Seufzend stieg Samu in das Taxi und lehnte sich erschöpft zurück. Schnell gab er noch die Adresse an, dann fuhr das Auto los. Er war gerade erst aus Spanien zurück, war auf der Suche nach Janne gewesen, der die Band verlassen hatte. Doch er war fort. Einfach so... Wäre dieser blöde Streit nicht gewesen, dann wäre das alles nicht passiert!
Müde schleppte er seinen Koffer in seine Wohnung und ließ sich schließlich auf die Couch im Wohnzimmer fallen. Seine langen, schlanken Finger fuhren in das blonde, verwuschelte Haar. Die Probleme wurden wirklich nicht grade weniger. Bald würde die neue Tour starten und bis dahin brauchten sie dringend einen neuen Gitarristen! Doch wo sollten sie so schnell einen her bekommen? Es sollte nicht irgendwer sein und schon gar nicht jemand, der nur zweckmäßig zu ihnen stieß, um sich nach der Tour wieder abzuwenden.
Vielleicht kannte einer der Jungs jemanden? Er griff nach seinem Handy und wählte schnell die Nummer von Raul.
„Samu?"
„Ja, hey... Ich bin zurück aus Spanien und-"
„Was?! Du bist zurück? Und das sagst du uns nicht? Hast du Janne mitgebracht?"
„Nein... ich hab ihn nirgends gefunden..."
„Das heißt wir brauchen einen neuen Gitarristen?", fragte Raul. Samu nickte leicht, auch wenn er wusste, dass Raul das nicht mitbekommen konnte.
„Ja... ja brauchen wir", sagte er daher schnell.„Ich ruf die anderen an, wir sind in einer viertel Stunde bei dir, okay? Wir haben dich ja ne Ewigkeit nicht gesehen und dann können wir uns auch das IFK-Spiel zusammen ansehen"
„Ja, in Ordnung", sagte Samu, verabschiedete sich schnell und legte auf.
Schon lange hatte er kein Spiel der IFK Helsingfors, seiner und der Lieblingsmannschaft seiner Bandkollegen mehr sehen können, genauso wenig wie er die Jungs zu Gesicht bekommen hatte. Und die würden sich ohne Bier sicherlich nicht zufrieden geben. Daher erhob sich der Blonde und ging rüber in die Küche, um aus dem Kühlschrank 5 Flaschen Bier zu holen. Die letzte Ausbeute, die er noch zusammenkratzen konnte. Das mussten sie ihm nachsehen... Schließlich war er eine ganze Weile nicht da gewesen. Nur wenig später klingelte es an der Tür, und Raul, Jukka, Sami und Osmo standen grinsend davor. Auch auf Samus Lippen hatte sich ein breites Grinsen gelegt, als er sie sich herzlich begrüßten und er die Vier schließlich herein bat. Schnell fanden sie den Weg ins Wohnzimmer, wo schon das Eishockeyspiel der Lieblingsmannschaft der fünf Finnen lauthals angepriesen wurde.
„Wie wars in Spanien? Hast du Janne gefunden?", fragte Osmo, der Keyboarder der Gruppe, während er sich auf seinen angestammten Platz auf der Couch fallen ließ.
„Nein", seufzte der blonde Halbfinne,„das bedeutet, wir brauchen einen neuen Gitarristen. Ihr kennt nicht zufällig jemanden?“ er wollte nicht weiter auf das Thema Janne eingehen. Lange genug hatte er über ihn nachgedacht und es wurde Zeit, dass er endlich mit diesem Mann abschloss.
Schweigend sahen sich die fünf Männer an, bis Jukka schließlich seine Stimme erhob.
„Ein alter Bekannter von mir spielt Gitarre. Er hat auch schon einige Lieder geschrieben. Sein Name ist Riku Rajamaa. Wir könnten ihn fragen", erklärte er. Samu und die anderen nickten leicht. Na wenigstens etwas. Da konnte man nur hoffen, dass er fähig genug war ihre Lieder in der kurzen Zeit zu lernen und sich gut in die Gruppe einfand. Grade Jukka war eine Person, die schon einige eigenartige Bekannte hatte. Ein bisschen verhalten musste der Blonde schmunzeln.
