Kapitel 16

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Zufrieden hatte Osmo seine Arme in die Seiten gestemmt, während sein Blick auf dem großen, hölzernen Ferienhaus ruhte.
„Ladies. Ich präsentiere Ihnen: Ferienhaus à la Osmo!" sagte er und breitete seine Arme aus, als wäre das, was da vor ihnen stand sein Werk. Und dieses Werk musste sich für sein Erscheinungsbild wirklich alles andere, als schämen. Majestätisch ragte das moderne, doch in rustikalem Stil gehaltene, doppelstöckige Blockhaus vor ihnen in den strahlend blauen Himmel und erstreckte sich in wahrer Pracht vor ihnen, während es von den hohen, atemberaubenden Bergen im Hintergrund in Szene gesetzt wurde.

Endlich waren sie angekommen. Die Reise vom Flughafen bis hier her war nicht grade kurz gewesen, grade da der Schnee es schwerer machte voran zu kommen. Doch jetzt waren sie da. Jukka hatte sich vor dem Gebäude der Rezeption in den Schnee fallen lassen und einen Schneeengel gemacht, während Sami und Raul sich mit einem nicht grade zimperlich mit Rum angerührten Glühwein willkommen geheißen lassen hatten. Raul hatte sich nach dem halben Becher dankbar abgewendet und war zu Osmo gegangen, der grade die Formalitäten klärte, während Sami bereits seinen zweiten Glühwein getrunken hatte. Doch die anschließende Fahrt war soweit gut gelaufen. Die Schlüsselübergabe hatte keine weiteren Probleme gemacht und auch die Sicherheitshinweise waren schnell abgeharkt.
„Also ich nehme ganz freiwillig ein Einzelbett..." murmelte Riku jetzt, während er seinen großen Reiserucksack auf seine Schultern hievte und auch Samu erfüllt seufzte.

„Jukka, Sami, ihr könnt die ganze Zeit über nur in Socke herumlaufen, ist das nicht wundervoll?“, grinste der Blonde und sah zu den beiden Bandmitgliedern, die jedoch mit nicht mehr, als einem kurzen Grinsen antworten konnten, da sich bereits der nächste Konflikt anzettelte.
„Ich will das zweite Doppelbett!" hörte man Jukka, Sami und Raul aus einem Mund sagen.
„Pahh! Vonwegen! Ich hab ewig gebraucht um was halbwegs richtiges zu finden mit so viel Zimmern und zu dem Preis und dann die perfekte Lage! Ich kriege das Bett!" schaltete sich Osmo sofort ein. Riku musste grinsen während er beobachtete wie Jukka sich hinabgebeugt hatte, in Windeseile einen Schneeball formte und Osmo, dank der schweren Last auf dessen Rücken, die ihm schnelle Bewegungen unmöglich machte, an der Brust traf.
„Ey!" grade noch rechtzeitig duckte er sich unter dem Ball von Sami weg.
Riku streckte sich gemütlich und schaute zu Samu, der neben ihm stand. Die hellen Sonnenstrahlen beschienen den blonden Mann und ließen den Gitarristen sofort schmunzeln.
„Gehen wir rein?" fragte er und sah sich noch mal über die Schulter.
„Ich glaube die brauchen noch ein bisschen, bis sie ausgefochten haben, wer das zweite Doppelbett bekommt..." er lächelte seinen Finnen an.
„Außerdem kannst du dir dann das schönere der beiden Doppelbetten aussuchen. Ist doch was oder?"

Der Sänger nickte schmunzelnd, nahm seine Sachen und betrat mit dem Dunkelhaarigen das Ferienhaus.

Die Tür fiel hinter den beiden Männern ins Schloss, während sie die anderen noch ein paar Minütchen draußen stehen ließen, die über ihrem wilden 'Gespräch' wohl gar nicht mitbekommen hatten, dass sich Riku und Samu von ihnen gelöst hatten und bereits das große -nein- riesige Ferienhaus unter die Lupe nahmen.

Staunend sah Riku sich um. Es war, ganz im Geschmack der Berge sehr heimelich und gemütlich eingerichtet. Wenn man hereinkam stand man in einem sehr keinen Flur, der nach ein paar Metern in einen breit gefächerten Raum mündete. Genau wie bei ihm und auch Samu war die Küche in eine kleine Nische links an einer riesigen Fensterfront aufgezogen worden und ließ einen atemberaubenden Blick auf die Berge und die Tannen, die am Fuß der hohen Felsen standen.

Rechts von ihnen und der Küche führten zwei Treppenstufen hinab in eine Sitzecke, bestehend aus einem flachen Tisch, Sesseln und Sofas, die allesamt schon fast überfüllt schienen an aufgeplusterten Kissen mit Norweger-Muster und karierten Decken. In die Wand eingelassen stand ein riesiger Kamin, der beinahe das halbe Zimmer zu dominieren schien und darüber ein, auf die konsumgeprägte Gesellschaft angepasster ein Flachbildfernseher, der zwar nicht so groß war, wie Samus, aber dafür, dass sie sich mitten in einem Blockhaus im tiefsten Schnee befanden, doch eine beachtliche Größe aufwies. In der Ecke des Raumes stapelte sich Holz und an der Wand darüber hing ein Elchkopf. Alles in allem sah es richtig winterlich aus und das Haus hätte perfekt in eine dieser Wintertee-Werbungen gepasst. Riku musste bei dem Gedanken schmunzeln und fühlte sich schon jetzt sofort wohl. Doch allzu lange hielten sie sich noch nicht an dem Anblick auf, denn die anderen würden sicherlich bald von ihrer Abwesenheit Wind bekommen und ihnen ins Haus folgen. Samu hatte die Schlafzimmer-Situation schneller ausgecheckt, als Riku überhaupt aus dem großen Wohnzimmer losgekommen war und verschwand schon jetzt in dem Zimmer, das er scheinbar, als das seine auserkoren hatte.

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