•мinus XI•

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"Ich wollte das wirklich nicht..." spricht er leise zu sich selbst, komplett einsam wie immer. Niemand würde ihm antworten..."

Taehyung

Der Blick wie gefesselt, liegt auf den regungslosen Jungen, der umhüllt von seiner kuschelig weichen Decken, in seinem Bett liegt. Sein ununterbrochenes Zittern verklingr endlich, während sich seine Brust gleichbleibend, ruhig hebt und senkt.
Die Augenlider liegen entspannt aufeinander, nicht mehr so zusammengepresst wie zuvor. Beinahe könnte man meinen, dass er ein Mittagsschlaf vollzieht. Dass ich weiß, das für seinen Schlummer allein ich verantwortlich bin, bricht mir mein Herz, von dem ich mir nicht einmal sicher bin ob es existent ist.
Ich wollte zu keinem Zeitpunkt, dass es so ausgeht, dass es ihm so unglaublich weh tut und schadet, allerdings kann ich mir keine Fehltritte seinerseits erlauben. Konsequenzen folgen nunmal auf Handeln und diese war seine.

Gleichgültig wie immer, saß die Maske auf meiner Visage, keinerlei Gefühlsregung zeichnet sich auf dieser ab. Keine geweiteten Augen, keine hochgezogenen Brauen, keine in Falten gelegte Stirn, kein offen stehender Mund oder ähnliches.
Ich sehe aus wie eine Puppe, die gar nicht anders kann als leblos zu sein, egal wie viel Liebe man in diese hereinsteckt.
Ich könnte mich beinahe selbst bemitleiden, doch solch Empfindungen sind mir wie gewohnt fremd. Es ist nicht so, dass ich nichts fühle, wenn mich etwas amüsiert oder nervt zum Beispiel, ich weiß das ich es mache, aber in solchen Momenten ist alles so befremdlich. Wie fühlt sich wohl Trauer oder Mitleid an, Enttäuschung, vor allem Liebe. Ich bin nicht neugierig, aber es kribbelt mich herauszufinden, was sich hinter dem L-Wort verbirgt.

"Tae was ist los?!" schreit plötzlich eine Stimme aus den Untergeschoss, die ich dem schweigsamen Shinigami zuordne.
Dass die beiden immernoch unten auf mich warten ist mir entfallen sobald ich in dieses Zimmer eingetreten bin. Ein wenig unhöflich, wenn man bedenkt das ich sie eingeladen habe, doch nach den Streit musste ich Dampf ablassen. Noch ein letztes Mal werfe ich einen flüchtigen Blick auf den Bewusstlosen ehe ich aus dem Raum trete.
Mit einem grellen Quietschen schließe ich die Tür, lasse den Jungen in tiefer Dunkelheit zurück, allein.
Der Gedanke daran imponiert mir zwar nicht, aber ich muss mich um meine Freunde kümmern, wenn ich meine Ruhe haben will. Die beiden können, wenn sie es wirklich wollen, wie eine tickende Zeitbombe sein. Eine Sekunde zu spät und der Tee darf aufgelegt werden, bestimmt eine durchaus spannende Show für Yoongi als möglicher Zuschauer.

Geschwind, aber nicht so schnell das ich auf meinem Gewand ausrutschen könnte, schreite ich die glatten Treppenstufen herunter.
Das Klackern meiner Absätze dürfte bestimmt schon bei den beiden angekommen sein. Meine Füße widerstreben diesen Schuhen und sobald ich nur mit meinem Angestellten in Zweisamkeit bin, würde ich wohl zum ersten Mal seitdem er hier wohnt mich umziehen. Die Klamotten, welche ich rund um die Uhr trage, sie werden immer unbequemer, ein Pulli und eine lockere Hose, wie Yoongi sie trägt, würde mir um einiges mehr gefallen.