„Ich werd ihn morgen mal anrufen, und ihn ins Studio einladen, okay?", fragte Jukka.
„Ja, ich werde Mikko Bescheid sagen", meinte Samu darauf hin und lehnte sich zurück, während sein Blick sich an den Fernseher heftete, wo grade der Anpfiff des Spiels ertönte.Stöhnend drehte sich der junge Gitarrist und selbstständige Musiker auf die andere Seite seines Bettes, wobei er die Decke bis unter seine Nase zog, in der Hoffnung das störende Geräusch könnte sich dadurch auflösen. Doch ganz im Gegenteil wurde es immer penetranter und schien einfach nicht aufhören zu wollen. Was war das eigentlich?
"Ohaaa..... scheiße..." seufzte Riku genervt, hielt noch ein paar Sekunden inne, ehe er sich wieder auf die andere Seite drehte und seine Augen vorsichtig öffnete. Glücklich schien ihm die Sonne entgegen und brachte ihn dazu eines seiner Augen sofort wieder zuzukneifen, während das andere bereits den Boden vor seinem großen Bett nach seinem Handy absuchte und seine Hand ebenfalls danach tastete. Endlich fand er das in gleichmäßigen Abständen vibrierende Teil und drehte sich wieder auf den Rücken, die Augen wieder schließend, während er den Anruf annahm. Wer wagte es ihn um diese Uhrzeit anzurufen und aus seinem Schlaf zu reißen, von dem er ohnehin schon viel zu wenig bekam? Zugegeben, es war bereits 12:38 Uhr, aber jeder wusste, dass Musiker nunmal lange schliefen und eher morgens um 4:00 Uhr zu erreichen waren, als Mittags um 12:00 Uhr.
„Ja?" brummte er daher nur mit rauer, schlafgeprägter Stimme eintönig in sein Handy.
„Riku?" ertönte die Stimme am anderen Ende und zugegebenermaßen musste Riku erst einige Sekunden schweigen um den Unbekannten an dem anderen Ende zu erkennen, was er jedoch sogleich auf die morgendliche Frühe schob und nicht darauf, dass Jukka sich seit Monaten nicht gemeldet hatte und andersherum.
„Wer denn sonst?" seine Stimme hörte sich patziger an, als er es geplant hatte und daher war der Musiker umso erleichterter, als er nur das amüsierte Lachen am anderen Ende hörte und der stets gut gelaunte, weißblonde Keyboarder ihm seine morgendliche Laune nicht übel nahm.
„Hab ich dich geweckt, Sonnenschein?"
„Ja, wieso rufst du mich auch um die Uhrzeit an? Wieso bist du überhaupt schon wach, Jukka?"
„Tya, ich hab so eine Art Jobangebot für dich und ich dachte mir, dass dir das vielleicht wichtiger sein könnte, als dein Schönheitsschlaf, Prinzessin."
„Da hast du dich aber geschnitten" lachte Riku mit einem Schmunzeln ins Telefon und öffnete jetzt seine Augen, damit er sich langsam an die ungewohnte Helligkeit in seinem Schlafzimmer gewöhnen konnte.
„Ohne deine Künste als eigenständiger Musiker in den Dreck ziehen zu wollen, aber ich weiß ja wie schwer es ist mit sowas Geld zu verdienen, also wieso machst du nicht die Äuglein auf und bewegst dich hier her?"
„Mhhmm...." 'antwortete' Riku.
„War das ein ja?"
„Schätze schon..."
„Sehr gut. Ich schick dir die genaue Adresse per SMS. Bis gleich dann"
„Bis dann" murmelte der Dunkelhaarige, legte auf und mit einem Stöhnen drehte er sich noch einmal um, ehe er wieder die Augen schloss.

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Heal me
Fiksi Penggemar(BoyxBoy) 4 Jahre sind vergangen. Jahre, geprägt von Verzweiflung und dem eisernen Willen den Gitarristen zu finden, vor ihm auf die Knie zu fallen und ihn anzuflehen in die Band zurück zu kommen. Doch mit jedem Tag, jeder Woche, jedem Monat schwin...