Kapitel 11

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~Zeitsprung - 2 Tage~


Riku schaute auf die Uhr. Es war bereits 14:27. Seit Stunden arbeitete er nun schon in seiner Wohnung und hoffte drauf, dass endlich wieder halbwegs Ordnung in dem Chaos eintreten würde. Tatsächlich ließen sich langsam, aber sicher die Spuren ihrer Arbeit bemerken. Er würde nur noch die kaputten Sachen nach draußen bringen müssen und der Sperrmüll, den er bestellt hatte, würde den Rest erledigen. Seine Eltern, denen er die Botschaft einige Tage später berichtet hatte, waren komplett aus der Fassung gewesen und hatten ihm, nachdem sie ihm liebevoll minutenlang vorgehalten hatten, dass sie ja schon immer gesagt hatten, es sei eine schlechte Idee in die wilde Hauptstadt zu ziehen und dass er seine Musik, doch auch bei ihnen hätte aufnehmen können, einen nicht grade geizigen Betrag an Geld überwiesen, damit er sich die wichtigsten Möbel neu kaufen konnte. Es dauerte nicht lange und Riku hatte den traurigen, kaputten Rest seiner Möbel runter auf den Bürgersteig gebracht. Als er wieder nach oben kam und sich umschaute lag seine Wohnung kalt und ungewohnt leer vor ihm. Die Räume schienen steril und unpersönlich. Sofort zog sich eine unangenehme Gänsehaut über seinen Arme und den Rücken. Es würde eine echte Arbeit werden sich in dem, was er einmal sein Zuhause genannt hatte, wieder zu einem derartigen werden zu lassen. Noch immer waren die Wände mit dem Blut beschmiert, doch mittlerweile war der Anblick ertragbar. Schon am nächsten Tag würde er Farbe kaufen und den Raum neu streichen. Die wenigen Möbel, die noch in Ordnung waren, hatte er dazu schon in die Mitte des nun zu groß erscheinenden Raums geräumt und als er sie ansah musste er tief seufzen. Der Anblick war traurig, da wirklich nicht viel über geblieben war. Je mehr und öfter er sich hier aufhielt, desto mehr spürte er, wie sich die anfängliche Verlorenheit und der Schock in Wut auf den Unbekannten verwandelte, der ihn seines einzigen Zuhauses beraubt hatte. Nunja... seines damals einzigen Zuhauses. Denn Samus Wohnung war ihm mittlerweile so bekannt und heimisch geworden, dass er sich nirgendwo anders so zuhause fühlte, wie bei dem blonden Halbfinnen und ihrer kleinen, süßen Katze.

Riku fuhr sich mit dem Handrücken über die verdreckte, schmutzige Stirn um den Schweiß hinfort zu wischen. Jetzt würde er zu Samu nach Hause gehen. Innig hoffte er, dass der Halbfinne da war. Als er seinen ersten Schritt auf die Straße setzte breitete sich schon ein kleines, glückliches Lächeln auf seinen Lippen aus, wenn er nur daran dachte, dass er gleich wieder dort sein würde, wo er sich am liebsten aufhielt: In Samus nicht grade bescheidenem Apartment, aber besonders bei Samu an sich.

Ein kleines Lächeln bildete sich auf Samus Lippen, als er seine Finger ein bisschen dehnte, dann ließ er sich auf den kleinen Hocker fallen, der vor dem schwarzen Klavier stand. Er hatte es von Zuhause mitnehmen dürfen, als er umgezogen war, da niemand sonst aus seiner Familie Klavier spielte. Und so hatte er es in Wohnung hinter das rechts Sofa und vor die Treppe gestellt.
Samu hob den Deckel hoch und sah über die elfenbeinfarbenen Tasten, ehe er begann zu spielen. Es war kein besonderes Lied, nur eines, das er irgendwann mal gelernt hatte, jedoch den Namen vergessen hatte.

Als Riku in die Wohnung trat umhüllte ihn eine wunderbare Melodie. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor, doch das war wohl Einbildung. Mit einem Lächeln folgte sein Blick den Tönen und er konnte den breiten Rücken des Blonden sehen, wie dieser seine flinken, geschickten Finger über die Klaviatur tanzen ließ. Riku hatte nicht gewusst, dass der andere so gut Klavier spielen konnte und unweigerlich musste er an seine eigenen Klavierstunden denken, die er als kleiner Junge genommen hatte. Seine Lehrerin war alt gewesen und streng, trotzdem hatte er das Spielen geliebt. Liebte es immer noch!

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