"Da bin ich schon, keine Sorge ich bin schon nicht verloren gegangen" schmunzel ich meine Gäste an, die mir Händchen haltend mir gegenüber stehen. Durch seine dunkelvioletten Augen betrachtet mich Jeongguk eindringlich, fast schon ein wenig kritisch. Der Ausdruck jagt sogar meiner Wenigkeit eine sachte Gänsehaut über den Körper. Doch konter ich wie gewöhnlich mit meiner monotonen Maske. Ich werde diesem Menschenleser sicher nicht erlauben mich zu studieren und zu durchschauen.
Schon fast gespannt beobachtet Jimin unseren Blickkrieg, setzt dem aber ein Ende indem er an den Klamotten von seinem Freund zupft.
"Wir sollten so langsam" flüstert er ihm vielsagend ein. Wie in Zeitlupe nickt er, den forschenden Blick nicht von mir lösend.
Doch auch wenn er wohl nicht genug von dem kalten Krieg bekommen kann, bin ich es mir leid ein Anstarrduell zu liefern.

Grinsend laufe ich auf meine Freunde zu und breite meine Arme aus, um sie Sekunden später in eine brüderliche Umarmung zu ziehen.
"Danke, dass ihr da wart. Tut mir Leid, ich wollte keinen Streit."
"Ist schon in Ordnung" versichert mir der Todesgott und legt langsam seinen Arm um mich. Die Wärme, die er dabei ausstrahlt, sie lässt mich geborgen fühlen, als ob ich von einer liebenden Mutter umgarnt würde.
"Wo ist Yoongi?"erkundigt sich der Kleinste, seine Augen triefend vor Sorge. Ich könnte beiden die Wahrheit sagen, was an der Stelle sicher nicht verkehrt wäre, einen weiteren Streit, auf diesen habe ich weder Lust noch die Zeit dazu.

Als ich ihm immernoch keine Antwort geliefert habe vor Sprachlosigkeit, löst er sich harsch aus der Umarmung.
"Wo ist er?" wiederholt er sich mahnend.
Auch der Lilaäugige hat sich aus der Berührung gelöst, die ich sonst niemanden widme, was mir einen kleinen Stich versetzt. Auffordernd hebt er seine Braue
Ungewollt weicht ein Seufzen von mir, der mich zwar beruhigt, dafür aber die beiden anderen zu provozieren scheint.
"Der ist schlafen gegangen" lüge ich wie gedruckt, mit der Kernwahrheit, dass er momentan wirklich nicht ansprechbar ist.

Sofort wird mir ein mahnender Blick von Jeongguk zuteil, der mich wie ein scharfes Messer durchbohrt. Erneut nimmt meine Gleichgültigkeit überhand. Auch wenn seine Augen mir Angst beibringen sollen, es könnte mir nicht mehr egal sein.
"Noch eine gute Nacht" wünsche ich ihnen und mache auf meinen Absatz kehrt.
Von den beiden kam darauf nichts, bis auf das laute Knallen der Eingangstüren.
Wortlos sind sie aus meinem Anwesen verschwunden. Ein klein wenig stimmt mich das traurig, doch sollte ich jetzt eher Essen vorbereiten. Zwar ist mein Hunger nicht vorhanden, doch wird sich mein Mitbewohner nach Erwachen wohl mehr als nur ausgelaugt fühlen. Er braucht die Kräfte, die aus den Nährstoffen der Nahrung entspringt, sein Magen dürfte mehr als nur geräumig sein.
Yoongi soll so schnell wie möglich wieder auf seinen eigenen Beinen stehen können. Diese mickrige Hilfeleistung bin ich ihm wohl mehr als nur schuldig.

Warum ich dem vermeintlichen Einbrecher so sehr helfen will, obwohl mir diese Tat keinerlei Nutzen erbringt.
Ich schätze niemand wird mir die Antwort darauf liefern können, genauso wie der Grund meiner Existenz.

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Random fact: Ich hasse die deutsche Sprache, aber ich finde sie trotzdem schön, weil man Worte häufig wirklich toll umschreiben kann.
Ein Bsp. Statt Alkohol/Drogen-> Sorgenvernichter
Ich denke es ist klar was mein stupid head meint xD

Cut of life~TaegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt