Kapitel 7

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Die Männer, die beim Angriff gestorben waren wurden vergraben und die Verletzten wurden versorgt. Wir waren nicht mehr weit vom Ziel entfernt, weswegen wir uns eilig aufmachten, um noch vor Mitternacht anzukommen. Der Prinz war nicht schwer verletzt worden, doch er hatte einige Schnitte, welche verbunden gehört hatten. Die Prinzessin war seitdem Überfall sehr ruhig. Ich hatte zwar fragen wollen, ob es ihr gut ging, doch sie war mir einfach ausgewichen und sprach jetzt schon seit über eineinhalb Stunden nicht mit mir. Die Sonne war schon lange hinter dem Horizont verschwunden und ich war vor wenigen Minuten aus der Kutsche gestiegen, um mir kurz die Beine zu vertreten, da meine Beine durch die ganze Sitzerei steif wurden und sich verkrampften. Schweigend lief ich mit den Wachen neben der Kutsche her, als ich jemanden etwas flüstern hörte.

Neugierig spitzte ich meine Ohren und lauschte. ,,Hast du gehört, was der Prinz erzählt hat?" Unauffällig nähte ich mich den Sprechenden, da diejenigen mein Interesse geweckt hatten. ,,Hat er nicht kurz nach dem Überfall von einem schwarzen Schützen gesprochen?", fragte der eine. ,,Genau! Er hat gemeint, dass er von einem schwarzen Schützen gerettet wurde. Bloß hat er diesen nicht sehen können. Er weiß nicht, wer der Fremde war, da bei uns keiner auch nur annähernd solch ein Talent hat. Manche munkeln, dass dem Prinzen ein Retter geschickt wurde. Aber an solch einen Humbug glaube ich nicht.", witzelte er. Stolz erfüllte mich, als ich hörte, wie die Männer und sogar der Prinz mich nannten. Schwarze Schützen waren die Besten in ihrem Bereich. Es war eine Ehre so genannt zu werden und sie kamen nur sehr selten vor. Meist arbeiteten sie für den König und wurden sehr geschätzt von allen. Auch ihr Lebensstandard war weit über dem Durchschnitt.
Leider waren es aber nur Männer, da Frauen nicht gelehrt wurde, wie man mit Waffen umging. Umso mehr freute ich mich über die Bezeichnung, doch leider durfte ich nicht offenbaren, dass ich der Schütze war. Sonst würde ich nur als Lügnerin abgestempelt werde, da Frauen sowas ja eigentlich nicht können konnten, und würde in den Kerker geworfen werden.
,,Jedenfalls wird erzählt, dass der Prinz denjenigen suchen lässt, um ihn seinen Dank auszudrücken und seinen Retter zu sehen. Vielleicht bekommt derjenige sogar eine 'kleine' Summe.", lästerte der eine. Da wird er lange nach seinem Retter suchen können, dachte ich mir resigniert.

Der restliche Weg verlief ohne weitere Probleme und wir kamen kurz vor Mitternacht am Schloss an. Während die Prinzessin und der Prinz sich unterhielten und die Zofen und Wachen die Vorräte und Gepäcke wegräumten, sah ich mich in der Gegend um. Das Rauschen des Meeres war über den Strand, welcher genau neben dem Schloss lag, bis zu mir zu hören und ich konnte es kaum erwarten, es mir anzuschauen. Das Schloss war sehr prunkvoll und sah sehr einladend aus von außen. Man konnte daran erkennen, dass die königliche Familie von Vhen'alas sehr viel Reichtum besaß. Überall wuchsen exotische Blumen. Mir wurde außerdem erzählt, dass sich hinter dem Schloss ein wunderschöner Garten befand, in dem sich sämtliche Arten an Blumen Kräutern und Bäumen befanden. Auch an der Luft merkte ich, dass wir uns nicht mehr im Norden befanden, denn es war sehr warm, obwohl es Nacht war, und Feuchtigkeit lag in der Luft. In den vielen Schichten meiner Uniform begann ich zu schwitzen. Meinen Mantel hatte ich schon vor langer Zeit abgelegt, da es immer wärmer geworden war, je näher wir der Küste gekommen waren. Ich ließ noch ein letztes Mal meinen Blick über die verschiedenen Blumen streichen und ging anschließend wieder zurück zur Prinzessin. Als ich ankam, waren der Prinz und Alessia gerade dabei, das Schloss zu betreten. Eilig folgte ich ihnen nach drinnen und blieb im ersten Moment mit aufgerissenen Augen stehen. Wenn man meinte, dass das Äußere des Schlosses schon wunderschön war, dann war das Innere erst recht fantastisch. Hohe Decken in Weiß, Schwarz und Gold wurden von vielen gemalten Landschaften verziert. Fabelhafte Teppiche zierten den Boden. Alles in einem war das Schloss ein Traum jedes kleinen Mädchens. Während ich hinter dem verlobten Paar hinter her ging, fühlte ich mich wie eine Prinzessin, die auf dem Weg zu ihrem Thron war. Elegant, mächtig und nicht unterzukriegen.

