Kapitel 32

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"Delia! Nun warte doch!", rief mir Damian hinterher, als ich um die nächste Ecke bog. Mit neugierigen Blicken musterten mich die Bediensteten, welche in den Gängen verteilt waren, als ich an ihnen vorbeirauschte. Dem Prinzen schien es, egal zu sein, dass er die Aufmerksamkeit aller auf uns zog mit seinem Verhalten. Seufzend blieb ich irgendwann stehen, da ich verstand, dass es nur noch mehr Probleme geben würde, wenn eine Dienerin nicht auf die Befehle eines Prinzen hörte. "Ihr wollt etwas von mir, mein Prinz?", fragte ich Damian, als er vor mir zum Stehen kam und verbeugte mich mit einem tiefen Knicks. Der sanfte Blick verschwand aus seinen Augen und Kälte machte sich in ihnen breit. "Prinzessin Alessia verlangt nach dir! Folge mir!", wies er mich mit kühlem Ton an, drehte sich um und schritt davon, ohne auf eine Reaktion zu warten.

Wahrscheinlich wollte die Prinzessin, dass ich ihr wieder bei der Auswahl des Schmucks für ihren Hochzeitstag half. Seit gestern versuchte sie, sich zwischen mehreren Brillianten und Diademen zu entscheiden. Mit eingezogenem Kopf folgte ich Damian, doch die Gänge bis zu einem Gemach. Als die Tür sich hinter uns schloss und ich aufblickte, wurde mir jedoch schnell bewusst, dass ich mich in Damians Zimmer befand. "Ist Prinzessin Alessia bei Euch?", fragte ich verwirrt und suchte mit meinen Blicken in den Räumen nach ihr. Ich versuchte, den Stich, den mir meine eigene Frage versetzte, zu ignorieren, doch wie jedes Mal wurde ich von meinen verräterischen Gefühlen übermahnt. "Nein, die Prinzessin befindet sich in ihren eigenen Gemächern. Ich... Ich hatte gehofft, dass wir hier ungestört reden könnten." Damians kalte Stimmung wich Unsicherheit, welcher er aber versuchte, vor mir zu verbergen. Ich erinnerte mich daran, wie er mich das letzte Mal gesehen hatte, als Alessia nicht in der Nähe war und sofort färbten sich meine Wangen rot vor Scham. "Wenn es um den Vorfall beim Arzt geht, dann... Dann macht euch keine Sorgen, es war ja nur ein Unfall..., mein Prinz.", murmelte ich unwohl und versuchte, damit die peinliche Situation zu beruhigen, auch wenn das Gesagte nicht der Wahrheit entsprach und ich mich immer noch mehr als beschämt fühlte, wenn ich in seiner Gegenwart war.

Doch an Damians Reaktion konnte ich erkennen, wie er mich zuerst überrascht und dann verlegen anschaute. Anscheinend hatte er gar nicht über besagten Vorfall sprechen wollen. "Du hast trotzdem mehr als eine Entschuldigung verdient! Ich hätte nicht in das Zimmer platzen dürfen, dann wäre das niemals passiert und ich hätte dich nicht so entblößt gesehen.", entschuldigte er sich, während auch ihm seine Verlegenheit anzusehen war und Reue in seinen Augen aufblitzte. Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, da es mir mehr als peinlich war, mich daran zu erinnern, dass Damian mich halb nackt gesehen hat. "Falls es dich beruhigt.... Du bist eine wunderschöne Frau!", räusperte er sich und blickte mir ehrlich an. Am Liebsten wäre ich im Boden versunken oder von einem Pfeil durchbohrt worden, nur damit diese peinliche Situation endlich endete. Da das Schicksal mich aber nicht retten wollte, musste ich mir wohl selbst hier hinaus helfen. Bevor Damian also die Situation nur schlimmer machen konnte, kam ich ihm zuvor.

"Wolltet Ihr sonst noch etwas mit mir besprechen, Majestät?", fragte ich ihn distanziert, woraufhin auch er sich zusammen zu reißen schien. "Ich wollte nur sicher gehen, dass alles nach Plan verläuft für morgen.", erwiderte Damian nun auch abweisend. "Natürlich, eure Hoheit. Eure Hochzeit wird ganz nach eurem Wunsch sein.", sagte ich neutral und versuchte, den verletzten Unterton zu unterdrücken. Doch auch die Tränen, welche mir bei diesem Thema in die Augen traten, waren eine Herausforderung, welche sich nur leicht bewältigen ließ. "Ich denke, es wäre jetzt besser, wenn ich zu Prinzessin Alessia gehe. Sie wird bestimmt meine Hilfe benötigen. Ist es mir erlaubt mich zu entfernen, mein Prinz?", wollte ich spöttisch wissen, während ich in eine Verbeugung sank. Ohne auf eine Antwort zu warten, schritt ich auf die Türe zu, welche mich endlich vor diesem Gespräch retten würde, sobald ich sie hinter mir geschlossen hätte. Doch ich kam nicht so weit, denn Damian packte mich an meinem Arm und riss mich zu sich herum.

Erschrocken keuchte ich auf und blickte in Wut verzerrte Augen, welche mich gefährlich musterten und mein ganzes Gesicht verschlingen zu schienen. "Wage es ja nicht, mich hier so stehen zu lassen!", zischte er bedrohlich, während sich seine Hand immer schmerhafter um mein Handgelenk schloss, an welchem er mich festhielt. "Mein Prinz...", stöhnte ich unter Schmerzen und ich versuchte, ihm meine Hand zu entziehen. Leider brachte mir, dass nur noch mehr Schmerzen ein, aber Damian schien, nicht los zu lassen. "Damian, bitte! Du tuts mir weh...", flüsterte ich nun schmerzerfüllt. Erschrocken riss der Prinz seine Augen auf und schien, zu merken, was er mir antat. Sofort ließ er meine Hand frei und taumelte ein paar Schritte zurück, als hätte ich ihn mit meinen Worten geschlagen. Entsetzt über sich selbst blickte er an sich hinunter und bedrachtete seine Hände, als wären sie nicht Teil seines Körpers. "Es tut mir leid... Ich wollte dich nicht verletzten...", stammelte er und kam mit besorgtem Blick auf mich zu. Ängstlich wich ich automatisch einen Schritt vor ihm zurück... Wie angewurzelt blieb Damian stehen, bevor er regelrecht in sich zusammenzubrechen schien und seufzend auf seinem Bett platzt nahm. "Ich weiß, dass ist gerade etwas viel verlangt, aber ich bitte dich... Setzt dich zu mir, damit ich mich gebührend für mein Verhalten entschuldigen und es dir erklären kann.", sagte Damian traurig und blickte mich bittend an. Mein Blick blieb an seinen Augen hängen, welche von Schuldgefühlen gerade zu überlaufen zu schienen. Eigentlich sollte ich gehen und mich meinen Aufgaben widmen. Immerhin würde ich morgen, während der Hochzeit von hier veschwinden und all das hinter mir lassen. Doch meine Beine versagten ihrem Dienst und meine Gefühle siegten über meinen Verstand. Schließlich nickte ich und ließ mich neben ihm auf seinem federweichen Bett nieder.

"Dann leg mal los!", brummte ich nur, da ich mehr als gespannt darauf war, was er mir nun erzählen würde!

Fluch der Engel - GebanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt