Kapitel 26

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Schon an Michaels Blick konnte ich erkennen, dass er mir nicht antworten würde. Aber ich wusste, dass es etwas sehr Wichtiges sein musst, so überrascht, wie er war. „Ich kann dir leider nicht helfen, was die Statue angeht. Aber ich muss in etwas weniger als zwei Wochen nach Amina zurück. Du könntest mich begleiten....", schlug er vor. Freude strahlend nickte ich. Ich musste unbedingt meine Familie treffen und mir war egal, was ich dafür machen musste. 

„Treffen wir uns hier, wenn die Sonne aufgeht. Nimm dir außerdem genug Proviant mit.... Wir sind ungefähr eine Woche unterwegs, bis wir ans Ziel kommen.", wies er mich an. Wir beide wussten, dass dieses Treffen langsam zu Ende ging. Für mich war es an der Zeit, zum Schloss zurückzukehren. Auch wenn es noch lange dauerte, bis die Sonne am Horizont erschien, wollte ich davor wenigstens zwei Stunden schlafen. „Ich werde da sein.", erwiderte ich lächelnd, bevor ich mich auf mein Pferd schwang und aus der Bucht ritt.                                                                           

Während ich zurück zumSchloss ritt, musste ich immer wieder daran denken, dass ich vielleicht baldMitglieder meiner Familie treffen könnte. Dieser Gedanke war mein Ansporn umdiese Aktion durchzuziehen, da ich starke Angst hatte entdeckt zu werden.Immerhin hatte ich dem König versprochen auf seine Tochter aufzupassen und ihrzu dienen, bis sie mit dem Prinzen vermählt ist. Es wäre Verrat am König, wennich einfach so gehen würde und meine Aufgabe einfach so abbrechen würde. Dochich konnte nicht anders! Ich musste mit Michael gehen, um endlich herauszufinden,wer ich wirklich war. Vielleicht würden sich mir ganz neue Wege für meineZukunft eröffnen.... 

Außerdem war ich neugierig wie Amina aussah, immerhin hattebis jetzt niemand überlebt, der uns etwas darüber erzählen konnte. Ich hattenur ein einziges Problem... Wie würde ich unbemerkt aus dem Palast kommen, ohnejemanden einweihen zu müssen? Den ganzen Ritt über zerriss ich mir meinen Kopfnach Ideen, doch egal, was mir einfiel, es war jedes Mal zu riskant. Deshalbbeschloss ich, in den folgenden Tagen die Wachen zu beobachten, um wenigstenszu wissen, wann sie wo waren. Damit hatte ich wenigstens einen kleinen Vorteil,welcher mir bei meiner kleinen „Flucht" helfen würde. 

Seufzend musste ich an Arikdenken. Zusammen mit meinem besten Freund würde mir das bestimmt um einigesleichter fallen, immerhin war er immer derjenige mit den guten Ideen gewesen.Zusammen mit ihm hatte ich schon Äpfel aus den Vorratskammern der Küche geklautoder hatte den Wachen einen Streich gespielt, als wir noch klein waren. UnserePläne waren immer so gut durchgeplant gewesen, dass sie kein einziges Mal denHauch einer Chance hatten, uns zu erwischen. Als ich am Stall ankam, stieg ich schnurstracksvom Pferd ab und führte es in seine Bock, wo ich es absattelte und das Halfterabnahm. Überrascht stellte ichfest, dass sowohl Elias als auch Damians Pferd schon in ihren Boxen standen.Anscheinend waren sie auch schon hier, doch das war mir egal. Ich wollte nurnoch in mein Bett, denn der ganze Tag hatte mich sehr ausgelaugt. Als ich aberin den Gang zu meinem Zimmer bekam, konnte ich schon erkennen, dass ich nichtviel Schlaf finden würde. Sowohl Elias als auch Damian standen vor meiner Türund stritten leise miteinander. 

Seufzend blieb ich stehen.... Leider musste ichan beiden vorbei, um in mein Zimmer zu gelangen, weshalb ein Gespräch nichtvermeidbar war. Ich atmete noch ein letztes Mal tief ein, bevor ich auf dieBeiden zuging. „Was macht ihr hier?", fragte ich die Zwei sofort, als ich vorihnen stehen blieb. Diese hatten gar nicht merkt, dass ich auf sie zugekommenwar, da sie viel zu vertieft in ihr Gespräch waren, weshalb sie erschrocken zumir herum fuhren, als sie mich hörten. „Gott sei Dank, dir geht es gut.", kames von Elias, während Damian mich fragte, wo ich gewesen sei. 

„Wieso sollte esmir nicht gut gehen?", wollte ich irritiert wissen und ignorierte Damianstechenden Blick, welcher mich beleidigt anschaute, da ich seine Frage nichtbeantwortete. „Wir waren lange fort und als wir dann sahen, dass dein Pferd nicht da war und du auch nicht, haben wir uns Sorgen gemacht, weil wir nicht wussten, wohin du geritten bist. Wir haben zwar nach dir gesucht, aber nicht gefunden, weswegen wir eigentlich gehofft hatten, dich hier zu finden.", erklärte mir Elias, dessen Gesicht langsam wieder Farbe annahm. Anscheinend hatte ich den Beiden wirklich viel Sorgen bereitet, denn sie sahen sehr erschöpft aus und in beiden ihrer Gesichter hatte ich pure Erleichterung gesehen, als sie mich bemerkt hatten. 

„Kannst du uns jetzterzählen, wo du die ganze Zeit über warst?", fragte Damian, welcher mich etwas enttäuschtanschaute. Wahrscheinlich war er mir immer noch etwas sauer, dass ich mit Eliaslosgeritten war, doch das sollte mir eigentlich egal sein. „Nein, das kann icheuch nicht sagen. Reicht es nicht aus, dass ihr jetzt wisst, dass es mir gutgeht?", antwortete ich unwohl. Immerhin konnte ich schlecht sagen, wo ichgewesen war und erst recht nicht, was ich getan hatte. Doch ich konnte sowohlin Elias Augen als auch in Damians sehen, dass sie mit dieser Antwort nichtzufrieden waren. Ich musste mir ganz schnell etwas überlegen oder der Traum endlichmeine wahre Familie zu treffen würde in den nächsten Minuten zerplatzen,sollten die Beiden irgendetwas herausfinden oder bemerken.                           

Fluch der Engel - GebanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt