Kapitel 8

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Mit Samus Hilfe dauerte es nicht lange bis sie alle Räume zumindest halbwegs durchkämmt hatten, Riku feststellte, dass zwar wirklich nichts fehle, dafür aber scheinbar wirklich alles kaputt war und anschließend machten sie sich daran die paar wenigen Möbel auszusortieren, die soweit wenigstens noch benutzbar waren, trotzdem aber zum größten Teil schlimm zugerichtet aussahen, aber wenigstens nicht in ihrer Funktion beeinträchtigt waren. Dazu gehörten zwei der fünf Stühle aus der Küche, der Tisch stand noch, auch wenn er nur noch drei Beine hatte und eine beachtliche Ecke fehlte. Seine Sofa waren komplett zerfetzt worden, von seinem Fernseher, der sündhaft teuren Musikanlage mal ganz abgesehen, deren Teilchen in dem gesamten Raum verteilt waren. Sein Schlafzimmer war am meisten verschont geblieben. Die Möbel waren kaum angefasst worden, zumindest im Vergleich zu seinem Wohnzimmer und der Küche. Nur der gigantische Kleiderschrank war umgeworfen worden, nachdem der Fremde die Schubladen und alles andere durchwühlt hatte. Doch sogar sein Bett war soweit unversehrt, dass nur sein Kissen und die Decke zerrissen worden waren. Nachdem sie zumindest das zum größten Teil hinter sich gebracht hatten verabschiedete sich Samu mit den Worten 'Also dann, wir sehen uns. Ach ja, ich muss das Auto mit nehmen, sorry. Ohne bekomme ich den ganzen Kram nicht nach Hause. Bis dann' von Riku und ließ ihn fürs erste allein. Der Dunkelhaarige spürte die Einsamkeit und Zerstörung dessen, was er einmal sein Zuhause genannt hatte erst jetzt wirklich. Es war totenstill und die Isolation von allem legte sich tonnenschwer auf ihn. Das Blut an den Wänden war durch die hohe Hitze schnell getrocknet und geronnen und zeichnete sich jetzt als rostrotes, durchzogenes Muster an den Wänden ab. Riku versuchte möglichst nicht hinzusehen. Schließlich war das das Blut seiner Katze. Des Geschöpfes, das immer dafür gesorgt hatte ihm die Verlassenheit in der Wohnung vom Hals zu halten. Neinari hatte es immer gefühlt, wenn er ihn gebraucht hatte, hatte sich auf seinem Schoß zusammengerollt und ihm schnurrend klar gemacht, dass er nie alleine war. Jetzt fehlte dieser zweite Pol und Riku schaffte es kaum zu atmen. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus und machte sich auf den Weg zurück in Samus Wohnung. Die Hoffnung, dass der kleine Spaziergang an der frischen Luft ihn wieder etwas beruhigen würde löste sich sofort in Luft auf, als er auf die Straße trat. Die Zeit in seinem Apartment hatte gereicht, um ihm all die Sorgen, die er mit Samus Hilfe erfolgreich verdrängt hatte, wieder gegenwärtig werden zu lassen.
Auch als er wenig später bei Samu ankam, die Haustür aufschloss und feststellen musste, dass der Blonde noch nicht wieder zuhause war, durchzog ihn das Gefühl von Einsamkeit erneut. Doch wenigstens war es hier nicht so schlimm, wie in seiner Wohnung. Hier fühlte er sich wenigstens zuhause. Herzlichkeit und der wunderbare Geruch Samus empfing ihn, als er den ersten Schritt in das Apartment machte und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Schnell hatte er sich seiner Schuhe entledigt und stand für ein paar Sekunden untätig mitten in dem großen Raum, das Küche und gleichzeitig Wohnzimmer war, ehe er sich dazu entschloss sich auf die Couch zu legen und da auf Samu zu warten. Erstens würde er es so auf keinen Fall übersehen können, wenn der Blonde zurück war und zweitens konnte es sowieso nicht mehr allzu lange dauern, bis Samu wieder nach Hause kam.


