Nichts ahnend schleppte sich der Dunkelhaarige die letzten Stufen zu seiner Wohnung hinauf, lief den stockfinsteren Flur entlang, bis er bei seiner Wohnung ankam und wollte grade den Schlüssel ins Schloss stecken, als er bemerkte, dass die Tür nur angelehnt war. Er hielt den Atem an, doch kein einziger Laut kam aus der schwarzen, totenstillen Wohnung. Hatte er die Tür offen gelassen, als er gefahren war? Das konnte eigentlich nicht sein. So etwas war ihm noch nie passiert, allein durch die Tatsache, dass er immer im Hinterkopf hatte, dass auch Neinari noch in der Wohnung war und sonst eventuell abhauen würde. Er spürte wie sein Herz schneller zu schlagen begann und sein Atem flacher wurde, während er noch immer vor der unberührten Wohnungstür stand und auf irgendein Zeichen wartete. Doch es gab kein Zeichen. Er atmete durch, versuchte sich zu beruhigen, sich einzureden, dass es vielleicht doch er gewesen war, der die Tür offen gelassen hatte und legte seine Hand an den Türknauf. Kälte erfasste seine warme Haut, als er die klebrige, feuchte Klinke berührte. Angespannt biss er seine Zähne zusammen, flehte kurz, dass das nicht das sein würde, für das er es hielt und als er in der Dunkelheit auf seine rechte Handfläche sah, erkannte er nichts, als eine schwarze Flüssigkeit, die langsam seinen Unterarm hinablief. Er schnappte erschrocken nach Atem, und stieß die Tür auf. Der Schrank, der normalerweise rechts an der Wand stand war nach vorne umgekippt. Schuhe und andere Dinge langen über den Flurboden verstreut und das gewaltige Regal versperrte die Sicht in die restliche Wohnung. Mit rasendem Herz kämpfte sich Riku über das Regal hinweg, stolperte ein paar Schritte nach vorne, ehe er genau zwischen Flur und dem großen Wohnraum aus Küche und Wohnzimmer stand. Was er dort sah, ließ ihm schlecht werden und er taumelte ein paar Schritte zurück, krallte sich an das Regal in seinem Rücken, welches ihm bis grade noch den Weg versperrt hatte. Rechts und links an den Wänden, als auch direkt an der Wand, die am Ende des Wohnzimmers lag waren die alten Scheinwerfer aufgestellt worden, die er damals zu manchen Auftritten mitgebracht hatte, wenn er in kleinen Bars oder Kneipen aufgetreten war, um sich ein wenig Geld zu verdienen. Grell und in einem harten Kontrast zu der restlichen Dunkelheit, die ihn aufs gänzliche einhüllte beschienen die Lichtkegel das grausame Szenario, welches sich wie ein düsteres Märchen vor ihm ausbreitete. An einem Strick, der von den Dachbalken hinab bis auf etwa 2 Meter über dem Boden führte, hing Neinari schlaff von der Decke. Der leblose Körper baumelte ruhig hin und her, während sich das Seil schon fast unnatürlich eng um den dünnen Katzenhals wickelte. Drapiert und in das aggressive Rampenlicht gestellt, glänzte das pechschwarze Fell des Katers. Das Fell rund um den Kopf war von Blut verklebt und feucht. Ein dünnes Rinnsal hatte sich den toten Körper hinab gearbeitet und tropfte jetzt von den Hinterpfoten und dem Schwanz in einem gleichmäßigen Rhythmus auf den Boden, auf welchem sich schon eine Blutlache gebildet hatte in dessen Spiegelbild sich die gehangene Katze reflektierte. Alle Möbel der Wohnung waren zerstört und umgerissen worden. Sachen lagen über den ganzen Boden zerstreut und unterstrichen das zerstörerische Bild eines verlassenen Schlachtfeldes nur noch. Riku konnte sich nicht bewegen, bekam keine Luft, sondern konnte nur auf das Spektakel vor sich starren. Seine Augen, die sich durch die Scheinwerfer kaum an die Dunkelheit gewöhnen konnten erkannten nur schwerlich, dass auch die Zimmerwände mit dem Blut bestrichen und beschmiert worden waren. Unfähig zu denken, schnappte der Gitarrist nach Luft, versuchte aufzuwachen, doch es war unmöglich.
Er fiel mehr über das Regal in seinem Rücken, als dass er es schaffte wirklich darüber zu klettern, als er panisch aus der Wohnung flüchtete und die Tür hinter sich zuschlug, als würde die Beraubung seiner visuellen Sinne all das rückgängig machen können. Eilig hastete er das Treppenhaus hinab, stieß die Haustür auf und rannte auf die Straße. Erst hier schaffte er es richtig Luft zu holen, doch es schien immer noch nicht genug zu sein.
~Samu!~ war der einzige Gedanke, den er fassen konnte und wie von alleine rannte und rannte und rannte er den Weg, welchen er vor wenigen Minuten noch so ahnungslos gegangen war zurück. Keuchend und mit brennenden Lungen kam er vor der Wohnung zum Stehen. Das Blut Neinaris, welches seine Hände benetzte war angetrocknet und ließ seine Finger leicht zusammenkleben, doch er konnte nicht hinsehen, konnte nichts weiter tun, als nicht daran zu denken und atemlos klingelte er. Klingelte noch mal und dann noch mal. Die Zeit kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, die er einfach da stand und hilflos vor verschlossenen Türen wartete, dass sein Freund endlich öffnete.

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Heal me
Fiksyen Peminat(BoyxBoy) 4 Jahre sind vergangen. Jahre, geprägt von Verzweiflung und dem eisernen Willen den Gitarristen zu finden, vor ihm auf die Knie zu fallen und ihn anzuflehen in die Band zurück zu kommen. Doch mit jedem Tag, jeder Woche, jedem Monat schwin...