Heal me

Kapitel 10

~Zeitsprung - 3 Tage später~

Samus Blick glitt zur Uhr. Es war bereits 14.00 Uhr.

Seufzend griff der Blonde zu seinem Handy und dem kleinen Zettel, auf dem Jannes Nummer stand. Sollte er ihn wirklich anrufen? Janne war ein herzensguter Mensch und auch wenn er die Band verlassen hatte und sich vier Jahre lang nicht mehr gemeldet hatte, musste er einen guten Grund dazu gehabt haben und er verdiente es, sich zu erklären. Somit wählt er schnell die Nummer und lehnte sich auf der Couch zurück. Was Janne ihm wohl zu erzählen hatte? Wie wollte er sein Verhalten entschuldigen?

Janne hatte sich grade mit einem Kaffe in der Hand an seinen Schreibtisch gesetzt, als er hörte wie sein Telefon klingelte. Seine nachdenklich zusammengezogenen Augenbrauen legten seine Haut leicht in Falten und seine Finger trommelten den Takt von 'Forever Yours' auf die Tischplatte.

Ihm war diese widerliche Schweinerei, die sich dort zwischen den beiden Männern abgespielt hatte nicht entgangen und nun wartete er bereits seit ganzen drei Tagen, dass Samu sich endlich bei ihm melden würde. Janne würde, dem war er sich sicher, dem Finnen seine Verwirrung, Verzweiflung und Überforderung schon wieder austreiben können, wenn sie sich nur treffen würden. Es würde keine Schwierigkeit werden den Blonden erneut in seine Fänge zu locken und ihn dann für immer bei sich zu behalten. Zu verschwinden war ein riesiger Fehler gewesen und der Ex-Gitarrist würde alles daran setzen diesen wieder rückgängig zu machen und diesen Möchtegern, namens Riku, so schnell wieder zu vertreiben, dass ihm nicht mal Zeit für den Abschied bleiben würde!

Das Klingeln seines Handys hörte sich schon siegreich an, als er noch nicht mal wusste, wer ihn da eigentlich anrief. Langsam glitt sein Blick auf das hell erleuchtete Handydisplay. Samu. Sein Herz begann schneller zu schlagen und mit einem Lächeln auf den Lippen ließ er den anderen noch ein paar Sekunden ausharren.

Lange wartete der Blonde. Jede Sekunde kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, jedes monotone Tuten in der Leitung machte ihn kirre. Wollte er überhaupt wissen, was Janne ihm zu erzählen hatte? Schließlich hatte er den Blonden vier Jahre lang in Spanien herumirren lassen, ohne eine Nachricht, ohne ein Lebenszeichen. Nichteinmal einen Anruf hatte er entbehren können. Doch wieso dann jetzt? Endlich nahm jemand ab, und Samu vernahm, wie Janne vorsichtig seinen Namen aussprach.
„Samu?" fragte er behutsam und wusste noch im gleichen Moment, dass er den Blonden hatte.

Tief atmete der Sänger durch, wartete, legte sich seine Worte genau zurecht. Er war sauer auf den anderen. Zurecht, so glaubte er.

Eine lange Pause, schier unendlich, so kam es dem Ex-Gitarristen vor, legte sich zwischen sie, während er auf eine Antwort von Samu wartete. Er wusste, dass das Samu war. Obwohl er schon fast fluchtartig verschwunden war, so hatte er sich doch nie dazu durchringen können den Kontakt komplett abzubrechen.

Nunja; Zumindest nicht von seiner Seite aus. Die neue Sim war eine gute Idee gewesen. Es war der letzte entscheidende Schritt gewesen sich endgültig aus dem Leben von Samu, als auch Raul, Osmo, Sami und Jukka zu lösen. Er war unerreichbar gewesen und trotzdem hatte er ihre Nummern immer bei sich gehabt.

Oft genug hatte er auf das Display seines Handys geschaut, in das strahlende, so unendlich glückliche Gesicht des blonden Halbfinnen. Das Foto hatte er selber damals aufgenommen. Zu einer Zeit als alles so viel einfacher, so viel besser gewesen war. Als es noch keinen Riku gegeben hatte, der sich zwischen sie gedrängt hatte und als er und Samu noch glücklich zusammen gewesen waren. Doch diese Zeiten waren lange her und vorbei. Janne spürte wie sein Herz ihm bis zum Hals schlug. Er fürchtete der Andere würde wieder auflegen, doch dann hörte er ganz leise wie Samu durchatmete und sich im nächsten Moment seine Stimme erhob.
„Wieso? ....mh? Wieso hast du dich nicht einmal verabschiedet?", fragte er und versuchte dabei ruhig zu bleiben. Janne war ein guter Mensch, davon war er überzeugt, schließlich hatte er es selbst erlebt. Aber wieso hatte er ihn dann in einer solchen Ungewissheit zurückgelassen? Janne biss sich auf die Unterlippe und nervös begannen die Finger seiner linken Hand mit einem Stück Papier zu spielen, dass auf seinem Schreibtisch lag. Es war nicht schwer herauszuhören wie Samu sich selber zwang ruhig zu bleiben, auch wenn seine Stimme Einblick darin ließ, was wirklich in ihm los war. Er war schon immer ein Mensch gewesen, der gezeigt hatte, wie er fühlte und seine Empfindungen nur selten zurück hielt.
„Ich bin dir nach Spanien gefolgt! Weißt du das?", noch immer war seine Stimme gezwungen ruhig, überschlug sich jedoch fast von der unterschwelligen Wut, die er zurück hielt um nicht seine Kontrolle zu verlieren. Ein Teil in Samu wollte nicht herumschreien, ein anderer Teil war vollkommen dafür.