•мinus XV•

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"Wir sollten wohl damit loslegen dir das Duzen beizubringen, ich kann das ganze Siezen rund um die Uhr nicht mehr ertragen" quengelt er, ein schiefes Schmunzeln auf seinem Lippen gelegt. "

Jackson

Verdutzt starre ich auf das erleuchtete Fenster des prächtigen Anwesens. Es sieht sehr einladend aus, wie ein Tor welches unbedingt von mir durchschritten werden muss.
Mit anderen Worten- meine perfekte Einbrechgelegenheit- und diese werde ich jetzt ergreifen.
Die Sorge um Yoongi und die Schuldgefühle wegen Hoseok bringen mich bald um.
Ich habe die Fähigkeiten des Katzenäugigen um Längen überschätzt. Selbstverständlich wäre ich unbeschadet davon gekommen.

Zwei Wochen und der Junge hat es immernoch nicht aus dem Gebäude geschafft, sitzt fest wie eine Maus in der Mausefalle. Das er dem Executor so hilflos ausgeliefert ist, fast schon ein wenig enttäuscht bin ich von ihm. Ein klein wenig mehr Kampfgeist hatte ich mir schon erhofft.

Am liebsten, würde ich noch Zuhause am Fernseher ausruhen und einen kalorienreichen Burger zu mir nehmen, den Abend schön ausklingen lassen nach der harten Arbeit. Doch müsste ich wie immer das trübselige Gesicht von seinem Bruder begutachten, welches mir auf solch Dauer nurnoch auf die Nerven geht. Sein Verhalten gleicht beinahe dem eines Kindes, beleidigt weil etwas weggenommen wurde, aber zu unfähig selbst etwas dagegen zu unternehmen.

Ein geschafftes Seuzen überkommt meine rosigen Lippen, nachdem ich meine, zugegebenermaßen abwertenden, Gedankengänge vollzogen habe.
Ich sollte aufhören anzunehmen, dass jeder so super talentiert und begabt ist wie ich, wenn ich nicht weiter enttäuscht werden will. Meinen Glanz will ich wohl kaum wegen so etwas verlieren.

Konzentriert überprüfe ich meine Umgebung und male mir aus wie ich wohl am besten hoch komme, in das zweite Stockwerk. Mir ist eine Wendeltreppe und ein Balkon geboten.
Unsicher schwenkt mein Blick zwischen den beiden Hilfsmittel hin und her, bis ich mich für die simple Möglichkeit der beiden entscheide- die Treppe natürlich.
Im Notfall bin ich schnell genug zum Entwischen.

Möglichst lautlos steige ich die metallenen Treppe hoch, kralle mich förmlich ins Gerüst um nicht runterzufallen falls ein kräftiger Windstoß über das Land zieht.
Das Geländer ist kühl unter meinem Griff, fühlt sich angenehm an im Kontrast zu meiner schwitzenden Hand.
Ich bin kaum aufgeregt und doch bange ich um einer der sagenhaften Fallen des Hauses, für die es so bekannt ist.

Als ich beinahe im richtigen Geschoss ankam ist es fast so als ob mich das Gebäude gehört hat, denn die Stufen der Treppe lösen sich wie von Geisterhand, fallen tief hinunter bis sie laut scheppernd auf dem Boden auftreffen. Also wenn man jetzt nicht von mir weiß, verstehe ich die Welt nicht mehr, doch schreite ich trotzdem weiter voran.

Von der jetzigen Stelle, ich hatte mich glücklicherweise fest an dem Geländer gefangen als die Falle ausgelöst wurde, schwinge ich wie ein Affe auf der Stange herum, bis ich den aufgebauten Schwung ausnutze um auf dem nächst gelegenen Balkon zu landen.
-Ich hoffe irgendjemand hat diesen Stunt aufgenommen, Filmmaterial vom Feinsten.

Unter einem gewissen Kraftaufwand ziehe ich mich an dem Anbaut hoch und hoppse ins Sichere. Außer Atem versuche ich mir Orientierung zu schaffen. "Der nächste Balkon ist dann wohl mein Ziel" geht mir durch den Kopf. Ich nehme einen tiefen Atemzug, ehe ich genug Anlauf nehme, um schlussendlich abzuspringen.

Ein breites Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, natürlich war das nicht mehr als ein Katzensprung für mich.

Das Gesicht an der Scheibe gepresst, versuche ich zu erkennen was es für ein Raum ist. Es wirkt durch das Bett inmitten dessen, wie ein Gemach, neben diesem steht ein junger Mann, der sich gerade das Shirt über den Kopf ziehen wollte.
Ja wollte, leider wurde ich schnell enttarnt.

Geschockt starrt der Schläfrige mich an, die Augen so geweitet wie die einer nachtaktiven Eule. Um sich zu vergewissern wer an seinem Fenster spannt läuft die Person zögerlich zu mir. Mit jedem Schritt erklart sich das Bild vor mir, bis ich erkenne, dass es Yoongi ist, der so verloren aussieht.

Offensichtlich hat auch er mich erkannt, denn er läuft mittlerweile viel schneller auf mich zu. Wie verrückt rüttelt er an dem Fenster um dieses zu entriegeln, Tränen glänzen an seiner Wasserlinie.
Er strahlt förmlich nachdem er es endlich öffnen konnte. Sofort schließt er mich in seine Arme und murmelt immer wieder ein "Danke".

Verwirrt will ich gerade erwidern, doch komme ich erst gar nicht dazu, da löst er sich wieder von mir.
"Du solltest schnell weg hier, er kommt" erklärt er mir, doch verstehe ich nicht was er damit meint.
"Was soll das, ich wollte-" das Wort wurde mir abgeschnitten von einer lauten Stimme, die wütend seinen Namen durch das Gebäude rief, sie klingt so nah und doch so fern.

"Geh" ermahnt er mich erneut bevor er mir den Rücken kehrt und die Tür aufgerissen wird. Schnell gehe ich in die Knie, um mich vor der Bedrohung zu schützen.
Mein Verständnis für das Geschehen schwindet mit jeder vergehenden Sekunde.
Nur Bruchteile kommen so richtig in meinem Kopf an unter anderem "Gesprochen" und "Nein".
Wie verrückt hebt sich meine Brust auf und ab, noch nie habe ich Todesangst empfunden, jedenfalls bis jetzt. Das Blut scheint in meinen Adern wie geforen zu sein, fließt nicht wie gewöhnlich.

Was könnte wohl mit den Worten gemeint sein oder Yoongis Taten. Noch nie habe ich einen solchen Ausdruck bei ihm gesehen.
Bei jedem aber nicht bei Suga.
Wie konnte so ein starker Wille hier gebrochen werden? Nie hätte er mich einfach so umarmt. Die Gestik war warm, doch fühlt sich jetzt so an, als sei ich von einem dicken Eisklotz umarmt worden.

Meine Instinkte schalten sich erst wieder ein und meine Gedanken aus, nachdem ich eine dunkle Stimme, sicherlich Taehyungs, sagen höre "Du sollst doch nicht lügen".
Wie von selbst flüchte ich von dem Ort, schwinge mich Balkon für Balkon weiter hinunter bis ich auf dem Grund angekommen bin.

"Feige bist du Jackson. Nicht mehr und nicht weniger" knurre ich, während ich aus der Gefahrenzone renne.
Ohne Suga im Petto, den ich ja eigentlich retten wollte.

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Random Fact: Wenn ich wütend bin muss ich immer weinen und es nervt furchtbar.

Cut of life~TaegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt