Kapitel 22

74 5 0
                                    

Lange wanderte ich in dem gigantischen Schloss herum, bis ich mich endlich dazu überreden konnte, jemanden nach dem Weg zu fragen. Zum Glück liefen noch viele Bedienstete herum...„Könntest du mir verraten, wo die Gemächer des Prinzen sind?", fragte ich eine Zofe, welche geradewegs auf mich zulief. Verwundert blieb sie stehen und musterte mich eine kurze Zeit, bevor sie mir antwortete.

„Sein Zimmer liegt im Ostflügel. Du musst einfach zum Hauptsaal gehen und dann die Treppe in die oberen Etagen nehmen. Seine Räume sind nicht zu übersehen. Es prangt das Wappen der Familie und das Zeichen des Kronprinzen an seiner Tür.", erklärte sie mir, wandte sich daraufhin um und stürmte davon. Doch bevor sie um die Ecke verschwand, warf sie mir noch einen letzten skeptischen Blick zu. Verwirrt starrte ich auf den Fleck, wo sie verschwunden war. Wahrscheinlich hatte sie nur einen schlechten Tag und war in Eile. Aber wenigstens hatte sie mir helfen können. Eilig machte ich mich auf den Weg und folgte der Beschreibung der Zofe. Als ich an meinem Ziel ankam, blieb ich staunend vor der Tür des Prinzen stehen. Die Zofe hatte wirklich nicht übertrieben. Die Symbole auf Damians Tür waren nicht zu übersehen!

Je näher ich der Tür kam, desto unruhiger wurde ich. Immer wieder ging ich in meinem Kopf durch, was ich zu Damian sagen würde. Als ich wieder einigermaßen sicher war, klopfte ich vorsichtig an der Tür. Es dauerte ein Wenig, bis ein lautes „Herein" ertönte. Langsam öffnete ich die Tür und schob mich in den riesigen Raum, der dahinter lag. „Lege das Essen einfach auf meinen Tisch...", erklang plötzlich Damians Stimme, welche gerade auf seinem Balkon stand und über die Landschaft blickte. Anscheinend hatte er jemanden erwartet... Natürlich tat ich nicht, wie geheißen und wanderte in seinen Gemächern umher. Ich wusste, dass mir das nicht erlaubt war, doch meine Neugierde hatte gesiegt. Seine Gemächer bestanden aus drei großen Räumen. Nicht zu vergleichen mit den Gemächern der Prinzessin. Die Zimmer waren alle lichtdurchflutet und sehr offen. Die Decke war kugelförmig und es hingen Kronleuchter dort. Wundervoll geschnitzte Möbel standen überall und auch feine Vorhänge hingen vor den Fenstern. Auch ein riesiges Bett stand am Ende des Raums. Es war ein richtiger Blickfänger. Das Bett war mit weißer Seide bezogen und viele Kissen sowie einer großen Decke lagen darauf.

Auch die Wände waren prunkvoll verziert mit vielen Bildern. Doch am meisten gefielen mir die vielen goldenen Verzierungen. Sie waren sehr fein gehalten, doch das passte sehr gut in den Raum. Ich war so beeindruckt von dem Anblick, dass ich nicht hörte, wie Damian den Raum betrat. Räuspernd versuchte er, meine Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen. Ruckartig drehte ich mich zu ihm... Als ich ihn erblickte, vergrößerten sich meine Augen ängstlich. Ich erwartete schon eine Ermahnung, doch diese kam nicht. „Und? Gefällt dir, was du siehst?", fragte er schmunzelnd. Erwischt blickte ich zu Boden und versuchte, meine rot werdenden Wangen zu verstecken. „Ja, es ist wirklich schön hier...", gab ich murmelnd zu und versuchte, mir meine Gefühle nicht anmerken zu lassen. 

Schnell riss ich mich wieder zusammen... „Eure Hoheit, ich wurde von Prinzessin Alessia geschickt, Ihnen diesen Brief zu überreichen.", sagte ich formell und überreichte ihm das Stück Papier. Verblüfft schaute er auf den Brief, nahm ihn und warf ihn auf einen kleinen Schrank neben ihm. „Der Brief ist mir egal... Ich wollte dich fragen, weshalb du in der letzten Zeit so abweisend bist... Habe ich irgendetwas falsch gemacht?", wollte Damian wissen und sah mich dabei besorgt an. Seine Augen musterten mich sanft... Ich wollte etwas sagen, doch meine Gedanken waren wie leer gefegt.

Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Bevor ich überhaupt darüber nachgedacht hatte, kamen meine Worte schon heraus. „Ich glaube, dass es besser ist, wenn wir Abstand wahren, da du bald heiraten wirst. Außerdem wollte ich dir sagen, dass ich heute Abend einer Bediensteten etwas vorbeibringen werde und mich Elias begleitet, weshalb das Training ausfallen muss!", erwiderte ich schnell. „Es ist Zeit für mich, zu gehen.", murmelte ich und flüchtete regelrecht vor Damian. Dieser blickte mir nur mit verletztem Blick hinterher.... Er sah genauso aus, wie ich mich fühlte. Traurig und verletzt! Doch es musste sein, irgendwann hätte ich es ihm sowieso sagen müssen. Jetzt war es endlich raus!

Ich musste es hinter mir lassen. Ich musste ich hinter mir lassen! Als ich wieder bei der Prinzessin war, empfing sie mich mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Nicht lange dauerte es, bis sie mir sagte, wieso sie so glücklich war. „Mein Vater kommt in fünf Tagen nach Vhen'alas. Die Hochzeit soll schon in zwei Wochen stattfinden. Das bedeutet, dass wir in den nächsten Tagen mein Hochzeitskleid machen müssen. Außerdem müssen wir zu einigen anderen Terminen.", fing sie an zu erzählen. Doch ich hörte ich schon lange nicht mehr zu. Auch wenn ich es nicht wollte, fühlte ich, wie mein sowieso schon schmerzendes Herz noch mehr zusammen zog. Tränen traten mir in die Augen. Damian würde in wenigen Tagen Alessia zur Frau nehmen und ich würde zusehen müssen! 

Fluch der Engel - GebanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt