Kapitel 14

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 ~Zeitsprung: 2 Tage~


Tatsächlich war der Blonde relativ schnell eingeschlafen. Zärtlich strich die angenehme nächtliche Kühle über seine Stirn, Wangen und die geschlossenen Augenlider. Schemenhaft setzten die Mondstrahlen die Szenerie in ihr weißes, schimmerndes Licht, während Samus Brustkorb sich regelmäßig auf und ab senkte. Der Anblick hätte etwas sinnliches darstellen können. Doch eine verzweifelter Ausdruck zierte das sonst so weiche, sanfte Gesicht des Sängers, während er sich in seinem traumgeprägten Schlaf unruhig hin- und herwälzte. Die Bilder des Strandes und des breiten, braunhaarigen Ex-Gitarristen verfolgten ihn unaufhörlich und ließen ihm keine einzige unbekümmerte Minute. Er würde nicht länger schlafen können, als die anderen Nächte zuvor. Spätestens um 4 Uhr morgens würde er schweißgebadet wach werden und sich seiner Situation erneut so schmerzlich klar werden.

Mehr desinteressiert saß Riku alleine auf dem Sofa im Wohnzimmer. Wiedereinmal war Samu früh ins Bett gegangen, da er nicht wusste, wann er einschlafen können würde. Trotz der wenigen zwei Tage hatte sich bereits eine Art Routine zwischen ihm und Samu entwickelt. Während der Blonde die meiste Zeit schweigend auf der Couch saß und einfach in die Luft zu starren schien, ging der Gitarrist seinen eigenen Dingen nach. Jegliche Gespräche waren auf das Minimum hinab gesetzt worden und mehr als ein 'Guten Morgen. Wie geht's', 'Guten Appetit' und 'Ja. Dir auch. Gute Nacht' war schon fast nicht mehr ersichtlich. Tief seufzte der Gitarrist und zog seine Beine etwas enger an sich. Wie lange würde es noch dauern bis Samu sich wenigstens ein bisschen öffnen würde? Jede Minute in seiner Gegenwart war ein innerer Kampf. Jede Sekunde schrien seine Blicke, wenn sie dem anderen begegneten, doch seine Lippen verließ nicht ein einzelnes Wort. Wie war es möglich, dass das, was er doch grade erst begonnen hatte zu realisieren, bereits wieder aus seinen Fingern glitt und es so unmöglich war es festzuhalten?

Samu hatte versucht das Geschehene irgendwie zu verarbeiten. Mehrmals hatte er kurz davorgestanden, Riku zu erzählen, was geschehen war. Dennoch war das Thema nicht auch nur ein mal erneut zwischen ihnen zur Sprache gekommen. Ein bedrückender Schleier des Schweigens hatte sich über all die unausgesprochenen Fragen und Antworten gelegt, die sie sich immer weiter von einander entfernen ließen. Und je mehr sich die eisig kalte Stille zwischen ihnen spannte, desto schwerer wurde es erneut zueinander zu finden.

Der Dunkelhaarige hatte unterdessen die letzten zwei Tage an einem neuen Song gearbeitet und Samu soweit mit seinen Gedanken allein gelassen.

Jetzt, nachdem der Andere schlafen gegangen war, saß er einsam im Halbdunkeln und schaute, seinen eigenen Gedanken nachhängend, fernsehen. Es lief irgendeine Kriminalshow, von der er nicht mehr als die Hälfe mitbekam, obwohl sich seine Augen nicht eine Sekunde von dem großen Bildschirm gelöst hatten. Beinahe erschreckend plötzlich kündigte sich Werbung an und Rikus Bewusstsein, dass nicht mehr in der kleinen Wohnung gewesen war, kehrte in seinen Körper zurück. Ein bisschen desorientiert schaute er auf die Uhr. 22:47 Uhr. Er seufzte und ließ sich tiefer in das Polster sinken. Kisu, der auf seinem Schoß lag reckte sich und schien sich, ganz im Gegensatz zu dem Gitarristen auf der Höhe seiner Gefühle zu befinden. Denn sein Schnurren war unablässig und entspannt.
„So ein leichtes Leben..." raunte der Dunkelhaarige und kraulte das Kätzchen hingeberisch hinter den Ohren, was den kleinen Kater dazu brachte seinen Kopf gegen die talentierten Fingern zu reiben.

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