Tatsächlich dauerte es keine halbe Stunde, bis er schon hören konnte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Er musste wohl eingeschlafen sein, denn er hatte sein Zeitgefühl komplett verloren, als seine Augen sich nun wieder öffneten. Samu war schon dabei die Einkäufe in die Küche zu tragen, während Riku sich noch auf dem Sofa reckte, um das letzte bisschen Müdigkeit zu vertreiben.
„Riku?“ fragte die bekannte Stimme, die dem Gitarristen nicht nur ein wohliges Lächeln auf das Gesicht zauberte, sondern ihn auch erschaudern ließ.
„Mhhmm...“ murmelte der Kleinere noch etwas schlaftrunken, ehe er sich aufsetzte und sich über die Augen rieb, ehe er Samu erblickte und ihn noch immer ein bisschen müde anlächelte. Erst jetzt registrierte er direkt neben ihm auf dem Boden eine große, verschlossene Kiste.
„Ich hab' hier was für dich“ hörte er den anderen sagen und konnte beobachten wie sich auf dem Gesicht des Songwriter ein breites Grinsen abzeichnete. Neugierig stand Riku auf und kam näher. Samu warf ihm noch einen kurzen Blick zu, den der Braunhaarige fragend erwiderte, ehe die Hände des Größeren schon den Karton öffneten und augenblicklich ein kleines Kätzchen aus dem Karton sprang. Innerhalb einer Sekunde konnte man vieles in Rikus Ausdruck beobachten. Seine Augen wurden groß und begannen, wie die eines kleines Kindes an Weihnachten vor Freude zu glitzern. Auf seinen Lippen breitete sich ein ungläubiges Lächeln aus, was jedoch genau so viel Begeisterung ausdrückte, als er sich ganz langsam und in einer geschmeidigen Bewegung, um die Katze, die jedoch neugieriger, als ängstlich schien, nicht zu verschrecken, in die Knie ging und seine Hand nach ihr ausstreckte.
„Samu....“ flüsterte er und seine Stimme klang erstickt, während er nur die Katze betrachten konnte, als diese maunzend ein bisschen ungeschickt auf ihn zutapste. Schon spürte er, wie die feuchte Nase seine Fingerglieder berührte und aufmerksam an ihnen schnupperte, um ihren Kopf anschließend an seiner Hand zu reiben. Sofort bewegten sich Rikus Finger geübt über den Katzenkopf und kraulten das kleine Kätzchen, dass schon vorher zu schnurren begonnen hatte und jetzt nur noch lauter wurde. Zufrieden betrachtete Samu ihn und das Kätzchen, das sich schnurrend von dem Dunkelhaarigen kraulen ließ.
„Samu...“ konnte Riku sich nur heiser wiederholen und schaute nun zu dem blonden Finnen auf. Ja, ihm schien die kleine Überraschung zu gefallen, stellte der Sänger fest. Und das Kätzchen würde ihn nun hoffentlich ein bisschen von der zerstörten Wohnung ablenken und ihn aufmuntern.
„Ich dachte, das heitert dich vielleicht auf“ Riku versuchte die Tränen, die sich in seinen Augen bildeten zu unterdrücken, doch trotzdem begannen seine Augen verdächtig zu schimmern, während er den Sänger anschaute. Er konnte nicht in Worte fassen wie viel ihm das bedeutete.
„Danke...“ sagte er nur heiser und es steckte so viel aufrichtige Zugewandtheit in diesem einen bloßen Wort, dass Samu wissen würde, was in dem Gitarristen vorging.
„Wie willst du ihn nennen?“ hörte er Samus Frage, wie ganz nahe an seinem Ohr, doch antwortete nicht. Stattdessen, nur für den einen Moment, ließ Riku von der Katze ab, die sich bereits genießerisch auf den Rücken gerollt hatte und ausgiebig schnurrte, während sie die Streicheleinheiten genoss. Er erhob sich und sein Blick hielt sich fesselnd in Samus Augen, während er auf diesen zuschritt und ihn ohne zu Zögern in eine enge Umarmung zog. Sofort begann es in dem Bauch des blonden Finnen zu kribbeln, und er erwiderte die Umarmung ohne darüber nachdenken zu müssen. Die starken Arme, die seinen Körper fest hielten, und die muskulöse Brust, an die er gedrückt wurde, lösten Gefühle in ihm aus, von denen er sich nicht distanzieren konnte und denen er sich einfach hingab.
„Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel mir das bedeutet...“ flüsterte Riku leise ohne sich von dem Anderen zu lösen und genoss den verlockenden Geruch, der sich so unscheinbar und seicht wie das Licht um ihn legte und drohte ihn um seinen Verstand zu bringen.

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