Bevor die Prinzessin zu ihren Gemächern geführt wurde, wurde sie noch dem König vorgestellt. ,,Darf ich vorstellen König Ephraim von Vhen'alas, mein Vater.", stellte Damian seinen Vater vor. ,,Es ist mir eine Freude endlich die Verlobte meines Sohnes hier willkommen zu heißen.", sagte der schwarzhaarige Mann vor uns auf dem Thron mit dunkler Stimme. ,,Ich hoffe, Ihr hattet eine gute Reise, Prinzessin."
,,Leider muss ich euch mitteilen, dass wir heute in einen Überfall geraten sind, Vater. Deswegen wollte ich auch noch einmal mit euch reden.", erklärte sich Prinz Damian. Als Damian den Überfall erwähnt, verdüsterte sich das Gesicht des Königs. ,,Wenn dem so ist, dann muss ich mich entschuldigen Prinzessin. Wir werden uns bestimmt noch gut genug in der nächsten Zeit kennen lernen. Ich wünsche euch eine gute Nacht.", verabschiedete sich der König förmlich und ging mit seinem Sohn aus dem Saal. Anschließend führten die Prinzessin und mich ein paar Zofen zu den Gemächern, welche der Prinzessin zugeteilt wurden. Als sich die Tür vor uns öffnete, machte sich eine ganze Etage sichtbar, welche der Prinzessin gehört. Ein Schlafzimmer, ein Musikzimmer, ein Ankleideraum, ein Bad und ein großer Balkon, welcher einen perfekten Ausblick auf das Meer gab. Sobald ich diesen sah, wusste ich, dass das Meer einer meiner Lieblingsorte sein würde. Glitzernd reflektierte sich das Mondlicht im Wasser und erschuf eine angenehme Atmosphäre.
,,Starr nicht so! Hilf mir lieber beim Entkleiden. Ich möchte mich von der anstrengenden Reise ausruhen.", motze die Prinzessin. Es dauerte eine Weile bis die Prinzessin fertig war. Als ich gerade aus dem Gemach verschwinden wollte, um in mein Zimmer zu gehen, welches den Gang hinunter war, hielt mich die Prinzessin auf.

,,Komm morgen gleich nach dem Sonnenaufgang zu mir. Ich möchte ein Bad nehmen.", befahl sie mir. Natürlich bejahte ich und ging dann. Etwas verwundert war ich schon gewesen, da die Prinzessin es hasste, wenn sie früh aufstehen musste. Wahrscheinlich wollte sie sich nur vor dem Treffen mit dem König und ihrem Verlobten säubern, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. So eine Schleimerin, dachte ich mir und verdrehte gehässig meine Augen. Das würde eine sehr Nerven aufreibende Zeit werden, doch ich musste das jetzt durchstehen. Immerhin hatte ich danach die Chance auf ein besseres Leben, und das war mir das Ganze wert. Mit diesem Gedanken schloss ich meine Augen und wanderte in die Welt der Träume, in der mich eine Welt ohne die Prinzessin, ohne das Waisenhaus und ohne jegliche Probleme empfing.

Fluch der Engel - GebanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt