Kapitel 13

442 17 25
                                    

Ok meine Freunde. Dieses Kapitel ist wirklich nichts für den gefühlskalten Soziopathen. Mit anderen Worten; Freut euch (oder auch nicht) auf Melodramatik vom Feinsten

______

Traurig blickte der Blonde in die Dunkelheit und seufzte leise, als Riku das Zimmer verlassen hatte. Was machte er hier nur? Riku hatte an all dem doch keine Schuld, wieso schickte er ihn bloß weg?! Was war falsch mit ihm!? Er konnte doch seinen Freund nicht darunter leiden lassen!
„Scheiße...", fluchte er leise und versuchte erneut die Tränen fernzuhalten, doch das war zwecklos. Alles in ihm fühlte sich so zwiegespalten an. Einerseits waren da die Gefühle, die er für den Gitarristen hegte, die ihn anschrien, dass er grade einen schrecklichen Fehler machte, aber dann waren da noch die viel zu frischen Erinnerungen an das was grade erst passiert war und ihm wurde fast schlecht, als er auch nur daran dachte die Finger von irgendwem auf seinem Körper spüren zu müssen. Seine Entscheidung war ebenso falsch, wie sie auch richtig gewesen war. Tatsache war die, dass er diese Nähe nicht ausgehalten hätte. Ob er nun wollte, oder nicht.


Riku trat auf die Straße und augenblicklich umfing ihn die lauwarme Frühsommer-Nachtluft. Tief inhalierte er mit geschlossenen Augen. Seine Augenbrauen zogen sich verletzt zusammen. Die Sommerluft schmeckte genau, wie in jener Nacht, als er Neinari verloren hatte. Eilig versuchte er die Gedanken zu vertreiben, doch es war unmöglich, denn genau in diese Richtung führte ihn sein Weg. Er machte einen großen Umweg, lief durch die bei Nacht verlassenen Teile Helsinkis und kam erst beim ersten Morgenlicht komplett fertig bei seiner Wohnung an. Mit zitternden Fingern schloss er die Tür auf, ließ sie achtlos hinter sich ins Schloss fallen und stieg die Treppen in dem Hausflur hinauf zu seinem Apartment. Es sah alles genau so aus, wie am vorhergegangenen Tag. Die wenigen Möbel standen in der Mitte des leeren, verlassenen Wohnzimmers und sogar in der Dunkelheit der Wohnung, die noch nicht von der ersten Dämmerung erreicht worden war, konnte man noch immer das getrocknete Blut an den Wänden ausmachen. Riku erschauderte und er spürte wie ihm schlecht wurde. Diese Szenerie erinnerte ihn viel zu sehr an den Abend, als bei ihm eingebrochen worden war. Er legte seinen Blick auf den Boden, während er sich seine Schuhe am Eingang auszog und in das Schuhregal stellte, wo auch seine restlichen Schuhe standen, die den Angriff alle unbeschadet überstanden hatten, ebenso wie der kleine Schuhschrank an sich. Seinen Wohnungsschlüssel ließ er auf den kaputten Küchentisch fallen, während er sich erschöpft in sein Bett schleppte.
„Scheiße....“ raunte er, als er sich bei dem Anblick wieder daran erinnerte, dass er noch gar keine neue Decke und Kissen gekauft hatte. Zerrissen und zerfetzt lag sein Bett vor ihm und mit ein paar Handbewegungen schob er das wilde Gemisch aus Federn und Stoff von der Matratze, die nun leer, verlassen und nicht sonderlich einladend vor ihm lag. Mit einem unwohlen, einsamen Gefühl in seinem Körper streifte er sich den Rucksack von den Schultern und legte sich auf die kalte Matratze. Zitternd rollte er sich auf dem Bett zusammen. Wie gerne hätte er jetzt in dem gut riechenden Bett von Samu gelegen und nicht hier in seiner Wohnung, die ihm so fremd geworden war, dass er kein Auge zubekam. Die Gedanken kreisten so schwindelerregend um seinen Kopf, dass er einfach nicht zur Ruhe kam. Er wollte nicht darüber nachdenken, wie es hierzu hatte kommen können und was draußen wohl passiert war, als sich Samu von ihm gelöst hatte, doch sein Verstand ließ ihm keine Andere Wahl. Eigentlich lag es doch offen auf der Hand was passiert war, oder? Er hatte einen 'wichtigen Anruf' von Janne bekommen, war aufgesprungen, zu ihm gefahren und hatte dann die halbe Nacht bei ihm verbracht. Als er wieder heim gekommen war, war er schnell unter der Dusche verschwunden, war Riku damit außerdem aus dem Weg gegangen und hatte es danach nicht mehr in einem Bett neben seinem besten Freund ausgehalten. Riku rollte sich noch enger zusammen, während er seine Arme schützend um seinen Kopf legte. Doch das war nutzlos. Er konnte sich nicht vor seinen eigenen, so grausamen Gedanken schützen. Vielleicht hatte Samu ja sogar so etwas wie ein Gewissen. Eines, das zwar stark genug war, dass er es nicht neben dem Mann aushielt, dem er gesagt hatte, er würde mehr von ihm wollen als nur einen One-Night-Stand, aber zu schwach, um sich davon abhalten zu können Janne einen Besuch abzustatten. Riku biss sich fest auf die Unterlippe. Er wollte, dass diese giftigen Gedanken stoppten, die komplett unbegründete, absurde Theorien in seinem Kopf zusammensponnen, doch es war unmöglich. Er hatte es all die Tage nicht einsehen wollen, doch es war die ganze Zeit so offensichtlich gewesen. Welcher Mann fuhr schon seinem Arbeitskollegen hinterher, gab dafür sein Leben auf und suchte vier, lange, harte Jahre nach ihm? Niemand. Selbst für einen Bekannten, einen Freund tat man so etwas nicht. Aber für einen Freund. Einen festen Freund? Die Person, die man wirklich liebte und an die man die ganze Zeit denken musste? Rikus Zähne bohrten sich tiefer in seine Unterlippe.

Heal meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt