Kapitel 27

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„Ich habe etwas Zeit für mich gebraucht... Ich kann euch den Grund nicht sagen. Ich war am Strand und bin dort ein wenig spaziert, um den Kopf frei zu bekommen, wofür eigentlich das Training gedacht war. Es tut mir leid, wenn ihr euch wegen mir Sorgen gemacht habt, doch das wäre nicht nötig gewesen. Jetzt würde ich aber gerne in mein Zimmer...", erzählte ich ihnen und wollte vorbei zu meiner Tür, doch Elias hielt mich an meinem Arm fest. 

„Du weißt, dass du mit mir... uns beiden reden kannst. Gute Nacht, Delia.", sagte er fürsorglich. Langsam ging er den Gang entlang, bis er letztendlich in einen anderen abbog und aus meinen Augen verschwand. Nun war nur noch Damian bei mir... Eine unangenehme Stille legte sich und keiner wusste, was er sagen sollte. 

„Ich kann verstehen, wenn du jetzt lieber schlafen möchtest, doch ich wollte noch mit dir reden.", räusperte sich Damian und brach damit die unangenehme Atmosphäre. „Okay, aber können wir dafür, irgendwo anders hingehen... Ich würde ungern hier auf dem Gang weiterreden.", erwiderte ich bittend. „Natürlich, folge mir einfach!", sagte er und ging voraus. Während ich ihm hinterherging, machte ich mir lauter Gedanken, weshalb er noch mit mir reden wollte. Weil ich ihn angelogen hatte? Hatte er bemerkt, dass ich Gefühle für ihn entwickelt hatte? Oder viel schlimmer noch... Vielleicht hatte er mitbekommen, dass ich nach Amina wollte!

Da ich vollkommen in meine Gedanken versunken war, lief ich regelrecht in Damian hinein, als er plötzlich stehen blieb. Peinlich berührt entschuldigte ich mich bei ihm, was er nur mit einem leichten Lächeln quittierte. „Wir sind da!", sagte er, während er langsam die Tür öffnete. Nachdem ich ihm zögerlich in den Raum gefolgt war, fiel mir erst auf, wo wir uns befanden. Wir standen mitten in seinem Zimmer... Bisher war ich nur einmal hier gewesen, doch hatte sich seitdem viel verändert. Er besaß nun ein größeres Bett wie auch einen größeren Schreibtisch... Wahrscheinlich damit auch Alessia hier hinein passte... Bei diesem Gedanken verdunkelte sich sofort mein Gesicht. 

„Du kannst dich gerne setzen!", bot er mir an und deutete auf eine kleine Sitzgruppe. Nickend ging ich darauf zu und nahm auf einem der Stühle Platz. Damian folgte mir und ließ sich auf einem Stuhl mir gegenüber nieder. „Worüber wolltest du nun mit mir reden?", fragte ich monoton, da ich nicht wollte, dass er wusste, wie unwohl ich mich gerade fühlte. „Ich rede nicht lange um den heißen Brei herum... Ich möchte wissen, was mit dir los ist... Denkst du nicht, dass ich gemerkt habe, dass es etwas nicht stimmt?", fing er an. 

Allein an seinem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, wie mein Verhalten ihn gekränkt hatte, auch wenn er es versuchte, unter einer neutralen Maske zu verstecken. Mit dieser Frage bestätigte sich meine Vermutung, dass er etwas gewittert hatte und das ließ mein Herz um das Vierfache schneller schlagen. Was sollte ich darauf antworten? Mein Gehirn arbeitete auf Hochtour, doch es brachte nichts Brauchbares zusammen. „Wenn dir etwas am Herzen liegt, kannst du mit mir reden, Delia! Ich hatte gehofft, dass du das weißt... Deswegen verstehe ich nicht, wieso du dich immer weiter von mir entfernst. Ich dachte, wir würden uns gut verstehen! Hat es etwa mit Alessia zu tun?", sprach er sich seine Sorgen von der Seele. 

Am liebsten wäre ich aufgestanden und wäre aus der Türe gelaufen, ohne noch ein weiteres Wort zu sagen. Jedoch fühlte ich mich, als wäre ich mit dem Stuhl zusammengewachsen. Ich wagte es nicht einmal, richtig zu atmen, so angespannt war ich. Nachdem ich immer noch nichts gesagt hatte, raufte Damian sich durch die Haar und sprang regelrecht vom Stuhl auf. „Warum sagst du nichts, Delia?", wollte er verzweifelt wissen, während er hilflos in seinem Zimmer auf und ab ging. „Delia, rede mit mir!", bat er mich und ließ sich auf sein Bett fallen. „Habe ich etwas falsch gemacht?", murmelte er niedergeschlagen in meine Richtung und blickte mich bettelnd an. Ich spürte ein festes Stechen in meinem Herz, als ich sah, wie fertig er wegen mir war. Ich würde im gern alles erzählen, doch konnte ich dieses Risiko eingehen. Würde er sich gegen mich stellen und mich verraten? 

„Ich kann dir die Gründe nicht verraten... Das wäre ein zu großes Risiko!", antwortete ich letztendlich. „Du kannst mir doch vertrauen... Ich werde nichts sagen! Jede Information wird dieses Zimmer nicht verlassen!", erwiderte er verwirrt. Seufzend stand ich auf und ging zum Balkon, wessen Türen offen standen. Entschlossen sah ich zum Mond hinauf, welcher mir mit seinem Licht zuzuwinken schien. Für einen Moment schloss ich meine Augen und ließ seine sanften Strahlen mein Gesicht streicheln, bevor ich mich zu Damian umdrehte. 

„Du möchtest also wissen, was die Gründe sind, weshalb ich dir aus den Weg gehen wollte?", stellte ich noch einmal klar. Seine Augen erhellten sich, er nickte und kam auf mich zu. „Dann möchte ich, dass du dieses Gespräch keinem gegenüber erwähnst! Niemandem... Nichte einmal Elias gegenüber!", erwiderte ich streng. Wieder antwortete er mir nur mit einem zögerlichen Nicken, doch das musste mir genügen, denn ich hatte mich entschieden, meine Karten offen auf den Tisch zu legen. „Ich hoffe, du wirst mich danach nicht hassen....", murmelte ich vor mich hin, während ich nach den richtigen Worten suchte, um ihn von meiner Familie, Herkunft, Gefühlen sowie Plänen zu erzählen. Ich würde mein Leben regelrecht in seine Hände legen... Hoffentlich war das keine falsche Entscheidung!

Fluch der Engel - GebanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt