicht der Fall zu sein. „Dann hätte ich vorerst nur noch zwei Fragen... Ich habe eine Statue in einer Höhle unter einem Baumgefunden, welcher im Garten des Schlosses steht. Die Statue zeigt einen Engel,doch zeigt diese Statue mein exaktes Abbild. Wieso? Und wann brechen wir nachAmina auf?", fragte ich mit zitternder Stimme. Als Michael meine Beschreibunghörte, riss er überrascht die Augen auf und blickte nachdenklich in den Himmel.Man sah ihm an, dass er darüber irgendetwas wusste....                                                                                                               

Fluch der Engel - GebanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt